Von den Düngern am Hof.

Wenn Tiere auf einem Bauernhof sind, sorgen sie für einen natürlichen Nährstoffkreislauf. Sie fressen das Futter, wandeln es in ein Lebensmittel für uns um und den Verdauungsrest scheiden sie aus. Auf die Felder ausgebracht wirken sie als Dünger, der die Pflanzen wachsen lässt. Wenn wir bei uns von Düngern sprechen, meinen wir meist Gülle, Jauche und Mist. Diese drei Arten der tierischen Dünger haben wir bei uns am Hof. Man nennt sie organische Dünger oder im landwirtschaftlichen Fachjargon Wirtschaftsdünger. Als Bio-Betrieb dürfen wir keine künstlich hergestellten Dünger, Mineraldünger genannt, verwenden. Zu Beginn dieser Hofgeschichte starten wir mit einer Begriffsklärung – bittesehr.

Die mit Gülle gedüngten Teile der Wiese sind klar erkennbar.

Gülle, Jauche und Mist.

Gehört habt ihr sicher von allen Begriffen schon. Aber was ist da jetzt der Unterschied? Gülle ist eine Vermengung von Harn und Kot und wird in einer gemeinsamen Grubbe gesammelt. Ausgeführt wird sie mit dem Güllefass. Das trifft auch auf die Jauche zu. So nennt man den getrennt gesammelten Harn. Dieser fällt zum Beispiel bei einer mit Stroh eingestreuten Liegefläche der Kühe an. Von hier kommt auch der Mist. So nennt man das feste Gemenge von Kot und Stroh. Der Mist wird auf einer Lagerfläche gelagert und mit dem Miststreuer ausgeführt. Aus dem Mist kann man auch einen Kompost machen. Ähnlich wie bei der Kompostierung im Garten, wird der Mist dabei regelmäßig gewendet und durch die regelmäßige Sauerstoffzufuhr verrottet er schneller. Soviel zu den Begrifflichkeiten.

Die Kühe liegen auf der mit Stroh eingestreuten Tretmistliegefläche.

Dünger und Stallsystem hängen zusammen.

Unser Rinderstall wurde bereits 1992 erbaut, war damals einer der ersten Laufställe in unserer Gegend und ist als Tretmistlaufstallsystem ausgeführt. Tretmist bedeutet, dass die Liegefläche leicht schräg ausgeführt ist, wodurch die Mistdecke stetig leicht abgetreten wird. Beim Liegebereich fallen bei uns also der Mist und die Jauche an. Beim Fressplatz haben wir Spalten, wo die Gülle anfällt. Die Kälber, Kalbinnen und Kühe können sich im Stall frei bewegen und auf der mit Stroh eingestreuten Liegefläche hinlegen. Das hat für die Tiere Vorteile, bedeutet aber auch beim Entmisten mehr Arbeit. Und die Kühe sind meist etwas dreckiger. Ein Rind kotet nämlich, anders wie das Schwein (das übrigens entgegen den Sprichwörtern ein sehr reinliches Tier ist) und das Pferd, nicht immer auf den gleichen Platz. Die meisten Milchviehställe sind heutzutage als Liegeboxenlaufställe ausgeführt, wo jede Kuh eine eigene Liegebox hat.

Was der Dünger mit der Umwelt zu tun hat.

Das Ziel bei den tierischen Düngern ist, möglichst viel des Düngewertes vom Lager im Stall auf das Feld zu bringen. Auf der Weide passiert das unmittelbar, bei der Stallhaltung mit Zeitabstand. Verschiedene Gase spielen dabei eine Rolle. Vor allem Methan, Lachgas und Ammoniak. Methan fällt vor allem bei der Güllelagerung an. Daraus hat sich die Biogasnutzung entwickelt. Das austretende Methan, das sonst in die Luft entweichen würde, wird gesammelt und für die Stromerzeugung genutzt. In Indien zum Beispiel wird dazu oftmals ein Schlauch von der Güllegrube in die Küche gelegt und damit gekocht. Neben der Lagerung können die Gase vor allem bei der Ausbringung in die Luft entweichen. Regnerisches und windstilles Wetter können diesen Verlust eindämmen. Das betrifft vor allem Ammoniak, den man nach der Gülleausbringung in der Luft riechen kann.

