Die Besonderheiten unserer Hühner.

Unsere Hühner sind besonders. Auf zwei verschiedene Art und Weisen. Einerseits genießen sie eine spezielle Haltung im Mobilstall mit viel frischem Grün. Andererseits haben sie Verhaltensweisen, über die wir selbst oft lachen müssen. Beide Besonderheiten wollen wir euch in dieser Hofgeschichte vorstellen.

Die besonderen Verhaltensweisen.

Es gibt ja das sprichwörtliche „dumme Huhn“. Wer selbst Hühner hält, weiß aus eigener Erfahrung, dass an diesem Spruch wenig dran ist und Hühner ziemlich intelligent sein können. Vor allem, wenn man sie artgerecht hält und sie ihren Verhaltensweisen nachgehen können. Wir können euch dazu einige Beispiele bringen – mit Schmunzelgarantie.

Zwei Hennen, die besonders gerne draußen sind. Auch der Regen macht ihnen nichts aus.

Wir haben bei uns immer wieder Hennen dabei, die, sagen wir mal so, den Zaun eher als Empfehlung verstehen. Sie fliegen drüber, schlüpfen unten durch oder zwängen sich durch die Zaunlöcher. Und dann geht’s meist schnell Richtung Hof. Was dort gemacht wird? Natürlich das gute Futter suchen. Und das Ei legen. Am besten dort, wo es Martin nicht findet. Das Spannende ist: sobald man ein Nest ausgehoben und die Eier entfernt hat (oder auch nur einige weggenommen hat), wird ein neues Nest gesucht. Und noch interessanter: die Hühner kommunizieren untereinander und verwenden auch gerne das gleiche Nest. Faszinierend ist, dass die Hühner auch nach dem Umstellen des Stalls sofort wissen, wo der Weg Richtung Hof ist.

Die Spuren im Schnee helfen bei der Aufklärung des Falls. (Diese Henne wollt unbedingt vom Winterstall in den mobilen Hühnerstall, um ihr Ei zu legen)
…und wieder ein Versteck gefunden.
…und noch ein Gemeinschaftsversteck.

Man muss sagen, es sind immer die 2-3 (manchmal auch mehr) gleichen Hennen, die außerhalb des Zauns unterwegs sind. Wenn das Ei gelegt ist, wird fleißig nach Futter gesucht. Gerne beim Fressplatz der Kühe, aber auch vor der Backstube oder dem Hofladen. Am Abend sind die ausgebüchsten Hennen dann meistens wieder im Stall.

Henriette vor dem Hofladen (nur wenige spezielle Hühner haben einen Namen bei uns oder wir nennen alle Henriette)

Vor kurzem war eine Henne besonders frech und ist gleich ins Haus unserer Nachbarin in den 1. Stock marschiert.

Die besonderen Eier aus besonderer Haltung.

Für unsere Hühnerhaltung haben wir uns einige Besonderheiten überlegt. Die Hennen danken es uns mit Eiern, die man so im Supermarkt nicht bekommt. Der mobile Stall macht es möglich, dass die Hühner regelmäßig einen neuen Platz mit frischen Gräsern und Kräutern bekommen – dadurch können sie ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben. Das bringt dem Ei sichtbar eine intensive Dotterfärbung und unsichtbar viele wertvolle Inhaltsstoffe.

Das Grünfutter sorgt für eine natürliche, intensive Dotterfärbung.
In besonders großen Eiern sind manchmal zwei oder sogar drei Dotter drinnen.

Durch die mobile Haltung wird die Übernutzung des Auslaufs vermieden – wie man sonst rund dem Stall oder bei zu wenig Fläche sehen kann. Neben dem Grünfutter auf der Weide bekommen die Hühner im Stall Bio-Futter von uns, aus der Region bzw. aus Österreich. Wir füttern neben dem Legehennenfutter Nebenprodukte unseres Brotgetreides, die Molke von der Topfenherstellung und teilweise auch gekeimtes Getreide. In Summe sorgt das für einen unverwechselbaren Ei-Geschmack.

Unsere Bio-Wieseneier.

