Es sind Themen, die die öffentliche Wahrnehmung bestimmen. War es vor der Corona-Pandemie die Klimakrise, die durch die „Fridays for future“-Bewegung in aller Munde war, kommt jetzt immer stärker die schwindende Artenvielfalt in das öffentliche Bewusstsein. Wie beim Klimaschutz hat jeder so ein eigenes Bild, welche Maßnahmen wichtig wären und was man selbst schon dazu beiträgt. Sollen ruhig mal die anderen beginnen, werden sich manche denken. Dass bei so komplexen Themen eine einzelne Person nicht den Umschwung herbeiführen kann, ist klar. Einen Beitrag dazu kann aber jeder leisten. Das versuchen wir auch bei uns am Hof. Die Möglichkeiten am Bauernhof zum Thema Artenvielfalt sind groß – die Zielkonflikte aber genauso. Leiste ich mir eine vielfältige Landschaft mit vielen Bäumen und Sträuchern und nehme die Mehrarbeit in Kauf, die mir keiner zahlt? Setze ich auf alte Tier- und Pflanzenrassen, die geringere Leistungen haben und riskiere damit, dass ich den höheren Preis beim Abnehmer nicht erlösen kann? Alles Fragen, die man am Bauernhof in ein Gesamtbild betten muss.

Schützen durch nutzen.
Das ist meist das Credo von Bäuerinnen und Bauern. Ist auch klar, schließlich will man ja seine eigenen Flächen bewirtschaften und Lebensmittel erzeugen. Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze, um Land umweltschonend zu bewirtschaften. Beim „Land Sparing“ werden Flächen möglichst intensiv genutzt. Dafür spart man Platz, der dem Naturschutz gewidmet wird. Ein gegenteiliger Ansatz ist Land Sharing. Man bewirtschaftet eine Fläche so, dass auch die Natur etwas davon hat, dafür sind die Erträge geringer. Das ist meist der Ansatz in den alpinen Regionen, wie in Österreich. Dazu gibt es das Konzept der abgestuften Wiesenbewirtschaftung, das wir bei uns am Hof anwenden. Gute Standorte (gute Böden, leicht zu bewirtschaften) werden öfter gemäht und intensiver bewirtschaftet und sichern das Einkommen vom Betrieb. Schlechtere Standorte (Steilflächen, Nasswiesen) werden extensiver bewirtschaftet und lassen auch der Natur ihren Raum. Solche Flächen danken es mit einer schönen Artenvielfalt. Bei uns am Hof werden die Wiesen zwischen ein und fünfmal gemäht. Und auch unterschiedlich gedüngt. Eine Magerwiese mit einer hohen Artenvielfalt braucht zum Beispiel gar keine Düngung, während eine Fünf-Schnitt-Wiese nach jeder Mahd gedüngt werden muss.

Generell ist unser Ansatz, dass neben dem wirtschaftlichen Bereich auch die Ökologie ihren Platz hat. Immer in einer guten Abwägung, schließlich muss man als Landwirt von seinem Hof leben können, aber doch.
Einige Beispiele von unserem Hof in Bildern:

Wir erhalten unsere Streuobstwiesen und pflanzen laufend neue Streuobstbäume. Die Äpfel nutzen wir für unseren Apfelsaft. Die Streuobstbäume sind auch ein toller Lebensraum für verschiedene Tiere.

In unserem Kuhstall finden viele Schwalbennester Platz. Wir haben uns mal die Mühe gemacht, alle zu zählen und sind auf 63 Nester gekommen (18 Rauchschwalbennester und 45 Mehlschwalbennester).

Beim Dinkel bauen wir jedes Jahr die Sorte Ostro an, die zu den Ur-Dinkelsorten zählt. Im Getreidebestand haben auch die verschiedenen Beikräuter ihren Platz.

Bei den Hühnern setzen wir neben den typischen brauen Legehennen auf traditionelle Rassen.
Jetzt haben wir den Blick stark auf den Bauernhof gelegt. Artenvielfalt ist jedoch ein Thema, dass alle betrifft – von Gartenbesitzern bis zur öffentlichen Hand. Was dabei selten hilft, ist mit dem Finger auf andere zu zeigen und die Verantwortung abzuschieben. Nur eine Petition für mehr Artenvielfalt zu unterschreiben oder ein paar Insektenhotels aufzustellen, wird nicht die Trendumkehr bringen. Blühende und vielfältige Flächen zu schaffen, schon eher. Die sind im besten Fall auch eine Freude fürs Auge. Ein Gewinn für Mensch und Natur.
Zum Schluss noch ein paar Links für weitere Infos: