Der Ackerbau.

Nach den Hofgeschichten zu „Das Grünland“ und „Die Waldarbeit“ widmen wir uns der dritten Form der Flächennutzung bei uns am Hof, dem Ackerbau. Von der Flächenausstattung, der eingesetzten Arbeitszeit und der Maschinenausstattung nimmt der Ackerbau bei uns eine untergeordnete Rolle ein. Trotzdem gibt es dazu einiges zu erzählen. Los geht’s.

Der Dinkel.

Von Hörndl und Körndl und Ackerbau und Viehzucht.

Wir sind mit unseren rund 5 ha Ackerland (aufgeteilt auf 10 Feldstücke) ein Zwerg im Ackerbaubusiness. Dafür legen wir bei uns am Hof damit die Grundlage für das Brot backen über das ganze Jahr. Unsere Ackerfläche ist aufgeteilt auf ca. die Hälfte Getreide und die Hälfte Feldfutter (Klee-Gras-Mischung für unsere Milchkühe). Überhaupt sind Ackerbau und (Dauer-)Grünland zwei sehr unterschiedliche Flächennutzungen. Traditionellerweise spricht man auch von „Hörndl- und Körndlbauern“ und in der landwirtschaftlichen Ausbildung lernt man von „Ackerbau und Viehzucht“.

Feldfutter sieht auf den ersten Blick wie eine normale Wiese aus, wird aber nach einigen Jahren wieder für eine Ackerkultur genutzt.

Worauf es beim Ackerbau ankommt.

Was unterscheidet den Ackerbau so grundlegend vom Grünland? Während das Grünland eine Dauerkultur ist und somit in der Regel keine Bodenbearbeitung stattfindet, muss beim Ackerbau eine regelmäßige Bodenbearbeitung stattfinden. Schließlich soll die eine Frucht wachsen, die man anbaut. All das kennt man ja aus dem Garten. Nur läuft das am Acker in entsprechend größerem Stil ab. Ein wichtiger Erfolgsfaktor im Ackerbau ist die Fruchtfolge, vor allem im Bio-Landbau. Wir haben da bei uns einen sehr einfachen Fruchtwechsel. Drei Jahre Kleegras als Feldfutter und dann Dinkel, Roggen, Dinkel. Einfach, gut erprobt und vor allem: auf unseren Betrieb angepasst. Das Getreide können wir in der Backstube veredeln, das Feldfutter im Stall.

Das Stroh – goldgelb, wie es sein soll.

Der Ackerbau im Lauf des Jahres.

Wie der Weg des Getreides von der Saat bis zur Ernte ist, haben wir in „Die Getreideernte“ sehr genau beschrieben. Kurzzusammengefasst: das Getreide wird Anfang Oktober gesät und ca. Ende Juli geerntet. Dazwischen steht es am Feld und wird bei uns meist nur einmal bearbeitet, und zwar gestriegelt. Dabei wird das Unkraut im Frühjahr mechanisch ausgerissen. Die Hauptarbeit am Acker beginnt mit der Getreideernte und endet mit dem neuerlichen Anbau. Dazwischen liegen rund zwei Monate. Um den Boden hier nicht brach liegen zu lassen, bauen wir eine Begrünung (auch Zwischenfrucht genannt) an. Eine möglichst vielfältige Pflanzenmischung, die den Boden lockern, Humus aufbauen und Stickstoff einbringen soll. Bei uns ist das heuer zum Beispiel eine Mischung aus folgenden Pflanzen: Ackerbohne, Buchweizen, Kresse, Leindotter, Ölrettich, Phacelia, Senf, Sonnenblume. Ziemlich vielfältig. Da freuen sich der Boden, das Auge und die Insekten.

Die Begrünung – hier blühen der Senf (gelb) und der Buchweizen (weiß).

Ein Spielfeld für Technikfreaks.