Eine Besonderheit sind auch die bunten Eier. Nicht, weil sie für Ostern gefärbt wurden, sondern weil wir mehrere Hühnerrassen mit unterschiedlichen Eischalenfarben halten. Damit leisten wir auch einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. In der Eipackung sind die verschiedenfarbigen Eier natürlich ein Hingucker. Zusätzlich sind sie unterschiedlich groß, da wir Hühner verschiedenen Alters halten (die Eier wachsen mit dem Alter der Hennen mit bzw. hängt die Eigröße auch mit der Tagesverfassung zusammen). Neben den Hennen haben wir derzeit auch zwei Hähne mit dabei. Diese sorgen für eine natürliche Rangordnung und schützen vor Feinden (z.B. Greifvögel). Die restlichen Bruderhähne dürfen auch leben und werden wie andere Bio-Masthühner ca. 10 Wochen aufgezogen (während sie konventionell meist nur einen Tag alt werden). Auch bei der Eiablage gehen wir auf die natürlichen Verhaltensweisen ein: unsere Hennen dürfen ihre Eier in ein mit Dinkelspelzen eingestreutes Familiennest legen – bei der Legehennenhaltung wird sonst meist ein Abrollnest verwendet.

Hennen legen ihre Eier gerne als Nest zusammen (in der Natur als Grundlage fürs Brüten). Das Eier abnehmen ist für uns so wie tägliches Eier suchen.

Das wars zu den Besonderheiten unserer Hühner. Sie freuen sich auch, wenn man sie besucht. Den Hühnern zuschauen hat auch etwas ziemlich Meditatives. Gerne ausprobieren und dann die Eier genießen.

Die Hühnerhaltung im mobilen Stall.

Sophie und Martin haben vor einigen Jahren wieder Hühner auf den Höllpaulihof gebracht. Zuerst im kleinen Stil im alten Hühnerstall zur Selbstversorgung. Das Wissen und die Tipps dazu sind in unserer Anleitung zur Hobbyhühnerhaltung nachzulesen. Im letzten Jahr hat Martin dann ein neues Projekt gestartet und sich einen mobilen Hühnerstall zugelegt. Weil diese viele Vorteile bieten, im Trend liegen und einfach eine coole Sache sind. Warum das so ist, wie man zu sowas kommt und was es dazu sonst noch zu wissen gibt, erzählen wir euch jetzt.

Klein, aber fein – unsere mobile Hühnerhaltung.

Ein Konzept mit viel Geschichte.

Bei Hühnern bietet sich ein mobiler Stall wie bei keiner anderen Tierart an. Hühner sind recht klein und nutzen die wechselnden Standorte zum Ausleben ihrer natürlichen Verhaltensweisen wie Scharren, Picken und Sandbaden perfekt. Bei vielen Hühnerausläufen sieht man die Übernutzung sehr schnell, wenn offener Boden das Gras dauerhaft ablöst – vor allem wenn die Auslaufgröße nicht an den Tierbestand angepasst ist (oder umgekehrt). Bei einem mobilen Stall steht durch das regelmäßige Wechseln des Standorts immer ein frischer Aufwuchs zur Verfügung. Gut für die Wiese und gut für die Tiere.

Die mobilen Hühnerställe schießen sprichwörtlich wie die Schwammerl aus dem Boden – bei Hobbyhühnerhaltern, aber auch im kleinen wirtschaftlichen Bereich. Neu ist diese Idee aber nicht. Die Anfänge der Hühnermobilställe liegen bereits rund 100 Jahre zurück. Damals hatte man die Idee, die Körner der abgeernteten Getreidefelder von den Hühnern zusammenpicken zu lassen.

Nach der Getreideernte dürfen die Hühner die übrig gebliebenen Körner zusammenpicken – zurück zum Ursprung sozusagen.

Alles mobil.

Der Boom an mobilen Hühnerhaltern führte auch zu einem stattlichen Angebot an fertig kaufbaren mobilen Hühnerställen. Diese spielen zwar meist „alle Stückln“, aber man muss eben auch tiefer in die Tasche greifen. Im kleinen Bereich dominieren die Selbstbauvarianten. Als Grundkonstruktion werden meist bestehende Anhänger verwendet, aber auch alte Bauwägen sind beliebt. Ein Problem bei selbstgebauten Ställen aus Holz mit vielen Fugen kann die rote Vogelmilbe werden – das wissen wir aus eigener Erfahrung.

