Der Ackerbau.

Nach den Hofgeschichten zu „Das Grünland“ und „Die Waldarbeit“ widmen wir uns der dritten Form der Flächennutzung bei uns am Hof, dem Ackerbau. Von der Flächenausstattung, der eingesetzten Arbeitszeit und der Maschinenausstattung nimmt der Ackerbau bei uns eine untergeordnete Rolle ein. Trotzdem gibt es dazu einiges zu erzählen. Los geht’s.

Der Dinkel.

Von Hörndl und Körndl und Ackerbau und Viehzucht.

Wir sind mit unseren rund 5 ha Ackerland (aufgeteilt auf 10 Feldstücke) ein Zwerg im Ackerbaubusiness. Dafür legen wir bei uns am Hof damit die Grundlage für das Brot backen über das ganze Jahr. Unsere Ackerfläche ist aufgeteilt auf ca. die Hälfte Getreide und die Hälfte Feldfutter (Klee-Gras-Mischung für unsere Milchkühe). Überhaupt sind Ackerbau und (Dauer-)Grünland zwei sehr unterschiedliche Flächennutzungen. Traditionellerweise spricht man auch von „Hörndl- und Körndlbauern“ und in der landwirtschaftlichen Ausbildung lernt man von „Ackerbau und Viehzucht“.

Feldfutter sieht auf den ersten Blick wie eine normale Wiese aus, wird aber nach einigen Jahren wieder für eine Ackerkultur genutzt.

Worauf es beim Ackerbau ankommt.

Was unterscheidet den Ackerbau so grundlegend vom Grünland? Während das Grünland eine Dauerkultur ist und somit in der Regel keine Bodenbearbeitung stattfindet, muss beim Ackerbau eine regelmäßige Bodenbearbeitung stattfinden. Schließlich soll die eine Frucht wachsen, die man anbaut. All das kennt man ja aus dem Garten. Nur läuft das am Acker in entsprechend größerem Stil ab. Ein wichtiger Erfolgsfaktor im Ackerbau ist die Fruchtfolge, vor allem im Bio-Landbau. Wir haben da bei uns einen sehr einfachen Fruchtwechsel. Drei Jahre Kleegras als Feldfutter und dann Dinkel, Roggen, Dinkel. Einfach, gut erprobt und vor allem: auf unseren Betrieb angepasst. Das Getreide können wir in der Backstube veredeln, das Feldfutter im Stall.

Das Stroh – goldgelb, wie es sein soll.

Der Ackerbau im Lauf des Jahres.

Wie der Weg des Getreides von der Saat bis zur Ernte ist, haben wir in „Die Getreideernte“ sehr genau beschrieben. Kurzzusammengefasst: das Getreide wird Anfang Oktober gesät und ca. Ende Juli geerntet. Dazwischen steht es am Feld und wird bei uns meist nur einmal bearbeitet, und zwar gestriegelt. Dabei wird das Unkraut im Frühjahr mechanisch ausgerissen. Die Hauptarbeit am Acker beginnt mit der Getreideernte und endet mit dem neuerlichen Anbau. Dazwischen liegen rund zwei Monate. Um den Boden hier nicht brach liegen zu lassen, bauen wir eine Begrünung (auch Zwischenfrucht genannt) an. Eine möglichst vielfältige Pflanzenmischung, die den Boden lockern, Humus aufbauen und Stickstoff einbringen soll. Bei uns ist das heuer zum Beispiel eine Mischung aus folgenden Pflanzen: Ackerbohne, Buchweizen, Kresse, Leindotter, Ölrettich, Phacelia, Senf, Sonnenblume. Ziemlich vielfältig. Da freuen sich der Boden, das Auge und die Insekten.

Die Begrünung – hier blühen der Senf (gelb) und der Buchweizen (weiß).

Ein Spielfeld für Technikfreaks.

Um im Ackerbau zum gewünschten Ziel zu kommen, braucht es vor allem eine gute Technik. Ein paar m2 im Garten sind schnell umgestochen, aber für mehrere Hektar ist die eigene Muskelkraft dann doch zu wenig. Dafür gibt es eine große Bandbreite an Geräten. Einerseits etablierte und sehr verbreitete Geräte wie den Pflug, Grubber, Kreiselegge, etc, andererseits auch viele Eigenbauvarianten. Wir besitzen selbst nur einen Pflug, alle anderen Geräte borgen wir uns aus oder lassen jemanden bei uns fahren. Bisher haben wir unsere Felder vor dem Getreideanbau gepflügt, heuer probieren wir einen Teil mit alternativen Geräten, wie zum Beispiel der Fräse.