Um im Ackerbau zum gewünschten Ziel zu kommen, braucht es vor allem eine gute Technik. Ein paar m2 im Garten sind schnell umgestochen, aber für mehrere Hektar ist die eigene Muskelkraft dann doch zu wenig. Dafür gibt es eine große Bandbreite an Geräten. Einerseits etablierte und sehr verbreitete Geräte wie den Pflug, Grubber, Kreiselegge, etc, andererseits auch viele Eigenbauvarianten. Wir besitzen selbst nur einen Pflug, alle anderen Geräte borgen wir uns aus oder lassen jemanden bei uns fahren. Bisher haben wir unsere Felder vor dem Getreideanbau gepflügt, heuer probieren wir einen Teil mit alternativen Geräten, wie zum Beispiel der Fräse.

Pflügen im Herbst.

Eines ist beim Ackerbau gewiss: man hat jedes Jahr die Chance, etwas zu verbessern und Neues zu probieren. Und auch wenn man immer alles gleich macht, kann das Ergebnis ein anderes sein. Schließlich arbeitet man ja in und mit der Natur. Und die lässt sich nun mal nicht standardisieren.

Ein Grubber bei uns im Einsatz.

Das Brot – Spezialität und Tradition unseres Hofs.

Brot ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Auch bei uns am Hof spielt es eine große Rolle. Bereits 1977 hat Christine Kappel mit dem Brot backen begonnen. Monika hat dieses Handwerk von ihr übernommen und seitdem stetig ausgebaut. Grund genug, dem Brot bei uns am Hof auf den Grund zu gehen. Eine Geschichte vom Getreide, den Abläufen bis zum Brot und den Menschen dahinter.

Das Getreide im Herbst.

Alles beginnt mit dem Korn.

Und zwar buchstäblich, wenn es in die Erde gesät wird. Das passiert in der Zeit um Anfang Oktober. Bei uns wachsen Roggen und Dinkel in einer Fruchtfolge bis zur Ernte im Juli auf unseren Äckern. Wir verwenden Sorten, die nicht auf Ertrag getrimmt, sondern an den Standort angepasst sind und gute Backeigenschaften haben. Beim Dinkel ist das die Urdinkelsorte „Ostro“ und beim Roggen der „Amilo“. Nach der Ernte wird das Getreide nachgetrocknet, gereinigt, der Dinkel noch entspelzt und dann bei uns eingelagert. Seit einigen Jahren im Kühlraum – eine Auswirkung der Klimaerwärmung übrigens, da die ungekühlte Lagerung zu schädlingsanfällig geworden ist.

Die eingelagerte Getreideernte als Basis für das Brotbackjahr.

Donnerstag ist unser Backtag.

Das bringt uns zum Wochenrhythmus, der bei uns am Hof bis auf wenige Backauszeitwochen im Jahr vorherrscht. Monika beginnt am Mittwoch mit den Vorbereitungen – die Teige werden vorbereitet und die Kuchen gebacken. Für Andreas, unseren „Müllermeister“ steht der Mittwoch ganz im Zeichen des Getreidemahlens. Der Bedarf an Mehl wird jede Woche frisch gemahlen. Dafür haben wir uns vor einigen Jahren eine neue Getreidemühle angeschafft, die das Getreide schonend zwischen zwei Mühlsteinen vermahlt.

Das Mahlen ist die Aufgabe von Andreas.

Am Donnerstag geht es dann wirklich rund. Da beginnt der Arbeitstag für Monika bereits um 3 Uhr früh. Die Teige werden hergerichtet, das erste Brot kommt ins Rohr, alle Vorbereitungen für den langen Back- und Verkaufstag werden erledigt. Woher Monika das Wissen zum Brot backen hat? Als Quereinsteigerin hat sie viel von ihrer Schwiegermama gelernt und sich bei Kursen nötiges Wissen angeeignet. Dazu kommt viel Erfahrung, die sie sie in den letzten 26 Jahren gesammelt hat.

