Hofgeschichten

Warum Landwirte öffentliche Gelder bekommen und was dahinter steckt.

Im landläufigen Sprachgebrauch hört man oft, „die Bauern bekommen eh so viele Förderungen“. Dokumentiert wird das auf der öffentlichen Homepage www.transparenzdatenbank.at. Was dahinter steckt und warum Landwirte diese Gelder bekommen, wissen aber längst nicht alle. Das soll sich mit den folgenden Zeilen ändern.

Bevor wir starten, müssen wir aber noch über die Begriffe reden. Meist wird von „Förderungen“ gesprochen. In der Landwirtschaft selbst spricht man aber lieber von „öffentlichen Geldern“ oder „Ausgleichszahlungen für erbrachte Leistungen“.

Über den Sinn von öffentlichen Geldern.

Warum bekommen Landwirte überhaupt öffentliche Gelder und können nicht vom Verkauf ihrer erzeugten Produkte leben? Eine gute Frage, die sich auch viele Landwirte selbst stellen. Sie würden nämlich wesentlich lieber ohne öffentliche Gelder auskommen. Dass das in unserer heutigen Zeit schwer möglich ist, soll ein einfaches Beispiel zeigen. Nehmen wir zwei Milchviehbetriebe. Der eine hat seinen Hof in einer Gunstlage mit super Bedingungen, der andere ist am Berg zuhause mit vielen Steilflächen. Für den Liter Milch bekommen beide (bei gleicher Wirtschaftsweise: bio/konventionell, Silo- oder Heumilch) gleich viel. Der Unterschied ist nur, dass der Betrieb am Berg wesentlich höhere Kosten und viel mehr Aufwand für die gleiche Milchmenge hat. Diese Unterschiede sollen unter anderem die öffentlichen Gelder ausgleichen.

Daneben gibt es viele Wünsche der Gesellschaft an die Landwirtschaft wie Schutz von Klima, Wasser und Boden und die Pflege der Kulturlandschaft. Werden diese erfüllt, bekommen Bäuerinnen und Bauern die Zahlung dafür. Geld für Leistung sozusagen. 180 € sind es pro Person und Jahr, die als öffentliche Gelder der Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Damit kommen wir zu einer weiteren wichtigen Funktion der öffentlichen Gelder: sie ermöglichen leistbare Lebensmittel für alle. Und sollen trotzdem angemessene Einkommen für die Betriebe gewährleisten. Was aber nur teilweise gelingt, sind die Einkommen der Landwirte im Vergleich zu Einkommen aus nicht-landwirtschaftlichen Tätigkeiten um rund 40 % niedriger.

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)

Seit dem Beitritt zur EU gilt die Gemeinsame Agrarpolitik auch für Österreich. Der Landwirtschaftshaushalt ist der einzige Bereich in der EU, der gemeinsam finanziert wird. Der Anteil der Agrarausgaben am EU-Haushalt liegt ca. bei 35 %, also doch sehr hoch und das wird auch oft kritisiert. Zum Zeitpunkt des EU-Beitritts Österreich lag dieser Wert bei 55 %. Wichtig zu wissen dazu ist: Würde man alle Finanzhaushalte (Soziales, Gesundheit, etc.) der EU-Länder zusammenzählen, würde der Agrar-Haushalt nur ca. 2 % ausmachen. Also wird dann insgesamt doch nur ein kleiner Teil für die Landwirtschaft verwendet.

Mit dem Jahr 2023 beginnt eine neue Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik in der EU. Damit werden die öffentlichen Gelder neu verteilt. Die bisherige Periode dauerte von 2013 bis 2020. Zwei Übergangsjahre hat es gebraucht, bis das neue Programm fertig verhandelt und auf Schiene war. Damit kann man sich ungefähr vorstellen, wie komplex dieser Verhandlungsprozess ist und wie viele Interessensgruppen mitreden.

Die Gemeinsame Agrarpolitik ist grundsätzlich auf zwei Säulen aufgebaut. Säule 1 sind die Direktzahlungen. Diese bekommt jeder Landwirt für die Fläche, die bewirtschaftet wird. In der Säule 2 gibt es das ÖPUL (Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft) und die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete („Bergbauernförderung“). Um die öffentlichen Gelder zu bekommen, ist ein sogenannter Mehrfachantrag nötig. Dieser wird bei der Landwirtschaftskammer gestellt. Ausbezahlt werden die öffentlichen Gelder von der AMA, die auch Kontrollen durchführt, ob alles richtig eingehalten wurde.

Die Teilnahme am ÖPUL ist freiwillig. Aus diesen Maßnahmen kann man dabei wählen. Hinter jeder Maßnahme stecken mehrere Seiten an Beschreibung, was wie einzuhalten ist und was man dafür bekommt.

Die GAP auf unserem Hof.

Wir bewirtschaften die Flächen auf unserem Hof seit Jahrzehnten sehr ähnlich. Die öffentlichen Gelder sind aber auch für uns ein wesentlicher Einkommensbestandteil in der Landwirtschaft. Wir bekommen die Direktzahlungen, Gelder aus dem ÖPUL und die Ausgleichszulage.

Beim ÖPUL nehmen wir bei folgenden Maßnahmen teil:

  • Biologische Wirtschaftsweise: dazu muss man die EU-Bio-Verordnung einhalten und zusätzlich 7 % der genutzten Fläche als Biodiversitätsflächen bewirtschaften
  • Ergebnisorientierte Bewirtschaftung: bei dieser Maßnahme, wo wir neu teilnehmen, wurden auf unseren artenreichen Wiesen gewisse Ziele definiert, die wir erreichen müssen
  • Begrünung – System Immergrün: damit ist gewährleistet, dass die Ackerflächen das ganze Jahr (bis auf kurze Phasen zwischen Ernte, Zwischenfruchtanbau und Begrünung) grün sind
  • Humuserhalt und Bodenschutz auf umbruchsfähigem Grünland: eine neue Maßnahme, mit der der höhere Humusgehalt am Grünland gefördert wird
  • Tierwohl – Weide: eine Prämie zur Förderung der Weidehaltung
Das ist eine Wiese, für die wir die Maßnahme „Ergebnisorientierte Bewirtschaftung“ beantragt haben. Hier müssen z.B. typische Arten jedes Jahr vorkommen.

Was mit der Gemeinsamen Agrarpolitik auf jeden Fall zusammenhängt, ist Bürokratie. Alle Regelungen bedürfen gewisser Aufzeichnungen und Kontrollen. Es heißt zwar vor jeder neuen Periode, es soll einfacher werden – tatsächlich tritt das aber nicht ein. Auch ein Grund, warum viele Landwirte eine negative Einstellung zu den öffentlichen Geldern haben.

Sie sind aber Teil des derzeitigen Systems und das wird sich in näherer Zukunft auch nicht ändern. Vielleicht ändert sich aber das Verständnis in der Gesellschaft für die öffentlichen Gelder. Weil sich ohne diese die Agrarstruktur noch stärker ändern würde.

Zum Schluss noch ein Tipp für weitere Infos: GAP | Land schafft Leben

Der Ackerbau.

Nach den Hofgeschichten zu „Das Grünland“ und „Die Waldarbeit“ widmen wir uns der dritten Form der Flächennutzung bei uns am Hof, dem Ackerbau. Von der Flächenausstattung, der eingesetzten Arbeitszeit und der Maschinenausstattung nimmt der Ackerbau bei uns eine untergeordnete Rolle ein. Trotzdem gibt es dazu einiges zu erzählen. Los geht’s.

Der Dinkel.

Von Hörndl und Körndl und Ackerbau und Viehzucht.

Wir sind mit unseren rund 5 ha Ackerland (aufgeteilt auf 10 Feldstücke) ein Zwerg im Ackerbaubusiness. Dafür legen wir bei uns am Hof damit die Grundlage für das Brot backen über das ganze Jahr. Unsere Ackerfläche ist aufgeteilt auf ca. die Hälfte Getreide und die Hälfte Feldfutter (Klee-Gras-Mischung für unsere Milchkühe). Überhaupt sind Ackerbau und (Dauer-)Grünland zwei sehr unterschiedliche Flächennutzungen. Traditionellerweise spricht man auch von „Hörndl- und Körndlbauern“ und in der landwirtschaftlichen Ausbildung lernt man von „Ackerbau und Viehzucht“.