Pflügen im Herbst.

Eines ist beim Ackerbau gewiss: man hat jedes Jahr die Chance, etwas zu verbessern und Neues zu probieren. Und auch wenn man immer alles gleich macht, kann das Ergebnis ein anderes sein. Schließlich arbeitet man ja in und mit der Natur. Und die lässt sich nun mal nicht standardisieren.

Ein Grubber bei uns im Einsatz.

Landwirtschaftliche Fachbegriffe einfach erklärt

Geht es euch auch manchmal so, dass ihr bei landwirtschaftlichen Fachdiskussionen einzelne Begriffe nicht versteht? Manche Begriffe hat man schon oft gehört, weiß dann aber doch nicht genau, was sie bedeuten. Um manche Unwissenheit auszuräumen, klären wir mit einigen Begriffen aus der Welt der Landwirtschaft auf.

Brunst.

Brunst ist abgewandelt von Brunft und bezeichnet die Paarungszeit bei Tieren. Die umgangssprachlichen Begriffe bei den Tierarten unterscheiden sich: bei den Rindern nennt man es „stieren“, Schweine „rauschen“ und Katzen sind „rollig“. Für das Herdenmanagement bei Nutztieren werden Brunstkalender verwendet, wo man den Überblick über die Brunst- und Geburtstermine behält.

Brunstkalender
Unser Brunstkalender.

Feldfutter.

Feldfutter, auch Wechselwiese genannt, ist eine Wiese, die in eine Fruchtfolge eingegliedert ist und extra angesät wird. Feldfutter besteht meist zum großen Teil aus Klee und wird an die Wiederkäuer verfüttert oder als Dünger verwendet. In der Fruchtfolge erfüllt es wichtige Funktionen für den Boden.

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Unsere Rinder weiden auf dem Feldfutter. Der Unterschied zum Dauergrünland ist für einen Laien fast nicht erkennbar.

Geilstelle.

Unter diesem Begriff bezeichnet man in der Landwirtschaft die Stellen auf Weiden, wo der Kot der Tiere hingefallen ist. Dieser Bereich wächst zwar besonders gut, wird von den Tieren aber eine Zeit lang nicht gefressen.

Geilstelle
Eine sogenannte „Geilstelle“.

Grundfutter und Kraftfutter.

Diese Begriffe werden vor allem bei Wiederkäuern verwendet. Als Grundfutter wird das Gras in allen möglichen Konservierungsformen (frisches Gras, Silage, Heu) bezeichnet. Es stellt die Grundnahrung für das Überleben und die natürliche Leistung (Milch und Fleisch) dar. Als Kraftfutter wird das Futter zur Steigerung der Leistung bezeichnet. Dazu zählen Getreide, Mais, Acker- und Sojabohne, Körnererbse und noch viele mehr. Kraftfutter wird oft als Mischung verschiedener Komponenten verwendet.

Heuernte
Heu ist durch den geringen Wassergehalt ein lange haltbares Grundfutter.

Hektar.

Der Hektar (ha) ist das gängige Größenmaß in der Landwirtschaft. Ein Hektar entspricht der Fläche von 100 mal 100 Meter – also 10.000 m2. Zum Vergleich: ein Hektar sind 100 Ar, 0,01 km2, 58 Joch (eine alte Flächeneinheit in der Landwirtschaft)  oder ein großes Fußballfeld.

Humus.

Als Humus wird die tote organische Substanz im Boden bezeichnet. Das bedeutet, alle abgestorbenen Pflanzenwurzeln und Pflanzenrückstände und abgestorbenen Bodenlebewesen. Der Humus ist für den Boden enorm wichtig. Er speichert Wasser und Nährstoffe, besteht zu einem großen Teil aus Kohlenstoff, sorgt für eine gute Bodenstruktur und macht die dunkle Farbe im Boden aus. Nicht zu verwechseln ist er mit dem Hummus zum Essen (Kichererbsenpürree). Neben dem Humus besteht Boden aus den mineralischen Bestandteilen Sand, Schluff und Ton.

Tag des Bodens
Der Humus stellt die oberste Schicht im Boden dar.

Laktation.

Laktation nennt man die Zeit zwischen Abkalben und Trockenstellen, in der Kühe, Schafe und Ziegen gemolken werden. Bei Milchkühen ist die Zeit einheitlich mit 305 Tagen festgelegt, dauert aber je nach Kuh unterschiedlich lange. Abhängig ist die Zeit wesentlich davon, wann die Kuh trächtig wird und ab wann sie vor der Geburt nicht mehr gemolken wird („Trockenstellen“).