Monika schätzt den Kreislauf vom eigenen Getreide bis zum gesunden und schmackhaften Brot.

Wenig Inhaltsstoffe – viele Möglichkeiten.

Mehl, Sauerteig, Salz, Gewürze und ein paar Gramm Hefe – diese Zutaten kommen in unser Brot hinein. Und natürlich viel Liebe. Gutes Brot braucht auch nicht mehr. Eine wichtige Basis ist der Sauerteig. Und dieser wird bei uns gehegt und gepflegt. Ungefähr 20 Jahre verwenden wir bereits den gleichen Sauerteig – dieser wird vor jedem Backtag neu gefüttert und weiter gezüchtet. Ein wesentliches Merkmal beim Brot backen betrifft die Teigführung. Wir bevorzugen bei allen unseren Brotteigen eine lange Teigführung. Das heißt, die Zutaten werden langsam gemischt und der Teig hat dann eine sehr lange Ruhezeit. Ein Merkmal, dass bei industrieller Produktion verloren geht. Jedes Kastenbrot und jeder Laib wird per Hand geformt und wir gönnen den Broten vor dem Einschießen nochmals eine Ruhezeit.

In diesem Holzbackofen wird bei uns schon über 40 Jahre Brot gebacken.

Der Holzbackofen als Herzstück.

Wir haben einen Holzbackofen, der mit Schamott ausgekleidet ist (dieser speichert die Wärme und gibt sie langsam ab). Der Holzbackofen wurde bereits 1977 gesetzt und ist bis zum heutigen Tag das Herzstück der Backstube. Daneben gibt es noch zwei große Elektroöfen, die mit unserem Sonnenstrom betrieben werden und einige weitere hilfreiche Backgeräte. Am Backtag wird der Holzbackofen um drei Uhr früh eingeheizt. 19 kg Holz und ein Sack Hackgut sorgen dafür, dass die richtige Temperatur erreicht wird.  Genauigkeit ist beim Brot backen alles, entscheiden doch kleine Veränderungen über das Ergebnis. Nach fünf Stunden Aufheizen ist die Wärme in den Schamottsteinen gespeichert und das Brot kann eingeschossen werden. Rund eine Stunde ist das Brot im Holzofen – dadurch entwickelt sich eine wunderbare Kruste und das Brot erhält einen wunderbaren und einzigartigen Geschmack.

Die Brote kommen aus dem Holzbackofen.

Über den Wert des Brotes.

Unser Bio-Brot ist ein wertvolles Lebensmittel. Es steckt darin eine Vielzahl an gesunden Kohlenhydraten, Vitaminen, Ballaststoffen und wertvollen Mineralstoffen. Vor allem ist es gut verträglich, enthält keine Zusätze und Backhilfsmittel. Durch die Sauerteigführung ist es sehr lange haltbar und schmeckt auch nach einigen Tagen noch sehr köstlich. Da sprechen wir aus eigener Erfahrung, da wir das Brot die ganze Woche essen und es auch am sechsten Tag noch gut schmeckt.

Das fertige Brot, frisch aus dem Ofen.

Wir haben euch beschrieben, wie der Weg bei uns vom Acker bis zum fertigen Brot ist. Am Donnerstagnachmittag wird es dann bei uns im Hofladen verkauft. Wenn man bei unseren Äckern vorbeifährt und bei der Backstube mit dem duftenden Geruch nach Brot und Gebäck vorbeigeht, lässt sich dieser Weg mit allen Sinnen erleben.

Unser Dinkel.

Bauer und Bäuerin als Multitalent.