Feldfutter sieht auf den ersten Blick wie eine normale Wiese aus, wird aber nach einigen Jahren wieder für eine Ackerkultur genutzt.

Worauf es beim Ackerbau ankommt.

Was unterscheidet den Ackerbau so grundlegend vom Grünland? Während das Grünland eine Dauerkultur ist und somit in der Regel keine Bodenbearbeitung stattfindet, muss beim Ackerbau eine regelmäßige Bodenbearbeitung stattfinden. Schließlich soll die eine Frucht wachsen, die man anbaut. All das kennt man ja aus dem Garten. Nur läuft das am Acker in entsprechend größerem Stil ab. Ein wichtiger Erfolgsfaktor im Ackerbau ist die Fruchtfolge, vor allem im Bio-Landbau. Wir haben da bei uns einen sehr einfachen Fruchtwechsel. Drei Jahre Kleegras als Feldfutter und dann Dinkel, Roggen, Dinkel. Einfach, gut erprobt und vor allem: auf unseren Betrieb angepasst. Das Getreide können wir in der Backstube veredeln, das Feldfutter im Stall.

Das Stroh – goldgelb, wie es sein soll.

Der Ackerbau im Lauf des Jahres.

Wie der Weg des Getreides von der Saat bis zur Ernte ist, haben wir in „Die Getreideernte“ sehr genau beschrieben. Kurzzusammengefasst: das Getreide wird Anfang Oktober gesät und ca. Ende Juli geerntet. Dazwischen steht es am Feld und wird bei uns meist nur einmal bearbeitet, und zwar gestriegelt. Dabei wird das Unkraut im Frühjahr mechanisch ausgerissen. Die Hauptarbeit am Acker beginnt mit der Getreideernte und endet mit dem neuerlichen Anbau. Dazwischen liegen rund zwei Monate. Um den Boden hier nicht brach liegen zu lassen, bauen wir eine Begrünung (auch Zwischenfrucht genannt) an. Eine möglichst vielfältige Pflanzenmischung, die den Boden lockern, Humus aufbauen und Stickstoff einbringen soll. Bei uns ist das heuer zum Beispiel eine Mischung aus folgenden Pflanzen: Ackerbohne, Buchweizen, Kresse, Leindotter, Ölrettich, Phacelia, Senf, Sonnenblume. Ziemlich vielfältig. Da freuen sich der Boden, das Auge und die Insekten.

Die Begrünung – hier blühen der Senf (gelb) und der Buchweizen (weiß).

Ein Spielfeld für Technikfreaks.

Um im Ackerbau zum gewünschten Ziel zu kommen, braucht es vor allem eine gute Technik. Ein paar m2 im Garten sind schnell umgestochen, aber für mehrere Hektar ist die eigene Muskelkraft dann doch zu wenig. Dafür gibt es eine große Bandbreite an Geräten. Einerseits etablierte und sehr verbreitete Geräte wie den Pflug, Grubber, Kreiselegge, etc, andererseits auch viele Eigenbauvarianten. Wir besitzen selbst nur einen Pflug, alle anderen Geräte borgen wir uns aus oder lassen jemanden bei uns fahren. Bisher haben wir unsere Felder vor dem Getreideanbau gepflügt, heuer probieren wir einen Teil mit alternativen Geräten, wie zum Beispiel der Fräse.

Pflügen im Herbst.

Eines ist beim Ackerbau gewiss: man hat jedes Jahr die Chance, etwas zu verbessern und Neues zu probieren. Und auch wenn man immer alles gleich macht, kann das Ergebnis ein anderes sein. Schließlich arbeitet man ja in und mit der Natur. Und die lässt sich nun mal nicht standardisieren.

Ein Grubber bei uns im Einsatz.

Die Besonderheiten unserer Hühner.

Unsere Hühner sind besonders. Auf zwei verschiedene Art und Weisen. Einerseits genießen sie eine spezielle Haltung im Mobilstall mit viel frischem Grün. Andererseits haben sie Verhaltensweisen, über die wir selbst oft lachen müssen. Beide Besonderheiten wollen wir euch in dieser Hofgeschichte vorstellen.

Die besonderen Verhaltensweisen.

Es gibt ja das sprichwörtliche „dumme Huhn“. Wer selbst Hühner hält, weiß aus eigener Erfahrung, dass an diesem Spruch wenig dran ist und Hühner ziemlich intelligent sein können. Vor allem, wenn man sie artgerecht hält und sie ihren Verhaltensweisen nachgehen können. Wir können euch dazu einige Beispiele bringen – mit Schmunzelgarantie.

Zwei Hennen, die besonders gerne draußen sind. Auch der Regen macht ihnen nichts aus.

Wir haben bei uns immer wieder Hennen dabei, die, sagen wir mal so, den Zaun eher als Empfehlung verstehen. Sie fliegen drüber, schlüpfen unten durch oder zwängen sich durch die Zaunlöcher. Und dann geht’s meist schnell Richtung Hof. Was dort gemacht wird? Natürlich das gute Futter suchen. Und das Ei legen. Am besten dort, wo es Martin nicht findet. Das Spannende ist: sobald man ein Nest ausgehoben und die Eier entfernt hat (oder auch nur einige weggenommen hat), wird ein neues Nest gesucht. Und noch interessanter: die Hühner kommunizieren untereinander und verwenden auch gerne das gleiche Nest. Faszinierend ist, dass die Hühner auch nach dem Umstellen des Stalls sofort wissen, wo der Weg Richtung Hof ist.

Die Spuren im Schnee helfen bei der Aufklärung des Falls. (Diese Henne wollt unbedingt vom Winterstall in den mobilen Hühnerstall, um ihr Ei zu legen)
…und wieder ein Versteck gefunden.
…und noch ein Gemeinschaftsversteck.

Man muss sagen, es sind immer die 2-3 (manchmal auch mehr) gleichen Hennen, die außerhalb des Zauns unterwegs sind. Wenn das Ei gelegt ist, wird fleißig nach Futter gesucht. Gerne beim Fressplatz der Kühe, aber auch vor der Backstube oder dem Hofladen. Am Abend sind die ausgebüchsten Hennen dann meistens wieder im Stall.

Henriette vor dem Hofladen (nur wenige spezielle Hühner haben einen Namen bei uns oder wir nennen alle Henriette)

Vor kurzem war eine Henne besonders frech und ist gleich ins Haus unserer Nachbarin in den 1. Stock marschiert.

Die besonderen Eier aus besonderer Haltung.

Für unsere Hühnerhaltung haben wir uns einige Besonderheiten überlegt. Die Hennen danken es uns mit Eiern, die man so im Supermarkt nicht bekommt. Der mobile Stall macht es möglich, dass die Hühner regelmäßig einen neuen Platz mit frischen Gräsern und Kräutern bekommen – dadurch können sie ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben. Das bringt dem Ei sichtbar eine intensive Dotterfärbung und unsichtbar viele wertvolle Inhaltsstoffe.

Das Grünfutter sorgt für eine natürliche, intensive Dotterfärbung.
In besonders großen Eiern sind manchmal zwei oder sogar drei Dotter drinnen.

Durch die mobile Haltung wird die Übernutzung des Auslaufs vermieden – wie man sonst rund dem Stall oder bei zu wenig Fläche sehen kann. Neben dem Grünfutter auf der Weide bekommen die Hühner im Stall Bio-Futter von uns, aus der Region bzw. aus Österreich. Wir füttern neben dem Legehennenfutter Nebenprodukte unseres Brotgetreides, die Molke von der Topfenherstellung und teilweise auch gekeimtes Getreide. In Summe sorgt das für einen unverwechselbaren Ei-Geschmack.

Unsere Bio-Wieseneier.