Ein Live-Bild von der Gülleausbringung.

Wenn der Dünger auf den Boden kommt, wirkt er sehr unterschiedlich.
Im Gegensatz zur Gülle wirkt der Mist als Dünger länger und baut besser Humus auf. Gülle und Jauche wirken sehr schnell im Boden und können damit von den Pflanzen schneller als Dünger aufgenommen werden. Passiert das nicht, kann es aber auch zur Abschwemmung als Nitrat ins Grundwasser kommen. Bei vielen neuen Ställen wird vorwiegend auf ein Güllesystem gesetzt, da es arbeitswirtschaftlich einfacher ist. Damit verzichtet man jedoch auf viele Vorteile des Festmists. Das gleiche Thema gibt es übrigens auch beim Menschen. Eine getrennte Sammlung von Kot und Harn wäre vom Nährstoffwert sinnvoller statt einer All-in-one-Sammlung in der Kläranlage. Aber bleiben wir bei den Tieren.

Das Thema, wie sich ein Stallumbau auf die Umwelt auswirken kann, hat Martin im Rahmen seiner Abschlussarbeit an der BOKU untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass besonders die Art des Düngersystems entscheidend ist. Zum Beispiel fallen bei reinen Güllesystemen wesentlich mehr klimawirksame Gase an, die mit Festmistsystemen verringert werden könnten.

Einblick in unseren Misthaufen.

Menge und Ausbringung.

Pro Kuh und Tag fallen ca. 25 kg Kot und 15 kg Harn an. Auf unsere 15 Kühe hochgerechnet ergibt das rund 200 Tonnen pro Jahr. Wahnsinn, oder? Jetzt könnt ihr euch ungefähr vorstellen, welche Menge wir da als wertvollen Dünger wieder auf unsere Felder ausbringen dürfen und müssen. Die Ausbringung des Mists passiert hauptsächlich im Frühjahr und im Herbst. Da der Mist langsamer verrottet, muss mehr Zeit bis zur nächsten Futterernte eingeplant werden. Die Gülle kann auch zwischen zwei Mähzeitpunkten ausgebracht werden. Zudem ist im Dezember und Jänner gesetzlich keine Düngerausbringung erlaubt. In dieser Zeit (und meist noch länger) muss der Dünger gelagert werden können.

Unser Mistlagerplatz.

Zu beachten ist bei der Düngerausbringung vor allem die Befahrbarkeit der Böden. Auf steilen Flächen kann das schnell zu einer ernsthaften Gefahr werden, wenn der Traktor mit Güllefass oder Miststreuer ins Rutschen gerät. Da sprechen wir aus eigener Erfahrung. Unser Güllefass ist mit einer Füllkapazität von 3.500 Litern recht handlich, aber beim Miststreuer ist durch das hohe Gewicht des Mists höchste Konzentration gefordert.

Der Miststreuer wird beladen.

Welche Flächen werden gedüngt?

Der Großteil unserer Wiesen und Äcker wird gedüngt. Wo Futter geerntet wird, müssen die Nährstoffe auch wieder rückgeführt werden. Je häufiger die Mahd, desto mehr Dünger ist nötig. Eine Ausnahme bilden unsere artenreichen Ein- und Zwei-Schnitt-Wiesen. Hier wachsen Pflanzen, die keinen Dünger vertragen. Ihre benötigten Nährstoffe holen sie sich aus dem natürlichen Nährstoffvorrat des Bodens. Würde man diese Flächen mit einer Gülle düngen, würden sich schnellwüchsige Gräser durchsetzen und die anderen Pflanzen verdrängen.

Jetzt aber genug zu den Düngern. Wir hätten selbst nicht gedacht, dass man so viel darüber erzählen kann. Das ist am Bauernhof eben ein wichtiges Thema. Das alles im Kreislauf bleibt.

Landwirtschaftliche Fachbegriffe einfach erklärt

Geht es euch auch manchmal so, dass ihr bei landwirtschaftlichen Fachdiskussionen einzelne Begriffe nicht versteht? Manche Begriffe hat man schon oft gehört, weiß dann aber doch nicht genau, was sie bedeuten. Um manche Unwissenheit auszuräumen, klären wir mit einigen Begriffen aus der Welt der Landwirtschaft auf.