Bäuerinnen und Bauern sind Multitalente. Weil sie viele Fähigkeiten und Einzelberufe in einem Beruf vereinen. Der zugleich meist auch Berufung ist. Beispiele gefällig? Bäuerinnen und Bauern sind heute: Lebensmittelerzeuger und -verarbeiter, Landschafts- und Tierpfleger, Forstwirte, Mechaniker, Betriebswirte, Marketing-Strategen, Kinderbetreuer, Altenpfleger und vieles mehr. Je nach Betriebsausrichtung das eine mehr, das andere weniger. Und oftmals sind sie auch Vereinsobleute, Bürgermeister und Vordenker. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ziemliche viele Talente und Fähigkeiten sind heutzutage nötig, um einen landwirtschaftlichen Betrieb gut führen zu können. Das war aber nicht immer so. Zumindest auf den ersten Blick nicht. Und damit wollen wir beginnen.

Auch früher waren am Bauernhof schon Multitalente am Werk – damals war noch wesentlich mehr Handarbeit notwendig.

Früher war es so, dass meist der älteste Sohn den Hof von den Eltern übernommen hat. Eine gute Ausbildung war dafür nicht vorgesehen. Viel mehr schon die Arbeitskraft, sobald man eben anpacken konnte. Eine gute Ausbildung war eher den weichenden Kindern überlassen, im besten Fall einem Sohn, der Pfarrer wurde und studieren durfte. Die Bauernhöfe waren zum großen Teil der Selbstversorgung verschrieben, bewirtschaftet wurden sie so, „wie der Vater es auch schon gemacht hatte.“ Ein bekanntes Sprichwort in der Landwirtschaft. Das bringt uns zu einer Geschichte von unserem Hof. Martin´s Opa Josef (letztes Jahr leider im 94. Lebensjahr verstorben) übernahm den Hof als drittältester Sohn. Der älteste Sohn hatte eine Kriegsverletzung an der Hand, somit sollte der zweitälteste Sohn Franz übernehmen. Warum das so nicht passierte? Da gibt es mehrere Erzählungen. Erstens weil Franz erst einige Jahr später vom Krieg heimkehrte und Josef schon gut im Betrieb integriert war. Zweitens, weil Franz „weltoffener“ war (das hat sich später in seinem Pioniergeist für die biologische Landwirtschaft gezeigt – siehe 50 Jahre Biohof Kappel-Eine Zeitreise durch die Geschichte). Und drittens – hier kommt die Erzählung von Martin´s Opa: weil er als erstes mit einer Frau nachhause gekommen ist. So war das eben früher.

Heute hat sich das verändert. Einerseits ist eine gute Ausbildung wesentlich verbreiteter als früher. War es in früheren Zeiten sehr selten, dass man mit einer Matura oder einem Studium einen Bauernhof übernommen hat, kommt das heute viel häufiger vor. Auch heutzutage ist es so, dass man mit einer guten Ausbildung außerhalb der Landwirtschaft meist mehr verdient als am Bauernhof. Beim Beruf Bauer oder Bäuerin spielen aber viele andere Faktoren mit, wie zum Beispiel die Selbstverwirklichung, die Familie, den Arbeitsplatz  zuhause zu haben und so weiter.

Martin hat das öfters gehört, dass man mit einer Matura und vor allem mit einem Studium nicht mehr Bauer wird.

Andererseits sind heute die Erfordernisse an die Betriebsführung andere als früher. Die Landwirtschaft hat sich wie so vieles in unserem Leben massiv verändert. Da spielen viele Einflussbereiche mit: die Technisierung, Industrialisierung und Digitalisierung, die globale Vernetzung, der höhere Wohlstand und vieles mehr. Das bringt uns wieder zum eigentlichen Thema. Wo wir an einigen Beispielen zeigen wollen, welche Talente Bäuerinnen und Bauern heutzutage brauchen.

Lebensmittelerzeuger.

Der eigentliche Sinn des Berufs, der manchmal etwas in den Hintergrund gerät. Etwas zu essen braucht man schließlich jeden Tag. Ein Bauernhof ernährt heutzutage im Schnitt über 100 Menschen – ein Ergebnis der Arbeitsteilung und der Technologieentwicklung. Wir erzeugen bei uns am Hof Urprodukte wie Rohmilch, Getreide und Eier und  einige weiterveredelte Lebensmittel wie Brot und Gebäck, Topfen, Joghurt und Apfelsaft.