Eine Besonderheit sind auch die bunten Eier. Nicht, weil sie für Ostern gefärbt wurden, sondern weil wir mehrere Hühnerrassen mit unterschiedlichen Eischalenfarben halten. Damit leisten wir auch einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. In der Eipackung sind die verschiedenfarbigen Eier natürlich ein Hingucker. Zusätzlich sind sie unterschiedlich groß, da wir Hühner verschiedenen Alters halten (die Eier wachsen mit dem Alter der Hennen mit bzw. hängt die Eigröße auch mit der Tagesverfassung zusammen). Neben den Hennen haben wir derzeit auch zwei Hähne mit dabei. Diese sorgen für eine natürliche Rangordnung und schützen vor Feinden (z.B. Greifvögel). Die restlichen Bruderhähne dürfen auch leben und werden wie andere Bio-Masthühner ca. 10 Wochen aufgezogen (während sie konventionell meist nur einen Tag alt werden). Auch bei der Eiablage gehen wir auf die natürlichen Verhaltensweisen ein: unsere Hennen dürfen ihre Eier in ein mit Dinkelspelzen eingestreutes Familiennest legen – bei der Legehennenhaltung wird sonst meist ein Abrollnest verwendet.

Hennen legen ihre Eier gerne als Nest zusammen (in der Natur als Grundlage fürs Brüten). Das Eier abnehmen ist für uns so wie tägliches Eier suchen.

Das wars zu den Besonderheiten unserer Hühner. Sie freuen sich auch, wenn man sie besucht. Den Hühnern zuschauen hat auch etwas ziemlich Meditatives. Gerne ausprobieren und dann die Eier genießen.

Das Brot – Spezialität und Tradition unseres Hofs.

Brot ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Auch bei uns am Hof spielt es eine große Rolle. Bereits 1977 hat Christine Kappel mit dem Brot backen begonnen. Monika hat dieses Handwerk von ihr übernommen und seitdem stetig ausgebaut. Grund genug, dem Brot bei uns am Hof auf den Grund zu gehen. Eine Geschichte vom Getreide, den Abläufen bis zum Brot und den Menschen dahinter.

Das Getreide im Herbst.

Alles beginnt mit dem Korn.

Und zwar buchstäblich, wenn es in die Erde gesät wird. Das passiert in der Zeit um Anfang Oktober. Bei uns wachsen Roggen und Dinkel in einer Fruchtfolge bis zur Ernte im Juli auf unseren Äckern. Wir verwenden Sorten, die nicht auf Ertrag getrimmt, sondern an den Standort angepasst sind und gute Backeigenschaften haben. Beim Dinkel ist das die Urdinkelsorte „Ostro“ und beim Roggen der „Amilo“. Nach der Ernte wird das Getreide nachgetrocknet, gereinigt, der Dinkel noch entspelzt und dann bei uns eingelagert. Seit einigen Jahren im Kühlraum – eine Auswirkung der Klimaerwärmung übrigens, da die ungekühlte Lagerung zu schädlingsanfällig geworden ist.

Die eingelagerte Getreideernte als Basis für das Brotbackjahr.

Donnerstag ist unser Backtag.

Das bringt uns zum Wochenrhythmus, der bei uns am Hof bis auf wenige Backauszeitwochen im Jahr vorherrscht. Monika beginnt am Mittwoch mit den Vorbereitungen – die Teige werden vorbereitet und die Kuchen gebacken. Für Andreas, unseren „Müllermeister“ steht der Mittwoch ganz im Zeichen des Getreidemahlens. Der Bedarf an Mehl wird jede Woche frisch gemahlen. Dafür haben wir uns vor einigen Jahren eine neue Getreidemühle angeschafft, die das Getreide schonend zwischen zwei Mühlsteinen vermahlt.

Das Mahlen ist die Aufgabe von Andreas.

Am Donnerstag geht es dann wirklich rund. Da beginnt der Arbeitstag für Monika bereits um 3 Uhr früh. Die Teige werden hergerichtet, das erste Brot kommt ins Rohr, alle Vorbereitungen für den langen Back- und Verkaufstag werden erledigt. Woher Monika das Wissen zum Brot backen hat? Als Quereinsteigerin hat sie viel von ihrer Schwiegermama gelernt und sich bei Kursen nötiges Wissen angeeignet. Dazu kommt viel Erfahrung, die sie sie in den letzten 26 Jahren gesammelt hat.

Monika schätzt den Kreislauf vom eigenen Getreide bis zum gesunden und schmackhaften Brot.

Wenig Inhaltsstoffe – viele Möglichkeiten.

Mehl, Sauerteig, Salz, Gewürze und ein paar Gramm Hefe – diese Zutaten kommen in unser Brot hinein. Und natürlich viel Liebe. Gutes Brot braucht auch nicht mehr. Eine wichtige Basis ist der Sauerteig. Und dieser wird bei uns gehegt und gepflegt. Ungefähr 20 Jahre verwenden wir bereits den gleichen Sauerteig – dieser wird vor jedem Backtag neu gefüttert und weiter gezüchtet. Ein wesentliches Merkmal beim Brot backen betrifft die Teigführung. Wir bevorzugen bei allen unseren Brotteigen eine lange Teigführung. Das heißt, die Zutaten werden langsam gemischt und der Teig hat dann eine sehr lange Ruhezeit. Ein Merkmal, dass bei industrieller Produktion verloren geht. Jedes Kastenbrot und jeder Laib wird per Hand geformt und wir gönnen den Broten vor dem Einschießen nochmals eine Ruhezeit.

In diesem Holzbackofen wird bei uns schon über 40 Jahre Brot gebacken.

Der Holzbackofen als Herzstück.

Wir haben einen Holzbackofen, der mit Schamott ausgekleidet ist (dieser speichert die Wärme und gibt sie langsam ab). Der Holzbackofen wurde bereits 1977 gesetzt und ist bis zum heutigen Tag das Herzstück der Backstube. Daneben gibt es noch zwei große Elektroöfen, die mit unserem Sonnenstrom betrieben werden und einige weitere hilfreiche Backgeräte. Am Backtag wird der Holzbackofen um drei Uhr früh eingeheizt. 19 kg Holz und ein Sack Hackgut sorgen dafür, dass die richtige Temperatur erreicht wird.  Genauigkeit ist beim Brot backen alles, entscheiden doch kleine Veränderungen über das Ergebnis. Nach fünf Stunden Aufheizen ist die Wärme in den Schamottsteinen gespeichert und das Brot kann eingeschossen werden. Rund eine Stunde ist das Brot im Holzofen – dadurch entwickelt sich eine wunderbare Kruste und das Brot erhält einen wunderbaren und einzigartigen Geschmack.

Die Brote kommen aus dem Holzbackofen.

Über den Wert des Brotes.

Unser Bio-Brot ist ein wertvolles Lebensmittel. Es steckt darin eine Vielzahl an gesunden Kohlenhydraten, Vitaminen, Ballaststoffen und wertvollen Mineralstoffen. Vor allem ist es gut verträglich, enthält keine Zusätze und Backhilfsmittel. Durch die Sauerteigführung ist es sehr lange haltbar und schmeckt auch nach einigen Tagen noch sehr köstlich. Da sprechen wir aus eigener Erfahrung, da wir das Brot die ganze Woche essen und es auch am sechsten Tag noch gut schmeckt.

Das fertige Brot, frisch aus dem Ofen.

Wir haben euch beschrieben, wie der Weg bei uns vom Acker bis zum fertigen Brot ist. Am Donnerstagnachmittag wird es dann bei uns im Hofladen verkauft. Wenn man bei unseren Äckern vorbeifährt und bei der Backstube mit dem duftenden Geruch nach Brot und Gebäck vorbeigeht, lässt sich dieser Weg mit allen Sinnen erleben.

Unser Dinkel.

Die Artenvielfalt auf unserem Hof.

