Landwirtschaftliche Fachbegriffe einfach erklärt

Geht es euch auch manchmal so, dass ihr bei landwirtschaftlichen Fachdiskussionen einzelne Begriffe nicht versteht? Manche Begriffe hat man schon oft gehört, weiß dann aber doch nicht genau, was sie bedeuten. Um manche Unwissenheit auszuräumen, klären wir mit einigen Begriffen aus der Welt der Landwirtschaft auf.

Brunst.

Brunst ist abgewandelt von Brunft und bezeichnet die Paarungszeit bei Tieren. Die umgangssprachlichen Begriffe bei den Tierarten unterscheiden sich: bei den Rindern nennt man es „stieren“, Schweine „rauschen“ und Katzen sind „rollig“. Für das Herdenmanagement bei Nutztieren werden Brunstkalender verwendet, wo man den Überblick über die Brunst- und Geburtstermine behält.

Brunstkalender
Unser Brunstkalender.

Feldfutter.

Feldfutter, auch Wechselwiese genannt, ist eine Wiese, die in eine Fruchtfolge eingegliedert ist und extra angesät wird. Feldfutter besteht meist zum großen Teil aus Klee und wird an die Wiederkäuer verfüttert oder als Dünger verwendet. In der Fruchtfolge erfüllt es wichtige Funktionen für den Boden.

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Unsere Rinder weiden auf dem Feldfutter. Der Unterschied zum Dauergrünland ist für einen Laien fast nicht erkennbar.

Geilstelle.

Unter diesem Begriff bezeichnet man in der Landwirtschaft die Stellen auf Weiden, wo der Kot der Tiere hingefallen ist. Dieser Bereich wächst zwar besonders gut, wird von den Tieren aber eine Zeit lang nicht gefressen.

Geilstelle
Eine sogenannte „Geilstelle“.

Grundfutter und Kraftfutter.

Diese Begriffe werden vor allem bei Wiederkäuern verwendet. Als Grundfutter wird das Gras in allen möglichen Konservierungsformen (frisches Gras, Silage, Heu) bezeichnet. Es stellt die Grundnahrung für das Überleben und die natürliche Leistung (Milch und Fleisch) dar. Als Kraftfutter wird das Futter zur Steigerung der Leistung bezeichnet. Dazu zählen Getreide, Mais, Acker- und Sojabohne, Körnererbse und noch viele mehr. Kraftfutter wird oft als Mischung verschiedener Komponenten verwendet.

Heuernte
Heu ist durch den geringen Wassergehalt ein lange haltbares Grundfutter.

Hektar.

Der Hektar (ha) ist das gängige Größenmaß in der Landwirtschaft. Ein Hektar entspricht der Fläche von 100 mal 100 Meter – also 10.000 m2. Zum Vergleich: ein Hektar sind 100 Ar, 0,01 km2, 58 Joch (eine alte Flächeneinheit in der Landwirtschaft)  oder ein großes Fußballfeld.

Humus.

Als Humus wird die tote organische Substanz im Boden bezeichnet. Das bedeutet, alle abgestorbenen Pflanzenwurzeln und Pflanzenrückstände und abgestorbenen Bodenlebewesen. Der Humus ist für den Boden enorm wichtig. Er speichert Wasser und Nährstoffe, besteht zu einem großen Teil aus Kohlenstoff, sorgt für eine gute Bodenstruktur und macht die dunkle Farbe im Boden aus. Nicht zu verwechseln ist er mit dem Hummus zum Essen (Kichererbsenpürree). Neben dem Humus besteht Boden aus den mineralischen Bestandteilen Sand, Schluff und Ton.

Tag des Bodens
Der Humus stellt die oberste Schicht im Boden dar.

Laktation.

Laktation nennt man die Zeit zwischen Abkalben und Trockenstellen, in der Kühe, Schafe und Ziegen gemolken werden. Bei Milchkühen ist die Zeit einheitlich mit 305 Tagen festgelegt, dauert aber je nach Kuh unterschiedlich lange. Abhängig ist die Zeit wesentlich davon, wann die Kuh trächtig wird und ab wann sie vor der Geburt nicht mehr gemolken wird („Trockenstellen“).

Laufstall und Anbindestall.

Rinder in einem Laufstall können sich im Gegensatz zu Anbindeställen frei bewegen. Im Gegensatz zu anderen Nutztieren dürfen Rinder nämlich angebunden werden – meist passiert das jedoch in Kombination mit Auslauf oder Weide. Heute steht ca. noch ein Drittel der Kühe in Österreich in Anbindeställen – bis vor ca. 30 Jahren wurden Rinder fast ausschließlich angebunden gehalten. Die Liegefläche in einem Laufstall kann als Liegebox für eine Kuh oder als Liegefläche ausgeführt sein. Wir haben einen Tretmistlaufstall, wo die Liegeflächen leicht schräg gebaut sind und es so zu einem langsamen Abtreten des Mistes kommt.