Monika ist bei uns am Hof das Multitalent für die Direktvermarktung in der Backstube und im Hofladen.

Landschaftspfleger.

Ein „Nebenprodukt“ der Lebensmittelerzeugung ist die Landschaftspflege. Gerade in Tourismusgebieten ist sie die Grundlage, dass Urlauber kommen. Wirklich zu schätzen weiß man sie jedoch meist erst, wenn sie nicht mehr gemacht wird. Und Flächen verwalden oder nur mehr gemulcht werden. Als Ausgleich gibt es öffentliche Zahlungen und in manchen Gebieten bereits Leistungsabgeltungen von Tourismusverbänden.

Landschaftspflege.

Betriebswirt.

Als Landwirt ist man selbstständig. Man muss sich also seinen Lohn selbst verdienen. Und die Steuern und die Sozialversicherung auch. Gleich wie ein Unternehmer in anderen Arbeitsbereichen. Dafür ist man auch sein eigener Chef, macht die Arbeit für sich selbst und kann sich die Zeit frei einteilen. Schwierig wirds, wenn zu wenig Geld hereinkommt. Gebäude und Maschinen können nicht erneuert werden, laufende Kredite nicht bezahlt werden. Ein Teufelskreis, bei dem der Betrieb in Schwierigkeiten geraten kann. Die Abgeltung der eigenen Arbeitszeit kann lange ein Puffer sein, aber von irgendwas muss man schließlich auch leben.

„Wer schreibt, der bleibt“. Ein bekanntes Sprichwort. Dass jeder Landwirt ein Unternehmer ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Manche wollen das nicht hören, schwingt doch dabei auch der Bürokratismus mit. Als Landwirt muss man heute seine Zahlen kennen. Dafür ist es nötig, diese auch zu erfassen. Wir sind zum Beispiel Mitglied beim Arbeitskreis Milchviehhaltung der Landwirtschaftskammer, wo man sich auch mit anderen Betrieben vergleichen und voneinander lernen kann. Und wir sind Mitglied beim Landeskontrollverband, wo ein Mal pro Monat der sogenannte Milchkontrollor kommt und die Milchmenge und –qualität von jeder Milchkuh bestimmt.

Andreas: bei uns am Hof das Multitalent im Stall und am Feld.

Marketing-Stratege.

Spätestens wenn man die hofeigenen Produkte direktvermarktet und nicht nur an den Verarbeiter oder Großhändler liefert, muss man sich auch ums Marketing kümmern. Natürlich kann man sich dafür auch Profis dazu holen, aber das authentische Bild über den eigenen Hof muss man immer noch selbst im Kopf haben. Zum Marketing zählt auch die Öffentlichkeitsarbeit. Wie wir sie zum Beispiel mit unseren Hofgeschichten betreiben.

Martin beim Verfassen einer Hofgeschichte.

Mechaniker.

Wir haben bei uns viele Maschinen im Einsatz. Zwei Traktoren, einen Hoftrac, einen Kipper, einen Miststreuer, ein Güllefass, ein Mähwerk, einen Motormäher, einen Kreiselschwader, einen Kreiselheuer, einen Ladewagen, eine Kippmulde, eine Seilwinde und einige weitere kleinere Geräte. Da gibt es immer etwas zu tun. Regelmäßig abschmieren, Pickerl machen, einwintern oder es wird etwas kaputt. Jedes Mal extra in die Werkstatt fahren wäre zeitaufwändig und finanziell oft schwer machbar. Daher bedarf es handwerklicher Fähigkeiten, die je nach Ausprägung am Bauernhof sehr gut eingesetzt werden können.

Hier war der Kratzboden vom Miststreuer zu reparieren.