Es sind Themen, die die öffentliche Wahrnehmung bestimmen. War es vor der Corona-Pandemie die Klimakrise, die durch die „Fridays for future“-Bewegung in aller Munde war, kommt jetzt immer stärker die schwindende Artenvielfalt in das öffentliche Bewusstsein. Wie beim Klimaschutz hat jeder so ein eigenes Bild, welche Maßnahmen wichtig wären und was man selbst schon dazu beiträgt. Sollen ruhig mal die anderen beginnen, werden sich manche denken. Dass bei so komplexen Themen eine einzelne Person nicht den Umschwung herbeiführen kann, ist klar. Einen Beitrag dazu kann aber jeder leisten. Das versuchen wir auch bei uns am Hof. Die Möglichkeiten am Bauernhof zum Thema Artenvielfalt sind groß – die Zielkonflikte aber genauso. Leiste ich mir eine vielfältige Landschaft mit vielen Bäumen und Sträuchern und nehme die Mehrarbeit in Kauf, die mir keiner zahlt? Setze ich auf alte Tier- und Pflanzenrassen, die geringere Leistungen haben und riskiere damit, dass ich den höheren Preis beim Abnehmer nicht erlösen kann? Alles Fragen, die man am Bauernhof in ein Gesamtbild betten muss.

Die Äpfel von unseren Streuobstbäumen.

Schützen durch nutzen.

Das ist meist das Credo von Bäuerinnen und Bauern. Ist auch klar, schließlich will man ja seine eigenen Flächen bewirtschaften und Lebensmittel erzeugen. Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze, um Land umweltschonend zu bewirtschaften. Beim „Land Sparing“ werden Flächen möglichst intensiv genutzt. Dafür spart man Platz, der dem Naturschutz gewidmet wird. Ein gegenteiliger Ansatz ist Land Sharing. Man bewirtschaftet eine Fläche so, dass auch die Natur etwas davon hat, dafür sind die Erträge geringer. Das ist meist der Ansatz in den alpinen Regionen, wie in Österreich. Dazu gibt es das Konzept der abgestuften Wiesenbewirtschaftung, das wir bei uns am Hof anwenden. Gute Standorte (gute Böden, leicht zu bewirtschaften) werden öfter gemäht und intensiver bewirtschaftet und sichern das Einkommen vom Betrieb. Schlechtere Standorte (Steilflächen, Nasswiesen) werden extensiver bewirtschaftet und lassen auch der Natur ihren Raum. Solche Flächen danken es mit einer schönen Artenvielfalt. Bei uns am Hof werden die Wiesen zwischen ein und fünfmal gemäht. Und auch unterschiedlich gedüngt. Eine Magerwiese mit einer hohen Artenvielfalt braucht zum Beispiel gar keine Düngung, während eine Fünf-Schnitt-Wiese nach jeder Mahd gedüngt werden muss.

Unser Muttertagsblumenstrauß von einer artenreichen Zwei-Schnitt-Wiese von uns.

Generell ist unser Ansatz, dass neben dem wirtschaftlichen Bereich auch die Ökologie ihren Platz hat. Immer in einer guten Abwägung, schließlich muss man als Landwirt von seinem Hof leben können, aber doch.

Einige Beispiele von unserem Hof in Bildern:

Ein alter Streuobstbaum geht, ein neuer kommt.

Wir erhalten unsere Streuobstwiesen und pflanzen laufend neue Streuobstbäume. Die Äpfel nutzen wir für unseren Apfelsaft. Die Streuobstbäume sind auch ein toller Lebensraum für verschiedene Tiere.

Die Schwalben fühlen sich in unserem Kuhstall sichtlich wohl.

In unserem Kuhstall finden viele Schwalbennester Platz. Wir haben uns mal die Mühe gemacht, alle zu zählen und sind auf 63 Nester gekommen (18 Rauchschwalbennester und 45 Mehlschwalbennester).

Die Beikräuter sorgen für eine bunte Mischung im Getreideacker.

Beim Dinkel bauen wir jedes Jahr die Sorte Ostro an, die zu den Ur-Dinkelsorten zählt. Im Getreidebestand haben auch die verschiedenen Beikräuter ihren Platz.

Dank verschiedener Hühnerrassen haben wir bunte Eier.

Bei den Hühnern setzen wir neben den typischen brauen Legehennen auf traditionelle Rassen.

Jetzt haben wir den Blick stark auf den Bauernhof gelegt. Artenvielfalt ist jedoch ein Thema, dass alle betrifft – von Gartenbesitzern bis zur öffentlichen Hand. Was dabei selten hilft, ist mit dem Finger auf andere zu zeigen und die Verantwortung abzuschieben. Nur eine Petition für mehr Artenvielfalt zu unterschreiben oder ein paar Insektenhotels aufzustellen, wird nicht die Trendumkehr bringen. Blühende und vielfältige Flächen zu schaffen, schon eher. Die sind im besten Fall auch eine Freude fürs Auge. Ein Gewinn für Mensch und Natur.

Zum Schluss noch ein paar Links für weitere Infos:

https://www.landschafftleben.at/hintergruende/artenvielfalt

https://www.naturimgarten.at/

https://www.ordentlich-schlampert.at/

Wenn das Kalb bei der Kuh bleiben darf.

Wenn das Kalb bei der Kuh bleiben darf, handelt es sich entweder um die Mutterkuhhaltung oder eine Milchviehhaltung mit muttergebundener Kälberaufzucht. Zweiteres haben wir bei uns vor kurzem ausprobiert. Zuerst als Versuch – mit laufendem Übergang in den Normalbetrieb. Über unsere Erfahrungen und welche Vor-und Nachteile das hat, erzählen wir euch jetzt.

Bei der Mutterkuhhaltung, bei der das Verkaufsprodukt das Fleisch ist, bleibt das Kalb solange bei der Mutter, bis es nicht mehr säugt. Bei der Milchviehhaltung ist das anders. Das Kalb bekommt zwar auch die Milch der Mutter, aber nur eine Woche lang – die sogenannte Kolostral- oder Biestmilch. Danach für einige Wochen die Milch der allgemeinen Herde. Aber im üblichen System vom ersten Tag an mit dem Nuckeleimer. Man will ja schließlich den restlichen Teil der Milch für die menschliche Nahrung nutzen. Warum das überhaupt möglich ist? Weil durch den Zuchtfortschritt und andere Einflüsse wie zum Beispiel besseres Futter die Leistung der Kühe in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen ist. Hat eine österreichische Milchkuh 1950 im Schnitt rund 3.000 l Milch pro Jahr gegeben, sind es heutzutage bereits rund 7.900 l (26 l pro Tag). Mit dem Grundfutter (Gras, Heu, Silage) gibt eine Kuh rund 20 l Milch pro Tag, wobei das Kalb am Beginn davon circa die Hälfte benötigt, danach laufend weniger.
Im gängigen System der Milchviehhaltung wird das Kalb am ersten Tag von der Mutter getrennt und über den Nuckeleimer mit Milch versorgt. Einige (Bio-) Betriebe haben in den letzten Jahren ein neues System ausprobiert – die muttergebundene Kälberaufzucht. Dabei bleibt das Kalb einige Tage bis mehrere Wochen bei der Mutter und trinkt, soviel es mag – die übrige Milch im Euter wird gemolken. Nach einigen Tagen oder Wochen wird das Kalb trotzdem von der Mutter getrennt und bekommt die Milch aus dem Nuckeleimer. Es braucht nach dem ersten Monat nämlich laufend weniger Milch und soll auch schon mit dem Heu fressen starten. Aber jetzt zu unseren Erfahrungen.

Kuh Edith mit ihrem Kalb.

Die Vorteile.
Ein wesentlicher Vorteil der muttergebundenen Kälberaufzucht liegt in der artgerechten Haltung und dem Tierwohl. In der Natur würde das Kalb solange bei der Mutter trinken, bis es sich abgewöhnt (übrigens auch beim Menschen gleich) und auf das Raufutter umsteigt. Zusätzlich ist es natürlich schön anzuschauen, wenn ein Kalb bei der Mutter trinkt.