Brunst.

Brunst ist abgewandelt von Brunft und bezeichnet die Paarungszeit bei Tieren. Die umgangssprachlichen Begriffe bei den Tierarten unterscheiden sich: bei den Rindern nennt man es „stieren“, Schweine „rauschen“ und Katzen sind „rollig“. Für das Herdenmanagement bei Nutztieren werden Brunstkalender verwendet, wo man den Überblick über die Brunst- und Geburtstermine behält.

Brunstkalender
Unser Brunstkalender.

Feldfutter.

Feldfutter, auch Wechselwiese genannt, ist eine Wiese, die in eine Fruchtfolge eingegliedert ist und extra angesät wird. Feldfutter besteht meist zum großen Teil aus Klee und wird an die Wiederkäuer verfüttert oder als Dünger verwendet. In der Fruchtfolge erfüllt es wichtige Funktionen für den Boden.

IMG_2795
Unsere Rinder weiden auf dem Feldfutter. Der Unterschied zum Dauergrünland ist für einen Laien fast nicht erkennbar.

Geilstelle.

Unter diesem Begriff bezeichnet man in der Landwirtschaft die Stellen auf Weiden, wo der Kot der Tiere hingefallen ist. Dieser Bereich wächst zwar besonders gut, wird von den Tieren aber eine Zeit lang nicht gefressen.

Geilstelle
Eine sogenannte „Geilstelle“.

Grundfutter und Kraftfutter.

Diese Begriffe werden vor allem bei Wiederkäuern verwendet. Als Grundfutter wird das Gras in allen möglichen Konservierungsformen (frisches Gras, Silage, Heu) bezeichnet. Es stellt die Grundnahrung für das Überleben und die natürliche Leistung (Milch und Fleisch) dar. Als Kraftfutter wird das Futter zur Steigerung der Leistung bezeichnet. Dazu zählen Getreide, Mais, Acker- und Sojabohne, Körnererbse und noch viele mehr. Kraftfutter wird oft als Mischung verschiedener Komponenten verwendet.

Heuernte
Heu ist durch den geringen Wassergehalt ein lange haltbares Grundfutter.

Hektar.

Der Hektar (ha) ist das gängige Größenmaß in der Landwirtschaft. Ein Hektar entspricht der Fläche von 100 mal 100 Meter – also 10.000 m2. Zum Vergleich: ein Hektar sind 100 Ar, 0,01 km2, 58 Joch (eine alte Flächeneinheit in der Landwirtschaft)  oder ein großes Fußballfeld.

Humus.

Als Humus wird die tote organische Substanz im Boden bezeichnet. Das bedeutet, alle abgestorbenen Pflanzenwurzeln und Pflanzenrückstände und abgestorbenen Bodenlebewesen. Der Humus ist für den Boden enorm wichtig. Er speichert Wasser und Nährstoffe, besteht zu einem großen Teil aus Kohlenstoff, sorgt für eine gute Bodenstruktur und macht die dunkle Farbe im Boden aus. Nicht zu verwechseln ist er mit dem Hummus zum Essen (Kichererbsenpürree). Neben dem Humus besteht Boden aus den mineralischen Bestandteilen Sand, Schluff und Ton.

Tag des Bodens
Der Humus stellt die oberste Schicht im Boden dar.

Laktation.

Laktation nennt man die Zeit zwischen Abkalben und Trockenstellen, in der Kühe, Schafe und Ziegen gemolken werden. Bei Milchkühen ist die Zeit einheitlich mit 305 Tagen festgelegt, dauert aber je nach Kuh unterschiedlich lange. Abhängig ist die Zeit wesentlich davon, wann die Kuh trächtig wird und ab wann sie vor der Geburt nicht mehr gemolken wird („Trockenstellen“).

Laufstall und Anbindestall.