Das waren jetzt einige Berufe, die sich in der Berufung Bauer oder Bäuerin gut vereinen lassen. Wir wollten euch damit zeigen, was es heutzutage alles braucht, um einen Bauernhof gut führen zu können. Und neben dem Fachwissen oft auch den sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand. Damit man es nicht nur so macht, „wie es schon immer gemacht wurde.“

Von den Düngern am Hof.

Wenn Tiere auf einem Bauernhof sind, sorgen sie für einen natürlichen Nährstoffkreislauf. Sie fressen das Futter, wandeln es in ein Lebensmittel für uns um und den Verdauungsrest scheiden sie aus. Auf die Felder ausgebracht wirken sie als Dünger, der die Pflanzen wachsen lässt. Wenn wir bei uns von Düngern sprechen, meinen wir meist Gülle, Jauche und Mist. Diese drei Arten der tierischen Dünger haben wir bei uns am Hof. Man nennt sie organische Dünger oder im landwirtschaftlichen Fachjargon Wirtschaftsdünger. Als Bio-Betrieb dürfen wir keine künstlich hergestellten Dünger, Mineraldünger genannt, verwenden. Zu Beginn dieser Hofgeschichte starten wir mit einer Begriffsklärung – bittesehr.

Die mit Gülle gedüngten Teile der Wiese sind klar erkennbar.

Gülle, Jauche und Mist.

Gehört habt ihr sicher von allen Begriffen schon. Aber was ist da jetzt der Unterschied? Gülle ist eine Vermengung von Harn und Kot und wird in einer gemeinsamen Grubbe gesammelt. Ausgeführt wird sie mit dem Güllefass. Das trifft auch auf die Jauche zu. So nennt man den getrennt gesammelten Harn. Dieser fällt zum Beispiel bei einer mit Stroh eingestreuten Liegefläche der Kühe an. Von hier kommt auch der Mist. So nennt man das feste Gemenge von Kot und Stroh. Der Mist wird auf einer Lagerfläche gelagert und mit dem Miststreuer ausgeführt. Aus dem Mist kann man auch einen Kompost machen. Ähnlich wie bei der Kompostierung im Garten, wird der Mist dabei regelmäßig gewendet und durch die regelmäßige Sauerstoffzufuhr verrottet er schneller. Soviel zu den Begrifflichkeiten.

Die Kühe liegen auf der mit Stroh eingestreuten Tretmistliegefläche.

Dünger und Stallsystem hängen zusammen.

Unser Rinderstall wurde bereits 1992 erbaut, war damals einer der ersten Laufställe in unserer Gegend und ist als Tretmistlaufstallsystem ausgeführt. Tretmist bedeutet, dass die Liegefläche leicht schräg ausgeführt ist, wodurch die Mistdecke stetig leicht abgetreten wird. Beim Liegebereich fallen bei uns also der Mist und die Jauche an. Beim Fressplatz haben wir Spalten, wo die Gülle anfällt. Die Kälber, Kalbinnen und Kühe können sich im Stall frei bewegen und auf der mit Stroh eingestreuten Liegefläche hinlegen. Das hat für die Tiere Vorteile, bedeutet aber auch beim Entmisten mehr Arbeit. Und die Kühe sind meist etwas dreckiger. Ein Rind kotet nämlich, anders wie das Schwein (das übrigens entgegen den Sprichwörtern ein sehr reinliches Tier ist) und das Pferd, nicht immer auf den gleichen Platz. Die meisten Milchviehställe sind heutzutage als Liegeboxenlaufställe ausgeführt, wo jede Kuh eine eigene Liegebox hat.

Was der Dünger mit der Umwelt zu tun hat.