Martin hat seinen Stall gebraucht gekauft und etwas umgebaut. 24 Hennen und ein Hahn finden darin Platz – eine gute Größe zum Starten. Schließlich muss man erst Erfahrung sammeln – inklusive geeigneten Plätzen. Je größer der Stall, desto größer und ebener müssen auch die Standorte sein. Uns ist dabei sehr wichtig, dass den Hühnern Bäume oder Sträucher als Schattenspender zur Verfügung stehen – vor allem an heißen Sommertagen.

Die Hühner genießen den Schatten – am liebsten unter einem Baum, Strauch oder unter dem Stall.

Spätestens nach 3-4 Wochen bekommen unsere Hühner einen neuen Standort. Umgestellt wird in der Früh, wenn die Hühner noch im Stall sind. Neben dem Stall muss vor allem der mobile Zaun (den wir ohne Strom verwenden) versetzt werden.

Das Tolle an unserem mobilen Stall ist, dass alles von außen zu bedienen ist – die Eierentnahme, die Futtergabe und das Entmisten.

Eine Herausforderung bei mobilen Ställen ist die fehlende Wasser,- Futter- und Stromversorgung – diese müssen auch mobil gestaltet werden. Wir lösen das mit einem Futtertrog und einer großen Tränke, wo alle paar Tage nachgefüllt wird. Für die Hühnerklappe nutzen wir einen Solarbetrieb. Die höheren Anforderungen an den Stall führen zu höheren Stallplatzkosten im Vergleich zu einem fixen Stall. Zusammen mit der artgerechten Haltung der Hühner führt das meist zu etwas höheren Eier- und Fleischpreisen. Qualität hat eben seinen Preis. Der meist in der direkten Vermarktung an die Kunden zu erzielen ist. Und das ergibt eine Win-Win-Situation. Der Landwirt kann seine Hühner artgerecht halten und die Kunden freuen sich über ein gutes Lebensmittel. Wobei wir selbst natürlich die besten Kunden sind.

Unsere bunten Bio-Wieseneier verschiedener Größe von unseren Wanderhühnern gibt´s rund um die Uhr im Selbstbedienungskühlschrank und am Donnerstag im Hofladen.

Wir haben jedenfalls eine Freude mit unserem mobilen Hühnerstall. Es macht Spaß, sich immer wieder neue Standorte zu überlegen und den Hühnern zuzusehen, welche Freude sie damit haben. Denn: bevor das Gras weg ist, kommen sie schon wieder auf einen neuen Platz. Weil sie ja mobil sind.

Ein schönes Gefühl.

Ein Hoch auf die Weide.

Die Weide spielt auf unserem Hof eine sehr wichtige Rolle. All unsere Rinder, von den Kälbern bis zu den Milchkühen, aber auch unsere Hühner  und unser Esel dürfen auf die Weide. Dass die Weide das artgerechte Verhalten verschiedener Tierarten am besten ermöglicht, ist unbestritten. Und sie hat noch viele weitere Vorteile. Dennoch darf der Großteil der Nutztiere nicht auf die Weide. Auch das hat seine Gründe. Beidem wollen wir nachgehen.

Hühner und Kalbinnen auf der Weide
Unsere Hühner und Kalbinnen auf der Weide.

Das Weideverhalten verschiedener Tierarten.

Verschiedene Tierarten nutzen die Weide sehr unterschiedlich. Während Rinder das Gras mit ihrer Zunge abreißen und große Mengen davon fressen, nutzen Hühner die Weide vorrangig zum Scharren und Picken – das Fressen macht nur einen kleineren Teil aus. Gleich wie bei den Schweinen, die gerne suhlen und wühlen – schließlich sind sie ja Allesfresser und kommen mit Gras alleine nicht aus. Das bleibt den Wiederkäuern vorbehalten. Schafe beißen das Gras tiefer ab als Rinder. Ziegen mögen´s gerne gröber – und beißen zum Beispiel auch Sträucher ab. Oder auch den Zaun. Ein Vorteil von Schafen und Ziegen ist, dass sie geringere Trittschäden als Rinder verursachen. Dafür sind sie anfälliger für Parasiten.

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Unsere Kuh Rebe genießt sichtlich die Zeit auf der Weide.

 

Die Vorteile der Weide.