Ein weiterer Vorteil ist das häufigere Trinken von kleinen Mengen anstatt 2-3 mal am Tag größere Mengen aus dem Nuckeleimer zu bekommen. Zudem hat die Milch aus dem Euter immer die optimale Temperatur. Im Gesamten führt das zu einer geringeren Anfälligkeit für Durchfälle. Und diese sind bei Kälbern durchaus eine häufige und auch gefährliche Erkrankung.

Zwei weitere Vorteile, die man nicht auf den ersten Blick vermuten würde, sind folgende: einerseits sind die Kälber zutraulicher, was auch den Umgang mit ihnen später erleichtert. Andererseits haben sie mehr Bewegung im großen Stall bei der Kuhherde statt im kleinen Kälber-Iglu. Es ist eine richtige Freude, den kleinen Kälbern beim Herumspringen im Stall zuzusehen und zu beobachten, wie sie ihren Bewegungsradius langsam erweitern. Zum Beispiel gehen sie bei uns nach einigen Tagen auch zum Fressplatz der Kühe mit. Und irgendwann erreichen sie auch den Elektrozaun beim Auslauf. Diese Erfahrungen könnten dann auch beim Weideaustrieb helfen, wenn sie den Elektrozaun bereits als Grenze wahrnehmen. Das müssen wir aber auch selbst erst herausfinden.

Kalb Ella ist in den Melkstand mit gekommen.

Die Nachteile.
Damit kommen wir zu den Nachteilen. Ein wesentlicher Nachteil liegt in der sinkenden Milchmenge, die verkauft werden kann. Einerseits trinkt das Kalb etwas mehr, andererseits hält die Kuh beim Melken auch einen Teil der Milch zurück (um sie für das Kalb aufzubehalten). Im Gesamten führt das dazu, dass der Landwirt weniger Milch verkaufen kann. Im Gegenzug müsste ein Milchviehbetrieb dann etwas mehr für den Liter Milch bekommen. Was praktisch nur in der Direktvermarktung möglich ist. Im Lebensmitteleinzelhandel gibt es dazu nämlich (noch) kein Projekt. Sonst bleibt es ein vorbildhaftes Tierwohl-Projekt des Landwirts. In der Praxis wird die muttergebundene Kälberaufzucht meist auf Bio-Betrieben angewandt. Das hat mehrere Gründe – vor allem aber jenen, dass der Preis für Bio-Milch höher ist und somit mehr „Spielraum“ für solche Projekte bleibt.

Ein zweiter Nachteil ist der höhere Trennungsschmerz. Was etwas technisch klingt, ist höchst gefühlvoll. Die Kühe haben natürlich einen Mutterinstinkt – manche mehr, manche weniger. Kommt das Kalb am ersten Tag weg, ist dieser meist noch nicht besonders ausgereift. Dieser nimmt jedoch in den ersten Tag zu, was dazu führt, dass nach der Trennung nach einigen Wochen das Rufen der Kuh nach dem Kalb größer ist. Wir lösen das, indem wir einen Kälberbereich haben, wo die Kuh das Kalb immer sehen und beschnuppern kann – das hilft.

Wenn die Kälber ihre Ruhe haben wollen, legen sie sich auf den Fressplatz. Ein solch abgetrennter Bereich, wo nur die Kälber hinkommen, hilft bei der muttergebundenen Aufzucht.

Zum Abschluss noch: wie sind wir überhaupt zur muttergebundenen Kälberaufzucht gekommen? Das Interesse dazu war bei uns schon länger da. Wir dachten aber, dass wir dazu unseren Stall umbauen müssten. Nach einem Gespräch mit einer Bekannten, die die muttergebundene Kälberaufzucht schon umsetzt, haben wir einfach begonnen und unsere eigenen Erfahrungen gesammelt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die muttergebundene Kälberaufzucht eine Annäherung an das natürliche Artverhalten der Rinder ist und die Kälber vitaler sind. Im Gegensatz dazu bedarf es einem höheren Milchpreis (soll die Wirtschaftlichkeit gleich bleiben) und einer bewussten Entscheidung des Landwirts.

Bauer und Bäuerin als Multitalent.

Bäuerinnen und Bauern sind Multitalente. Weil sie viele Fähigkeiten und Einzelberufe in einem Beruf vereinen. Der zugleich meist auch Berufung ist. Beispiele gefällig? Bäuerinnen und Bauern sind heute: Lebensmittelerzeuger und -verarbeiter, Landschafts- und Tierpfleger, Forstwirte, Mechaniker, Betriebswirte, Marketing-Strategen, Kinderbetreuer, Altenpfleger und vieles mehr. Je nach Betriebsausrichtung das eine mehr, das andere weniger. Und oftmals sind sie auch Vereinsobleute, Bürgermeister und Vordenker. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ziemliche viele Talente und Fähigkeiten sind heutzutage nötig, um einen landwirtschaftlichen Betrieb gut führen zu können. Das war aber nicht immer so. Zumindest auf den ersten Blick nicht. Und damit wollen wir beginnen.

Auch früher waren am Bauernhof schon Multitalente am Werk – damals war noch wesentlich mehr Handarbeit notwendig.

Früher war es so, dass meist der älteste Sohn den Hof von den Eltern übernommen hat. Eine gute Ausbildung war dafür nicht vorgesehen. Viel mehr schon die Arbeitskraft, sobald man eben anpacken konnte. Eine gute Ausbildung war eher den weichenden Kindern überlassen, im besten Fall einem Sohn, der Pfarrer wurde und studieren durfte. Die Bauernhöfe waren zum großen Teil der Selbstversorgung verschrieben, bewirtschaftet wurden sie so, „wie der Vater es auch schon gemacht hatte.“ Ein bekanntes Sprichwort in der Landwirtschaft. Das bringt uns zu einer Geschichte von unserem Hof. Martin´s Opa Josef (letztes Jahr leider im 94. Lebensjahr verstorben) übernahm den Hof als drittältester Sohn. Der älteste Sohn hatte eine Kriegsverletzung an der Hand, somit sollte der zweitälteste Sohn Franz übernehmen. Warum das so nicht passierte? Da gibt es mehrere Erzählungen. Erstens weil Franz erst einige Jahr später vom Krieg heimkehrte und Josef schon gut im Betrieb integriert war. Zweitens, weil Franz „weltoffener“ war (das hat sich später in seinem Pioniergeist für die biologische Landwirtschaft gezeigt – siehe 50 Jahre Biohof Kappel-Eine Zeitreise durch die Geschichte). Und drittens – hier kommt die Erzählung von Martin´s Opa: weil er als erstes mit einer Frau nachhause gekommen ist. So war das eben früher.

Heute hat sich das verändert. Einerseits ist eine gute Ausbildung wesentlich verbreiteter als früher. War es in früheren Zeiten sehr selten, dass man mit einer Matura oder einem Studium einen Bauernhof übernommen hat, kommt das heute viel häufiger vor. Auch heutzutage ist es so, dass man mit einer guten Ausbildung außerhalb der Landwirtschaft meist mehr verdient als am Bauernhof. Beim Beruf Bauer oder Bäuerin spielen aber viele andere Faktoren mit, wie zum Beispiel die Selbstverwirklichung, die Familie, den Arbeitsplatz  zuhause zu haben und so weiter.

Martin hat das öfters gehört, dass man mit einer Matura und vor allem mit einem Studium nicht mehr Bauer wird.

Andererseits sind heute die Erfordernisse an die Betriebsführung andere als früher. Die Landwirtschaft hat sich wie so vieles in unserem Leben massiv verändert. Da spielen viele Einflussbereiche mit: die Technisierung, Industrialisierung und Digitalisierung, die globale Vernetzung, der höhere Wohlstand und vieles mehr. Das bringt uns wieder zum eigentlichen Thema. Wo wir an einigen Beispielen zeigen wollen, welche Talente Bäuerinnen und Bauern heutzutage brauchen.

Lebensmittelerzeuger.

Der eigentliche Sinn des Berufs, der manchmal etwas in den Hintergrund gerät. Etwas zu essen braucht man schließlich jeden Tag. Ein Bauernhof ernährt heutzutage im Schnitt über 100 Menschen – ein Ergebnis der Arbeitsteilung und der Technologieentwicklung. Wir erzeugen bei uns am Hof Urprodukte wie Rohmilch, Getreide und Eier und  einige weiterveredelte Lebensmittel wie Brot und Gebäck, Topfen, Joghurt und Apfelsaft.