Mineraldünger.

Darunter versteht man künstlich hergestellte oder aus dem Bergbau abgebaute Dünger. Meist sind diese sehr energieaufwändig aus fossilen Ausgangsstoffen hergestellt. Sie werden auf konventionellen Betrieben eingesetzt, um die Erträge zu steigern und sind meist an weißen Körnern erkennbar, die auf Äcker und Wiesen ausgebracht werden.

Monokultur und Fruchtfolge.

Wird über mehrere Jahre auf einer Fläche die gleiche Pflanzenart angebaut, spricht man von Monokultur. Eine Ausnahme ist das Dauergrünland, wo sowieso viele verschiedene Arten als Mischkultur wachsen. Eine Monokultur (z.B. Mais) wird in der Praxis angelegt, weil eine Frucht besonders viel Ertrag bringt. Da Monokulturen in der Natur nicht vorkommen, muss man dabei meist mit chemischen Mitteln die Unkräuter oder Schädlinge eindämmen. Das Gegenteil von Monokultur ist die Fruchtfolge, wo zwei bis viele Arten abgewechselt werden.

Pestizide.

Landwirtschaft bedeutet immer einen Eingriff in die Natur. Man fördert Pflanzen und Tiere, die man haben will und drängt jene zurück, die dabei hinderlich sind. Wenn mechanische Maßnahmen (mit Geräten) nicht helfen, kann es biologische oder chemische Mittel erfordern. Diese nennt man dann Pestizide oder Pflanzenschutzmittel. Die Wortwahl hängt stark vom Standpunkt ab – Gegner sprechen meist von Pestiziden, Befürworter lieber von Pflanzenschutzmitteln. Beispiele daraus sind Insektizide (gegen Schadinsekten), Fungizide (gegen Schadpilze) oder Herbizide (gegen Schadpflanzen).

Wiederkäuer.

Als Wiederkäuer wird eine Tiergruppe bezeichnet, die dank ihrer vier Mägen Pflanzen (vor allem Gras) sehr gut verdauen kann. Die Namensgebung kommt daher, dass bei Wiederkäuern der vorverdaute Nahrungsbrei in Ruhephasen des Tieres in Paketen hochgewürgt und nochmals zerkaut wird. Zu den Wiederkäuern zählen unter anderem Rinder, Schafe, Ziegen, Hirsche und Giraffen. Pferde und Hasen zum Beispiel zählen nicht dazu, obwohl sie Pflanzenfresser sind – diese verdauen das Gras in einem vergrößerten Dickdarm.

Wiederkäuer
Unsere Kühe beim Wiederkauen. Das geschieht meist beim Liegen in einer Ruhephase.

Wirtschaftsdünger.

So nennt man den Dünger der Tiere. Er wird organischer Dünger genannt, weil er im Gegensatz zum mineralischen Dünger von Lebewesen kommt. Die häufigsten Wirtschaftsdünger sind Gülle, Jauche, Mist und Kompost. Gülle ist eine Vermengung von Harn und Kot und wird in einer gemeinsamen Grubbe gesammelt. Ausgeführt wird sie mit dem Güllefass. Das trifft auch auf die Jauche zu. So nennt man den getrennt gesammelten Harn. Dieser fällt zum Beispiel bei einer mit Stroh eingestreuten Liegefläche der Kühe an. Von hier kommt auch der Mist. So nennt man das feste Gemenge von Kot und Stroh. Der Mist wird auf einer Lagerfläche gelagert und mit dem Miststreuer ausgebracht. Wenn der Mist während der Lagerung regelmäßig gewendet wird, spricht man von Kompost.

Festmist
Unser Festmist als wertvoller Dünger.

Autor: hofgeschichten

Hofgeschichten. Die Geschichten vom Höllpaulihof. Erzählt von Sophie und Martin. Wer wir sind? Ein Pärchen aus der Steiermark, das dieselben Interessen und Faszinationen teilt, und doch so einige Unterschiede aufweist. Martin ist groß, Sophie ist klein. Sie kommt eher aus der Stadt, er ist ein Landkind. Er liebt Sport, Brauchtum und Feierlichkeiten, sie die Gemütlichkeit von lauen Samstagabenden im Bett und kreative Bastelstunden zu Hause. Gemeinsam haben wir die Liebe zur Natur und zur Landwirtschaft, über die wir in diesem Blog berichten.

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