Für die Tiere: Das mit dem artgerechten Verhalten steht an oberster Stelle der Vorteile. Kein noch so luxuriöser Stall kann den natürlichen Gegebenheiten einer Weide das Wasser reichen. Die natürliche Nahrungsaufnahme und die persönliche Auswahl von Gräsern, Klee und Kräutern. Das Reiben an Bäumen und Sträuchern. Und der Wechsel zwischen Sonne und Schatten. Und wenn es regnet? Kein Problem. Der Regen macht den Tieren nichts aus. Eher zu starke Hitze ohne Schatten und Abkühlungsmöglichkeit.

Weidende Kühe unter Apfelbaum
Unter unseren Streuobstbäumen fühlen sich unsere Milchkühe besonders wohl.

Für den Boden: Neben den Tieren profitiert auch der Boden. Die fruchtbarsten Böden der Welt haben sich dort entwickelt, wo über lange Zeit Weideland war und das Gras durch den regelmäßigen Biss der Tiere reguliert wurde. Durch diese Umstände konnte sich eine robuste Humusschicht entwickeln, die den Boden fruchtbar macht.

Für die Umwelt: Weiden sind meist Dauergrünland oder zumindest mehrjährige Wiesen. Durch den höheren Humusgehalt im Vergleich zu Äckern wird mehr Kohlenstoff gespeichert. Aber daneben spielt auch der Dünger eine Rolle. Auf der Weide kommt der Dünger direkt vom Tier in den Boden. Im Stall muss er längere Zeit bis zur Ausbringung gelagert werden. Dabei gehen verschiedene Gase wie Methan, Lachgas oder Ammoniak verloren, die eine Auswirkung auf die Umwelt haben. Und nicht zu vergessen: die Landschaftspflege. Ohne die Weide würden viele Wiesen und Almen verwalden. Was das für den Tourismus bedeuten würde, kann man sich ungefähr ausmalen. Das bringt uns zum nächsten Punkt.

Für den Menschen: Zuerst einmal hat die Weide einen ästhetischen Wert. Wer freut sich nicht, wenn man Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Hühner oder andere Tiere auf der Weide sieht? Im Stall bleiben sie meist dem Blick verborgen. Wer könnte sich zum Beispiel eine Werbung ohne weidende Rinder vorstellen? Die Weide hat aber auch für Bäuerinnen und Bauern einen wesentlichen Vorteil. Das Futter auf der Weide ist das günstigste Futter. Jedes konservierte Futter, egal ob Heu oder Silage, muss zuerst gemäht und dann mit einigen Arbeitsschritten lagerfähig zu den Tieren gebracht werden. Das kostet entsprechend Geld und Arbeitszeit. Neben den Kosten ist die hohe Qualität des Weidefutters zu erwähnen. Je jünger das Gras geerntet wird, desto mehr Energie und Eiweiß enthält es. Im besten Fall wächst das Gras also heute auf der Wiese, wird gefressen und ist morgen schon in Milch oder Fleisch umgewandelt. Und wenn wir schon bei den Inhaltsstoffen sind: Milch von geweideten Kühen enthält mehr Omega-3-Fettsäuren. Dieser Umstand bedingt zum Beispiel die bessere Streichbarkeit von Sommerbutter.

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Die Weide hat positive Auswirkungen auf die Tiere und deren Lebensmittel.

Bei so vielen Vorteilen fragt man sich natürlich, warum nicht alle Tiere auf der Weide stehen.

Die Nachteile der Weide.

Das hat mit den Nachteilen der Weide zu tun. Oder die zumindest von Betrieben ohne Weide als solche gesehen werden.

Auf der Weide sind hohe Leistungen schwieriger zu erreichen. Im Stall kann das vorgelegte Futter genau abgestimmt werden. Auf der Weide ist das schwieriger – da frisst jedes Tier so viel wie und was es gerne möchte. Zudem kann im Stall leichter Kraftfutter gegeben werden, das hohe Leistungen möglich macht.

Im Stall ist eine höhere Tieranzahl möglich. So komisch das klingen mag. Die Weide ist meist ein Größenbegrenzungsfaktor. Eine zu große Herde hat auf der Weide schnell zu wenig Futter oder macht zu viele Schäden. Im Stall können durch die baulichen und technischen Möglichkeiten höhere Tierzahlen gehalten werden.