Das Ziel bei den tierischen Düngern ist, möglichst viel des Düngewertes vom Lager im Stall auf das Feld zu bringen. Auf der Weide passiert das unmittelbar, bei der Stallhaltung mit Zeitabstand. Verschiedene Gase spielen dabei eine Rolle. Vor allem Methan, Lachgas und Ammoniak. Methan fällt vor allem bei der Güllelagerung an. Daraus hat sich die Biogasnutzung entwickelt. Das austretende Methan, das sonst in die Luft entweichen würde, wird gesammelt und für die Stromerzeugung genutzt. In Indien zum Beispiel wird dazu oftmals ein Schlauch von der Güllegrube in die Küche gelegt und damit gekocht. Neben der Lagerung können die Gase vor allem bei der Ausbringung in die Luft entweichen. Regnerisches und windstilles Wetter können diesen Verlust eindämmen. Das betrifft vor allem Ammoniak, den man nach der Gülleausbringung in der Luft riechen kann.

Ein Live-Bild von der Gülleausbringung.

Wenn der Dünger auf den Boden kommt, wirkt er sehr unterschiedlich.
Im Gegensatz zur Gülle wirkt der Mist als Dünger länger und baut besser Humus auf. Gülle und Jauche wirken sehr schnell im Boden und können damit von den Pflanzen schneller als Dünger aufgenommen werden. Passiert das nicht, kann es aber auch zur Abschwemmung als Nitrat ins Grundwasser kommen. Bei vielen neuen Ställen wird vorwiegend auf ein Güllesystem gesetzt, da es arbeitswirtschaftlich einfacher ist. Damit verzichtet man jedoch auf viele Vorteile des Festmists. Das gleiche Thema gibt es übrigens auch beim Menschen. Eine getrennte Sammlung von Kot und Harn wäre vom Nährstoffwert sinnvoller statt einer All-in-one-Sammlung in der Kläranlage. Aber bleiben wir bei den Tieren.

Das Thema, wie sich ein Stallumbau auf die Umwelt auswirken kann, hat Martin im Rahmen seiner Abschlussarbeit an der BOKU untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass besonders die Art des Düngersystems entscheidend ist. Zum Beispiel fallen bei reinen Güllesystemen wesentlich mehr klimawirksame Gase an, die mit Festmistsystemen verringert werden könnten.

Einblick in unseren Misthaufen.

Menge und Ausbringung.

Pro Kuh und Tag fallen ca. 25 kg Kot und 15 kg Harn an. Auf unsere 15 Kühe hochgerechnet ergibt das rund 200 Tonnen pro Jahr. Wahnsinn, oder? Jetzt könnt ihr euch ungefähr vorstellen, welche Menge wir da als wertvollen Dünger wieder auf unsere Felder ausbringen dürfen und müssen. Die Ausbringung des Mists passiert hauptsächlich im Frühjahr und im Herbst. Da der Mist langsamer verrottet, muss mehr Zeit bis zur nächsten Futterernte eingeplant werden. Die Gülle kann auch zwischen zwei Mähzeitpunkten ausgebracht werden. Zudem ist im Dezember und Jänner gesetzlich keine Düngerausbringung erlaubt. In dieser Zeit (und meist noch länger) muss der Dünger gelagert werden können.

Unser Mistlagerplatz.

Zu beachten ist bei der Düngerausbringung vor allem die Befahrbarkeit der Böden. Auf steilen Flächen kann das schnell zu einer ernsthaften Gefahr werden, wenn der Traktor mit Güllefass oder Miststreuer ins Rutschen gerät. Da sprechen wir aus eigener Erfahrung. Unser Güllefass ist mit einer Füllkapazität von 3.500 Litern recht handlich, aber beim Miststreuer ist durch das hohe Gewicht des Mists höchste Konzentration gefordert.

Der Miststreuer wird beladen.

Welche Flächen werden gedüngt?

Der Großteil unserer Wiesen und Äcker wird gedüngt. Wo Futter geerntet wird, müssen die Nährstoffe auch wieder rückgeführt werden. Je häufiger die Mahd, desto mehr Dünger ist nötig. Eine Ausnahme bilden unsere artenreichen Ein- und Zwei-Schnitt-Wiesen. Hier wachsen Pflanzen, die keinen Dünger vertragen. Ihre benötigten Nährstoffe holen sie sich aus dem natürlichen Nährstoffvorrat des Bodens. Würde man diese Flächen mit einer Gülle düngen, würden sich schnellwüchsige Gräser durchsetzen und die anderen Pflanzen verdrängen.