Rinder in einem Laufstall können sich im Gegensatz zu Anbindeställen frei bewegen. Im Gegensatz zu anderen Nutztieren dürfen Rinder nämlich angebunden werden – meist passiert das jedoch in Kombination mit Auslauf oder Weide. Heute steht ca. noch ein Drittel der Kühe in Österreich in Anbindeställen – bis vor ca. 30 Jahren wurden Rinder fast ausschließlich angebunden gehalten. Die Liegefläche in einem Laufstall kann als Liegebox für eine Kuh oder als Liegefläche ausgeführt sein. Wir haben einen Tretmistlaufstall, wo die Liegeflächen leicht schräg gebaut sind und es so zu einem langsamen Abtreten des Mistes kommt.

Mineraldünger.

Darunter versteht man künstlich hergestellte oder aus dem Bergbau abgebaute Dünger. Meist sind diese sehr energieaufwändig aus fossilen Ausgangsstoffen hergestellt. Sie werden auf konventionellen Betrieben eingesetzt, um die Erträge zu steigern und sind meist an weißen Körnern erkennbar, die auf Äcker und Wiesen ausgebracht werden.

Monokultur und Fruchtfolge.

Wird über mehrere Jahre auf einer Fläche die gleiche Pflanzenart angebaut, spricht man von Monokultur. Eine Ausnahme ist das Dauergrünland, wo sowieso viele verschiedene Arten als Mischkultur wachsen. Eine Monokultur (z.B. Mais) wird in der Praxis angelegt, weil eine Frucht besonders viel Ertrag bringt. Da Monokulturen in der Natur nicht vorkommen, muss man dabei meist mit chemischen Mitteln die Unkräuter oder Schädlinge eindämmen. Das Gegenteil von Monokultur ist die Fruchtfolge, wo zwei bis viele Arten abgewechselt werden.

Pestizide.

Landwirtschaft bedeutet immer einen Eingriff in die Natur. Man fördert Pflanzen und Tiere, die man haben will und drängt jene zurück, die dabei hinderlich sind. Wenn mechanische Maßnahmen (mit Geräten) nicht helfen, kann es biologische oder chemische Mittel erfordern. Diese nennt man dann Pestizide oder Pflanzenschutzmittel. Die Wortwahl hängt stark vom Standpunkt ab – Gegner sprechen meist von Pestiziden, Befürworter lieber von Pflanzenschutzmitteln. Beispiele daraus sind Insektizide (gegen Schadinsekten), Fungizide (gegen Schadpilze) oder Herbizide (gegen Schadpflanzen).

Wiederkäuer.

Als Wiederkäuer wird eine Tiergruppe bezeichnet, die dank ihrer vier Mägen Pflanzen (vor allem Gras) sehr gut verdauen kann. Die Namensgebung kommt daher, dass bei Wiederkäuern der vorverdaute Nahrungsbrei in Ruhephasen des Tieres in Paketen hochgewürgt und nochmals zerkaut wird. Zu den Wiederkäuern zählen unter anderem Rinder, Schafe, Ziegen, Hirsche und Giraffen. Pferde und Hasen zum Beispiel zählen nicht dazu, obwohl sie Pflanzenfresser sind – diese verdauen das Gras in einem vergrößerten Dickdarm.

Wiederkäuer
Unsere Kühe beim Wiederkauen. Das geschieht meist beim Liegen in einer Ruhephase.

Wirtschaftsdünger.

So nennt man den Dünger der Tiere. Er wird organischer Dünger genannt, weil er im Gegensatz zum mineralischen Dünger von Lebewesen kommt. Die häufigsten Wirtschaftsdünger sind Gülle, Jauche, Mist und Kompost. Gülle ist eine Vermengung von Harn und Kot und wird in einer gemeinsamen Grubbe gesammelt. Ausgeführt wird sie mit dem Güllefass. Das trifft auch auf die Jauche zu. So nennt man den getrennt gesammelten Harn. Dieser fällt zum Beispiel bei einer mit Stroh eingestreuten Liegefläche der Kühe an. Von hier kommt auch der Mist. So nennt man das feste Gemenge von Kot und Stroh. Der Mist wird auf einer Lagerfläche gelagert und mit dem Miststreuer ausgebracht. Wenn der Mist während der Lagerung regelmäßig gewendet wird, spricht man von Kompost.

Festmist
Unser Festmist als wertvoller Dünger.