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Eine Übernutzung der Weide durch zu hohe Tierbestände ist bei den Hühnern besonders schnell zu erkennen.  Mit unserem Mobilstall kann das nicht passieren.

Die Stallhaltung ist leichter automatisierbar. Dank moderner Technik kann der Betrieb im Stall gut automatisiert werden. Wenn Tiere auf der Weide sind, sind laufende Anpassungen notwendig. Ist noch genug Futter da? Wie sieht es mit der Witterung und den Trittschäden aus? Den Zaun im Frühjahr auf- und Herbst wieder abbauen. Das alles gilt es bei der Weide zu beachten.

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Die Kälber müssen erst an die Weide und vor allem den Weidezaun gewöhnt werden.

Tiere können auch auskommen. Bei uns am Hof ist das auch mehrmals im Jahr der Fall. Ein Zauntor offen gelassen, den Strom vergessen einzustecken oder das Futter in der Nachbarwiese ist einfach besser. Dann kann man schon seine Familie zusammentrommeln und die Herde wieder einfangen.

Kühe grasen außerhalb des Zauns
Außerhalb des Zauns ist das Gras scheinbar immer besser.

Alles in allem ein Für und Wider, das jeder Betrieb selbst abwägen muss. In Punkto Weide nichts zu entscheiden gibt´s in der Bio-Landwirtschaft. Dabei ist die Weidehaltung für Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen) und Hühner verpflichtend. Für Mensch, Umwelt, Boden und Tiere.

Zaunstecken

Eine Anleitung zur Hobbyhühnerhaltung

Bist du auch schon HHH? Noch nicht? Dann wird´s aber Zeit. Für die eigene Hobby-Hühner-Haltung. Gehörten früher Hühner auf Bauernhöfen und Gärten wie selbstverständlich dazu, sind sie heute seltener geworden. In letzter Zeit hat sich dieser Trend jedoch umgekehrt. Und das hat mehrere Gründe. Einen kleinen Teil der Lebensmittelerzeugung mit den eigenen Eiern selbst in der Hand zu haben, die effiziente Verwertung des Bio-Mülls oder Hühner als Einstieg in die Nutztierhaltung sind nur einige der Gründe. Wir haben vor einigen Jahren selbst wieder Hühner auf unseren Hof gebracht. Und uns damit auch das Know-how der Hühnerhaltung wieder angeeignet. Dieses möchten wir euch jetzt weitergeben. Quasi als Anleitung zur Hobbyhühnerhaltung.

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Unsere Hennen im frischen Auslauf.

„Das Henne-Ei-Problem“ – vom Brüten bis zur Rassenwahl

Am Anfang steht die Henne. Oder doch das Ei? Beides ist möglich. Entweder man kauft sich die ersten Hühner. Oder man brütet sich die befruchteten Eier aus. Wer sich für die Hühner entscheidet, kauft sich welche bei einem Kleinviehmarkt oder kennt jemanden, wo man welche beziehen kann. Eine gute Möglichkeit sind auch ausgemusterte Legehennen, denen man das Leben bei noch ansprechender Legeleistung verlängern kann. Wer sich der Herausforderung des Ausbrütens hingeben möchte, kann dies durch die Naturbrut oder die Kunstbrut mit einem Brutautomaten machen. Bei der Naturbrut lebt eine Henne ihren Bruttrieb aus, der nach den 21 Bruttagen in bestem Fall zu kleinen Küken führt. Der Vorteil dabei ist, dass die Henne danach fürsorglich ihre Küken aufzieht. Unsere Erfahrungen mit der Naturbrut könnt ihr hier nachlesen. Die Grundlage für einen Bruterfolg ist die Befruchtung der Eier, die nur durch den Hahn in der Hühnerschar gewährleistet wird. Ein Hahn hat aber noch weitere Aufgaben bei einer Hühnerschar. Er bewacht diese vor Feinden und sorgt so für die nötige Ruhe bei den Hennen. Zu empfehlen ist aber nur ein einzelner Hahn, da sich zwei oder mehrere erwachsene Hähne sehr  brutal bekämpfen können.

Eine Frage, die bald nach der Idee auftritt, ist die Rassenwahl. Während bei größeren Hühnerhaltern meist Hybridrassen dominieren, werden in der Hobbyhaltung oft traditionelle Rassen bevorzugt. Diese können zum Beispiel Sulmtaler, Marans, Grünleger, Seidenhühner, Sussex, Sperber oder Perlhuhn heißen. Ein toller Nebeneffekt bei verschiedenen Rassen sind die bunten Eier.