Monika ist bei uns am Hof das Multitalent für die Direktvermarktung in der Backstube und im Hofladen.

Landschaftspfleger.

Ein „Nebenprodukt“ der Lebensmittelerzeugung ist die Landschaftspflege. Gerade in Tourismusgebieten ist sie die Grundlage, dass Urlauber kommen. Wirklich zu schätzen weiß man sie jedoch meist erst, wenn sie nicht mehr gemacht wird. Und Flächen verwalden oder nur mehr gemulcht werden. Als Ausgleich gibt es öffentliche Zahlungen und in manchen Gebieten bereits Leistungsabgeltungen von Tourismusverbänden.

Landschaftspflege.

Betriebswirt.

Als Landwirt ist man selbstständig. Man muss sich also seinen Lohn selbst verdienen. Und die Steuern und die Sozialversicherung auch. Gleich wie ein Unternehmer in anderen Arbeitsbereichen. Dafür ist man auch sein eigener Chef, macht die Arbeit für sich selbst und kann sich die Zeit frei einteilen. Schwierig wirds, wenn zu wenig Geld hereinkommt. Gebäude und Maschinen können nicht erneuert werden, laufende Kredite nicht bezahlt werden. Ein Teufelskreis, bei dem der Betrieb in Schwierigkeiten geraten kann. Die Abgeltung der eigenen Arbeitszeit kann lange ein Puffer sein, aber von irgendwas muss man schließlich auch leben.

„Wer schreibt, der bleibt“. Ein bekanntes Sprichwort. Dass jeder Landwirt ein Unternehmer ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Manche wollen das nicht hören, schwingt doch dabei auch der Bürokratismus mit. Als Landwirt muss man heute seine Zahlen kennen. Dafür ist es nötig, diese auch zu erfassen. Wir sind zum Beispiel Mitglied beim Arbeitskreis Milchviehhaltung der Landwirtschaftskammer, wo man sich auch mit anderen Betrieben vergleichen und voneinander lernen kann. Und wir sind Mitglied beim Landeskontrollverband, wo ein Mal pro Monat der sogenannte Milchkontrollor kommt und die Milchmenge und –qualität von jeder Milchkuh bestimmt.

Andreas: bei uns am Hof das Multitalent im Stall und am Feld.

Marketing-Stratege.

Spätestens wenn man die hofeigenen Produkte direktvermarktet und nicht nur an den Verarbeiter oder Großhändler liefert, muss man sich auch ums Marketing kümmern. Natürlich kann man sich dafür auch Profis dazu holen, aber das authentische Bild über den eigenen Hof muss man immer noch selbst im Kopf haben. Zum Marketing zählt auch die Öffentlichkeitsarbeit. Wie wir sie zum Beispiel mit unseren Hofgeschichten betreiben.

Martin beim Verfassen einer Hofgeschichte.

Mechaniker.

Wir haben bei uns viele Maschinen im Einsatz. Zwei Traktoren, einen Hoftrac, einen Kipper, einen Miststreuer, ein Güllefass, ein Mähwerk, einen Motormäher, einen Kreiselschwader, einen Kreiselheuer, einen Ladewagen, eine Kippmulde, eine Seilwinde und einige weitere kleinere Geräte. Da gibt es immer etwas zu tun. Regelmäßig abschmieren, Pickerl machen, einwintern oder es wird etwas kaputt. Jedes Mal extra in die Werkstatt fahren wäre zeitaufwändig und finanziell oft schwer machbar. Daher bedarf es handwerklicher Fähigkeiten, die je nach Ausprägung am Bauernhof sehr gut eingesetzt werden können.

Hier war der Kratzboden vom Miststreuer zu reparieren.

Das waren jetzt einige Berufe, die sich in der Berufung Bauer oder Bäuerin gut vereinen lassen. Wir wollten euch damit zeigen, was es heutzutage alles braucht, um einen Bauernhof gut führen zu können. Und neben dem Fachwissen oft auch den sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand. Damit man es nicht nur so macht, „wie es schon immer gemacht wurde.“

Von den Düngern am Hof.

Wenn Tiere auf einem Bauernhof sind, sorgen sie für einen natürlichen Nährstoffkreislauf. Sie fressen das Futter, wandeln es in ein Lebensmittel für uns um und den Verdauungsrest scheiden sie aus. Auf die Felder ausgebracht wirken sie als Dünger, der die Pflanzen wachsen lässt. Wenn wir bei uns von Düngern sprechen, meinen wir meist Gülle, Jauche und Mist. Diese drei Arten der tierischen Dünger haben wir bei uns am Hof. Man nennt sie organische Dünger oder im landwirtschaftlichen Fachjargon Wirtschaftsdünger. Als Bio-Betrieb dürfen wir keine künstlich hergestellten Dünger, Mineraldünger genannt, verwenden. Zu Beginn dieser Hofgeschichte starten wir mit einer Begriffsklärung – bittesehr.

Die mit Gülle gedüngten Teile der Wiese sind klar erkennbar.

Gülle, Jauche und Mist.

Gehört habt ihr sicher von allen Begriffen schon. Aber was ist da jetzt der Unterschied? Gülle ist eine Vermengung von Harn und Kot und wird in einer gemeinsamen Grubbe gesammelt. Ausgeführt wird sie mit dem Güllefass. Das trifft auch auf die Jauche zu. So nennt man den getrennt gesammelten Harn. Dieser fällt zum Beispiel bei einer mit Stroh eingestreuten Liegefläche der Kühe an. Von hier kommt auch der Mist. So nennt man das feste Gemenge von Kot und Stroh. Der Mist wird auf einer Lagerfläche gelagert und mit dem Miststreuer ausgeführt. Aus dem Mist kann man auch einen Kompost machen. Ähnlich wie bei der Kompostierung im Garten, wird der Mist dabei regelmäßig gewendet und durch die regelmäßige Sauerstoffzufuhr verrottet er schneller. Soviel zu den Begrifflichkeiten.

Die Kühe liegen auf der mit Stroh eingestreuten Tretmistliegefläche.

Dünger und Stallsystem hängen zusammen.

Unser Rinderstall wurde bereits 1992 erbaut, war damals einer der ersten Laufställe in unserer Gegend und ist als Tretmistlaufstallsystem ausgeführt. Tretmist bedeutet, dass die Liegefläche leicht schräg ausgeführt ist, wodurch die Mistdecke stetig leicht abgetreten wird. Beim Liegebereich fallen bei uns also der Mist und die Jauche an. Beim Fressplatz haben wir Spalten, wo die Gülle anfällt. Die Kälber, Kalbinnen und Kühe können sich im Stall frei bewegen und auf der mit Stroh eingestreuten Liegefläche hinlegen. Das hat für die Tiere Vorteile, bedeutet aber auch beim Entmisten mehr Arbeit. Und die Kühe sind meist etwas dreckiger. Ein Rind kotet nämlich, anders wie das Schwein (das übrigens entgegen den Sprichwörtern ein sehr reinliches Tier ist) und das Pferd, nicht immer auf den gleichen Platz. Die meisten Milchviehställe sind heutzutage als Liegeboxenlaufställe ausgeführt, wo jede Kuh eine eigene Liegebox hat.

Was der Dünger mit der Umwelt zu tun hat.

Das Ziel bei den tierischen Düngern ist, möglichst viel des Düngewertes vom Lager im Stall auf das Feld zu bringen. Auf der Weide passiert das unmittelbar, bei der Stallhaltung mit Zeitabstand. Verschiedene Gase spielen dabei eine Rolle. Vor allem Methan, Lachgas und Ammoniak. Methan fällt vor allem bei der Güllelagerung an. Daraus hat sich die Biogasnutzung entwickelt. Das austretende Methan, das sonst in die Luft entweichen würde, wird gesammelt und für die Stromerzeugung genutzt. In Indien zum Beispiel wird dazu oftmals ein Schlauch von der Güllegrube in die Küche gelegt und damit gekocht. Neben der Lagerung können die Gase vor allem bei der Ausbringung in die Luft entweichen. Regnerisches und windstilles Wetter können diesen Verlust eindämmen. Das betrifft vor allem Ammoniak, den man nach der Gülleausbringung in der Luft riechen kann.