Laufstall und Anbindestall.

Rinder in einem Laufstall können sich im Gegensatz zu Anbindeställen frei bewegen. Im Gegensatz zu anderen Nutztieren dürfen Rinder nämlich angebunden werden – meist passiert das jedoch in Kombination mit Auslauf oder Weide. Heute steht ca. noch ein Drittel der Kühe in Österreich in Anbindeställen – bis vor ca. 30 Jahren wurden Rinder fast ausschließlich angebunden gehalten. Die Liegefläche in einem Laufstall kann als Liegebox für eine Kuh oder als Liegefläche ausgeführt sein. Wir haben einen Tretmistlaufstall, wo die Liegeflächen leicht schräg gebaut sind und es so zu einem langsamen Abtreten des Mistes kommt.

Mineraldünger.

Darunter versteht man künstlich hergestellte oder aus dem Bergbau abgebaute Dünger. Meist sind diese sehr energieaufwändig aus fossilen Ausgangsstoffen hergestellt. Sie werden auf konventionellen Betrieben eingesetzt, um die Erträge zu steigern und sind meist an weißen Körnern erkennbar, die auf Äcker und Wiesen ausgebracht werden.

Monokultur und Fruchtfolge.

Wird über mehrere Jahre auf einer Fläche die gleiche Pflanzenart angebaut, spricht man von Monokultur. Eine Ausnahme ist das Dauergrünland, wo sowieso viele verschiedene Arten als Mischkultur wachsen. Eine Monokultur (z.B. Mais) wird in der Praxis angelegt, weil eine Frucht besonders viel Ertrag bringt. Da Monokulturen in der Natur nicht vorkommen, muss man dabei meist mit chemischen Mitteln die Unkräuter oder Schädlinge eindämmen. Das Gegenteil von Monokultur ist die Fruchtfolge, wo zwei bis viele Arten abgewechselt werden.

Pestizide.

Landwirtschaft bedeutet immer einen Eingriff in die Natur. Man fördert Pflanzen und Tiere, die man haben will und drängt jene zurück, die dabei hinderlich sind. Wenn mechanische Maßnahmen (mit Geräten) nicht helfen, kann es biologische oder chemische Mittel erfordern. Diese nennt man dann Pestizide oder Pflanzenschutzmittel. Die Wortwahl hängt stark vom Standpunkt ab – Gegner sprechen meist von Pestiziden, Befürworter lieber von Pflanzenschutzmitteln. Beispiele daraus sind Insektizide (gegen Schadinsekten), Fungizide (gegen Schadpilze) oder Herbizide (gegen Schadpflanzen).

Wiederkäuer.

Als Wiederkäuer wird eine Tiergruppe bezeichnet, die dank ihrer vier Mägen Pflanzen (vor allem Gras) sehr gut verdauen kann. Die Namensgebung kommt daher, dass bei Wiederkäuern der vorverdaute Nahrungsbrei in Ruhephasen des Tieres in Paketen hochgewürgt und nochmals zerkaut wird. Zu den Wiederkäuern zählen unter anderem Rinder, Schafe, Ziegen, Hirsche und Giraffen. Pferde und Hasen zum Beispiel zählen nicht dazu, obwohl sie Pflanzenfresser sind – diese verdauen das Gras in einem vergrößerten Dickdarm.

Wiederkäuer
Unsere Kühe beim Wiederkauen. Das geschieht meist beim Liegen in einer Ruhephase.

Wirtschaftsdünger.

So nennt man den Dünger der Tiere. Er wird organischer Dünger genannt, weil er im Gegensatz zum mineralischen Dünger von Lebewesen kommt. Die häufigsten Wirtschaftsdünger sind Gülle, Jauche, Mist und Kompost. Gülle ist eine Vermengung von Harn und Kot und wird in einer gemeinsamen Grubbe gesammelt. Ausgeführt wird sie mit dem Güllefass. Das trifft auch auf die Jauche zu. So nennt man den getrennt gesammelten Harn. Dieser fällt zum Beispiel bei einer mit Stroh eingestreuten Liegefläche der Kühe an. Von hier kommt auch der Mist. So nennt man das feste Gemenge von Kot und Stroh. Der Mist wird auf einer Lagerfläche gelagert und mit dem Miststreuer ausgebracht. Wenn der Mist während der Lagerung regelmäßig gewendet wird, spricht man von Kompost.

Festmist
Unser Festmist als wertvoller Dünger.