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Der Auslauf ist sehr wichtig für die Hühner. Vom gepflegten Rasen muss man sich darin aber rasch verabschieden.

„Sehr genügsam, aber doch einiges zu beachten“ – die Haltung und Fütterung

Eine der ersten Überlegungen betrifft natürlich den Stall. Müssen Hühner doch in der Nacht vor Mardern und Füchsen beschützt werden. Wer keinen bestehenden Stall zuhause hat, kann sich im Internet bei zahlreichen Anbietern umschauen. Wichtig im Stall sind die erhöhten Sitzstangen (auf denen die Hühner schlafen), die Legenester (mit einer weichen Einlage wie Heu oder Dinkelspelzen) und ein Futter- und Wasserbehälter. Ein Huhn verbraucht ca. 250 ml Wasser und ca. 120 g Futter pro Tag. Womit wir beim Futter wären. Hühner sind die perfekten Verwerter für den eigenen Biomüll. Upcycling in Perfektion sozusagen. Gemüsereste, getrocknete Eierschalen oder Getreidereste – die Hühner haben eine Freude damit und verwandeln diese auch noch zu Eiern. Für eine gute Legeleistung müssen die Hühner das Eiweiß der Eier aber auch aufnehmen. Zu empfehlen ist also eine Grundfütterung mit Getreide kombiniert mit einem Eiweißfutter. Der Biomüll ist dann quasi das Dessert.

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Ein Wasser- und Futterbehälter gehört zur Grundausstattung.

Sehr wichtig für Hühner ist, dass sie ihren natürlichen Trieb mit Scharren und Picken ausleben können. Sie sind den ganzen Tag unterwegs und suchen Würmer und alles, was ihnen sonst noch schmeckt. Entsprechend wichtig ist der Auslauf. Entweder am ganzen Hof, im Garten oder innerhalb eines Zauns neben dem Stall. Je nachdem können die Hühner so auch einen beträchtlichen Teil der Tagesration an Futter selbst finden.

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Das Scharren und Picken gehört zu den Grundbedürfnissen der Hühner.

Sehr praktisch ist eine automatische Hühnerklappe, damit man nicht jeden Tag in der Früh und am Abend die Auslaufklappe bei den Hühnern betätigen muss. Vor allem am Abend ist die Gefahr durch Marder und Fuchs sehr groß, wenn man mal die Zeit übersieht. Ebenfalls Probleme bei den Hühnern können Milben und Ratten machen. Um Milben vorzubeugen, empfiehlt sich eine regelmäßige Reinigung des Stalls. Die Ratten können lästig werden, wenn der Stall nicht ganz dicht ist und die Ratten beim Futter mit naschen.

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Die automatische Hühnerklappe funktioniert dank der Solarzelle autark.

Was gibt es sonst noch zu beachten?

Folgend stellen wir noch einige Fragen, die man vor dem Beginnen mit der Hühnerhaltung bedenken sollte.

  • Was sagen die Nachbarn zu Hühnern oder dem Krähen eines Hahnes?
  • Habe ich überhaupt Platz und Zeit für die Hühner?
  • Woher beziehe ich das Futter?
  • Habe ich genug Abnehmer für die Eier? (bei einigen Hühnern kann das schnell den Eigenbedarf übersteigen)
  • Möchte ich nur die Eier oder auch das Fleisch der Hühner essen? Bei Zweiterem gilt es sich Gedanken über die Schlachtung zu machen.

Jetzt habt ihr einiges zur Hobby-Hühner-Haltung erfahren. Ihr seid auf den Geschmack gekommen? Das freut uns. Erkundigt euch aber auf jeden Fall noch weiter. Mit einem Buch oder einem Hühnerhalter in eurer Nähe. Vieles lernt man dann aber auch erst live. Wenn die auftretenden Probleme gelöst werden wollen. Oder nennen wir es Herausforderungen. Weil es ja Spaß macht. Das könnt ihr dann als Hobby-Hühner-Halter sicher bestätigen. Spätestens, wenn die ersten Eier gelegt sind.

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Unsere eigenen bunten Eier.