Ein Live-Bild von der Gülleausbringung.

Wenn der Dünger auf den Boden kommt, wirkt er sehr unterschiedlich.
Im Gegensatz zur Gülle wirkt der Mist als Dünger länger und baut besser Humus auf. Gülle und Jauche wirken sehr schnell im Boden und können damit von den Pflanzen schneller als Dünger aufgenommen werden. Passiert das nicht, kann es aber auch zur Abschwemmung als Nitrat ins Grundwasser kommen. Bei vielen neuen Ställen wird vorwiegend auf ein Güllesystem gesetzt, da es arbeitswirtschaftlich einfacher ist. Damit verzichtet man jedoch auf viele Vorteile des Festmists. Das gleiche Thema gibt es übrigens auch beim Menschen. Eine getrennte Sammlung von Kot und Harn wäre vom Nährstoffwert sinnvoller statt einer All-in-one-Sammlung in der Kläranlage. Aber bleiben wir bei den Tieren.

Das Thema, wie sich ein Stallumbau auf die Umwelt auswirken kann, hat Martin im Rahmen seiner Abschlussarbeit an der BOKU untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass besonders die Art des Düngersystems entscheidend ist. Zum Beispiel fallen bei reinen Güllesystemen wesentlich mehr klimawirksame Gase an, die mit Festmistsystemen verringert werden könnten.

Einblick in unseren Misthaufen.

Menge und Ausbringung.

Pro Kuh und Tag fallen ca. 25 kg Kot und 15 kg Harn an. Auf unsere 15 Kühe hochgerechnet ergibt das rund 200 Tonnen pro Jahr. Wahnsinn, oder? Jetzt könnt ihr euch ungefähr vorstellen, welche Menge wir da als wertvollen Dünger wieder auf unsere Felder ausbringen dürfen und müssen. Die Ausbringung des Mists passiert hauptsächlich im Frühjahr und im Herbst. Da der Mist langsamer verrottet, muss mehr Zeit bis zur nächsten Futterernte eingeplant werden. Die Gülle kann auch zwischen zwei Mähzeitpunkten ausgebracht werden. Zudem ist im Dezember und Jänner gesetzlich keine Düngerausbringung erlaubt. In dieser Zeit (und meist noch länger) muss der Dünger gelagert werden können.

Unser Mistlagerplatz.

Zu beachten ist bei der Düngerausbringung vor allem die Befahrbarkeit der Böden. Auf steilen Flächen kann das schnell zu einer ernsthaften Gefahr werden, wenn der Traktor mit Güllefass oder Miststreuer ins Rutschen gerät. Da sprechen wir aus eigener Erfahrung. Unser Güllefass ist mit einer Füllkapazität von 3.500 Litern recht handlich, aber beim Miststreuer ist durch das hohe Gewicht des Mists höchste Konzentration gefordert.

Der Miststreuer wird beladen.

Welche Flächen werden gedüngt?

Der Großteil unserer Wiesen und Äcker wird gedüngt. Wo Futter geerntet wird, müssen die Nährstoffe auch wieder rückgeführt werden. Je häufiger die Mahd, desto mehr Dünger ist nötig. Eine Ausnahme bilden unsere artenreichen Ein- und Zwei-Schnitt-Wiesen. Hier wachsen Pflanzen, die keinen Dünger vertragen. Ihre benötigten Nährstoffe holen sie sich aus dem natürlichen Nährstoffvorrat des Bodens. Würde man diese Flächen mit einer Gülle düngen, würden sich schnellwüchsige Gräser durchsetzen und die anderen Pflanzen verdrängen.

Jetzt aber genug zu den Düngern. Wir hätten selbst nicht gedacht, dass man so viel darüber erzählen kann. Das ist am Bauernhof eben ein wichtiges Thema. Das alles im Kreislauf bleibt.

Wie man als Konsument das Lebensmittelsystem ändern kann und warum die Direktvermarktung unseren Betrieb sichert.

Es scheint ja recht einfach. Wenn es um Landwirtschaft geht, stellt sich fast jeder einen kleinen Bauernhof mit vielen Tieren vor, auf dem Menschen arbeiten, die gut davon leben können. So weit, so gut. Nur dass dieses Idealbild heutzutage eher Ausnahme als Regel ist. Die Spezialisierung hat wie in beinahe allen Wirtschaftsbereichen auch in der Landwirtschaft Einzug gehalten. Weil das in der Lebensmittelversorgung zu unerwünschten Nebenwirkungen führt, wollen das viele ändern. Folgend ein Einblick aus unserer Sicht, wie das möglich wäre. Mit dem Beispiel der Direktvermarktung, die unseren Hof in dieser Form sichert.

Wenn größer nicht immer besser ist.

Sich zu ernähren ist seit jeher eine der wichtigsten Grundbedürfnissee des Menschen. Vom Jagen und Sammeln bis zu Ackerbau und Viehzucht war es ein langer Weg. Dieser führte von der reinen Selbstversorgung bis zur heutigen Arbeitsteilung. Ein Hauptgrund dafür war die Technisierung. Diese ersetzte viel harte Arbeit und erlaubte die Produktion hoher Stückzahlen zu niedrigen Preisen. Was auch die Lebensmittelpreise sinken ließ. Das führte dazu, dass die Ausgaben eines österreichischen Haushalts für Lebensmittel von ca. 50 % um 1950 auf 10-15 % heutzutage sanken. Damit nahm auch die Bereitschaft ab, selbst Gemüse im Garten zu ziehen, Hühner zu halten, etc.
Zudem konzentrierte sich die Vermarktung der Lebensmittel auf immer weniger Betriebe. Das führte dazu, dass heute die drei größten Lebensmittelketten in Österreich ca. 85 % Marktanteil haben. Die Zauberformel dafür lautet „economies of scale“: Wer größer wird und eine höhere Stückzahl produziert, nutzt Maschinen, Gebäude, etc. effizienter und günstiger. Was dabei verloren geht, ist der Faktor Mensch. Zudem bekommt der Landwirt einen immer kleineren Anteil des Endpreises. Dieser liegt bei vielen Produktsparten bei unter einem Drittel, zum Beispiel bei der Milch oder beim Apfel. Das hat zur Folge, dass es heute in Österreich weniger als die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe im Vergleich zu 1970 gibt.

Die Milch ist ein gutes Beispiel: nur rund ein Drittel des Verkaufspreises im Supermarkt kommt beim Bauern an.

Eine Win-Win-Situation.

Eine der Lösungen liegt in der Direktvermarktung. Bäuerinnen und Bauern bekommen den ganzen Anteil des Preises, müssen sich aber auch um Verarbeitung, Verpackung, Marketing und Preisgestaltung kümmern. Was dabei meistens steigt, ist die Zufriedenheit. Weil der direkte Kontakt zum Konsumenten besteht. Dieser fällt beim Verkauf an den Großhändler weg. Und den Preis bekommt man dabei auch je nach Marktlage vorgegeben.

Damit genug zum Allgemeinen und direkt zu unserem Hof. Die Direktvermarktung ist seit langem ein wichtiges Standbein auf unserem Hof. Bereits 1977 hat Martins Oma begonnen Brot zu backen – seitdem wurde die Direktvermarktung stetig ausgebaut. Zuerst noch als Lieferung an einige Bioläden und in die umliegenden Orte. In den vergangenen Jahren nur noch über den Hofladen. Und seit einigen Monaten zusätzlich auch über den Selbstentnahmekühlschrank.

Brot und Gebäck sind nach wie vor die wichtigsten Vermarktungsprodukte auf unserem Hof.

Was wir sicher wissen: ohne die direkte Vermarktung unserer Lebensmittel würde unser Hof in dieser vielfältigen und kleinteiligen Form nicht mehr bestehen. Dabei schwingt immer auch der Dank an unsere Kundinnen und Kunden mit, die mit ihrem Einkauf unseren Hof unterstützen. Das ist das Schöne an der Direktvermarktung – es ergibt sich eine Win-Win-Situation.

Diesen Spruch haben wir unseren Kundinnen und Kunden zu Weihnachten gegeben – geschrieben hat ihn Martin.

Generell kann man sagen: Wenn man die Arbeit eines Betriebes, einer Region oder eines Landes schätzt, muss man diesen direkt unterstützen. Nur das sichert das Fortbestehen. Wenn man zum Beispiel weiterhin einen Bauernhof in der Gemeinde haben möchte. Oder gut findet, dass der Nachbar seine Tiere auf der Weide hält. Jedes gekaufte Produkt gibt dem Erzeuger den Auftrag, dieses Produkt wieder herzustellen. Und das hoffentlich zu einem Preis, von dem er langfristig im Einklang mit der Natur wirtschaften kann. Das gilt in der Landwirtschaft, aber auch generell in der Wirtschaft.

Nun ist es natürlich nicht allen Menschen möglich, direkt beim Bauern einzukaufen. Nur rund 5 % des Lebensmittelmarkts macht die Direktvermarktung aus. Aber auch im Supermarkt hat man die Möglichkeit, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen. Mit dem Kauf von regionalen Produkten. Im Supermarkt bedeutet das meist aus Österreich, außer Lebensmittel werden gezielt kleinräumiger bezogen. Dafür muss aber auch die Kennzeichnung besser werden – nicht immer fällt es ganz leicht, die Herkunft zu erkennen. Vor allem nicht bei verarbeiteten Produkten und in der Gastronomie. Hilfreich ist auch, weniger Produkte im Angebot zu kaufen. Diese sind zwar für KäuferInnen verlockend, führen aber meist bei den Produzenten zu höherem Preisdruck. Dieser wird auch durch Eigenmarken der Supermarktketten, vor allem im Niedrig-Preis-Bereich, gesteigert.

Eines noch zum Schluss: aufgrund der weltweiten Warenströme könnten wir wahrscheinlich auch den Großteil unserer Lebensmittel in Österreich importieren. Teilweise sogar zu günstigeren Preisen. Dass das für die Ernährungssicherheit den Tod bedeuten würde, ist klar. Dabei hat uns gerade Corona wieder die Wichtigkeit der heimischen Lebensmittelversorgung eindrucksvoll bewiesen. Und dafür braucht es Bäuerinnen und Bauern, die langfristig von ihrer Arbeit leben können. Dass wir Lebensmittel haben, die im wahrsten Sinne des Wortes Mittel zum Leben sind.

Die Hühnerhaltung im mobilen Stall.

Sophie und Martin haben vor einigen Jahren wieder Hühner auf den Höllpaulihof gebracht. Zuerst im kleinen Stil im alten Hühnerstall zur Selbstversorgung. Das Wissen und die Tipps dazu sind in unserer Anleitung zur Hobbyhühnerhaltung nachzulesen. Im letzten Jahr hat Martin dann ein neues Projekt gestartet und sich einen mobilen Hühnerstall zugelegt. Weil diese viele Vorteile bieten, im Trend liegen und einfach eine coole Sache sind. Warum das so ist, wie man zu sowas kommt und was es dazu sonst noch zu wissen gibt, erzählen wir euch jetzt.

Klein, aber fein – unsere mobile Hühnerhaltung.

Ein Konzept mit viel Geschichte.

Bei Hühnern bietet sich ein mobiler Stall wie bei keiner anderen Tierart an. Hühner sind recht klein und nutzen die wechselnden Standorte zum Ausleben ihrer natürlichen Verhaltensweisen wie Scharren, Picken und Sandbaden perfekt. Bei vielen Hühnerausläufen sieht man die Übernutzung sehr schnell, wenn offener Boden das Gras dauerhaft ablöst – vor allem wenn die Auslaufgröße nicht an den Tierbestand angepasst ist (oder umgekehrt). Bei einem mobilen Stall steht durch das regelmäßige Wechseln des Standorts immer ein frischer Aufwuchs zur Verfügung. Gut für die Wiese und gut für die Tiere.

Die mobilen Hühnerställe schießen sprichwörtlich wie die Schwammerl aus dem Boden – bei Hobbyhühnerhaltern, aber auch im kleinen wirtschaftlichen Bereich. Neu ist diese Idee aber nicht. Die Anfänge der Hühnermobilställe liegen bereits rund 100 Jahre zurück. Damals hatte man die Idee, die Körner der abgeernteten Getreidefelder von den Hühnern zusammenpicken zu lassen.

Nach der Getreideernte dürfen die Hühner die übrig gebliebenen Körner zusammenpicken – zurück zum Ursprung sozusagen.

Alles mobil.

Der Boom an mobilen Hühnerhaltern führte auch zu einem stattlichen Angebot an fertig kaufbaren mobilen Hühnerställen. Diese spielen zwar meist „alle Stückln“, aber man muss eben auch tiefer in die Tasche greifen. Im kleinen Bereich dominieren die Selbstbauvarianten. Als Grundkonstruktion werden meist bestehende Anhänger verwendet, aber auch alte Bauwägen sind beliebt. Ein Problem bei selbstgebauten Ställen aus Holz mit vielen Fugen kann die rote Vogelmilbe werden – das wissen wir aus eigener Erfahrung.

Martin hat seinen Stall gebraucht gekauft und etwas umgebaut. 24 Hennen und ein Hahn finden darin Platz – eine gute Größe zum Starten. Schließlich muss man erst Erfahrung sammeln – inklusive geeigneten Plätzen. Je größer der Stall, desto größer und ebener müssen auch die Standorte sein. Uns ist dabei sehr wichtig, dass den Hühnern Bäume oder Sträucher als Schattenspender zur Verfügung stehen – vor allem an heißen Sommertagen.

Die Hühner genießen den Schatten – am liebsten unter einem Baum, Strauch oder unter dem Stall.

Spätestens nach 3-4 Wochen bekommen unsere Hühner einen neuen Standort. Umgestellt wird in der Früh, wenn die Hühner noch im Stall sind. Neben dem Stall muss vor allem der mobile Zaun (den wir ohne Strom verwenden) versetzt werden.

Das Tolle an unserem mobilen Stall ist, dass alles von außen zu bedienen ist – die Eierentnahme, die Futtergabe und das Entmisten.

Eine Herausforderung bei mobilen Ställen ist die fehlende Wasser,- Futter- und Stromversorgung – diese müssen auch mobil gestaltet werden. Wir lösen das mit einem Futtertrog und einer großen Tränke, wo alle paar Tage nachgefüllt wird. Für die Hühnerklappe nutzen wir einen Solarbetrieb. Die höheren Anforderungen an den Stall führen zu höheren Stallplatzkosten im Vergleich zu einem fixen Stall. Zusammen mit der artgerechten Haltung der Hühner führt das meist zu etwas höheren Eier- und Fleischpreisen. Qualität hat eben seinen Preis. Der meist in der direkten Vermarktung an die Kunden zu erzielen ist. Und das ergibt eine Win-Win-Situation. Der Landwirt kann seine Hühner artgerecht halten und die Kunden freuen sich über ein gutes Lebensmittel. Wobei wir selbst natürlich die besten Kunden sind.

Unsere bunten Bio-Wieseneier verschiedener Größe von unseren Wanderhühnern gibt´s rund um die Uhr im Selbstbedienungskühlschrank und am Donnerstag im Hofladen.

Wir haben jedenfalls eine Freude mit unserem mobilen Hühnerstall. Es macht Spaß, sich immer wieder neue Standorte zu überlegen und den Hühnern zuzusehen, welche Freude sie damit haben. Denn: bevor das Gras weg ist, kommen sie schon wieder auf einen neuen Platz. Weil sie ja mobil sind.

Ein schönes Gefühl.