Jetzt aber genug zu den Düngern. Wir hätten selbst nicht gedacht, dass man so viel darüber erzählen kann. Das ist am Bauernhof eben ein wichtiges Thema. Das alles im Kreislauf bleibt.

Wie man als Konsument das Lebensmittelsystem ändern kann und warum die Direktvermarktung unseren Betrieb sichert.

Es scheint ja recht einfach. Wenn es um Landwirtschaft geht, stellt sich fast jeder einen kleinen Bauernhof mit vielen Tieren vor, auf dem Menschen arbeiten, die gut davon leben können. So weit, so gut. Nur dass dieses Idealbild heutzutage eher Ausnahme als Regel ist. Die Spezialisierung hat wie in beinahe allen Wirtschaftsbereichen auch in der Landwirtschaft Einzug gehalten. Weil das in der Lebensmittelversorgung zu unerwünschten Nebenwirkungen führt, wollen das viele ändern. Folgend ein Einblick aus unserer Sicht, wie das möglich wäre. Mit dem Beispiel der Direktvermarktung, die unseren Hof in dieser Form sichert.

Wenn größer nicht immer besser ist.

Sich zu ernähren ist seit jeher eine der wichtigsten Grundbedürfnissee des Menschen. Vom Jagen und Sammeln bis zu Ackerbau und Viehzucht war es ein langer Weg. Dieser führte von der reinen Selbstversorgung bis zur heutigen Arbeitsteilung. Ein Hauptgrund dafür war die Technisierung. Diese ersetzte viel harte Arbeit und erlaubte die Produktion hoher Stückzahlen zu niedrigen Preisen. Was auch die Lebensmittelpreise sinken ließ. Das führte dazu, dass die Ausgaben eines österreichischen Haushalts für Lebensmittel von ca. 50 % um 1950 auf 10-15 % heutzutage sanken. Damit nahm auch die Bereitschaft ab, selbst Gemüse im Garten zu ziehen, Hühner zu halten, etc.
Zudem konzentrierte sich die Vermarktung der Lebensmittel auf immer weniger Betriebe. Das führte dazu, dass heute die drei größten Lebensmittelketten in Österreich ca. 85 % Marktanteil haben. Die Zauberformel dafür lautet „economies of scale“: Wer größer wird und eine höhere Stückzahl produziert, nutzt Maschinen, Gebäude, etc. effizienter und günstiger. Was dabei verloren geht, ist der Faktor Mensch. Zudem bekommt der Landwirt einen immer kleineren Anteil des Endpreises. Dieser liegt bei vielen Produktsparten bei unter einem Drittel, zum Beispiel bei der Milch oder beim Apfel. Das hat zur Folge, dass es heute in Österreich weniger als die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe im Vergleich zu 1970 gibt.

Die Milch ist ein gutes Beispiel: nur rund ein Drittel des Verkaufspreises im Supermarkt kommt beim Bauern an.

Eine Win-Win-Situation.

Eine der Lösungen liegt in der Direktvermarktung. Bäuerinnen und Bauern bekommen den ganzen Anteil des Preises, müssen sich aber auch um Verarbeitung, Verpackung, Marketing und Preisgestaltung kümmern. Was dabei meistens steigt, ist die Zufriedenheit. Weil der direkte Kontakt zum Konsumenten besteht. Dieser fällt beim Verkauf an den Großhändler weg. Und den Preis bekommt man dabei auch je nach Marktlage vorgegeben.

Damit genug zum Allgemeinen und direkt zu unserem Hof. Die Direktvermarktung ist seit langem ein wichtiges Standbein auf unserem Hof. Bereits 1977 hat Martins Oma begonnen Brot zu backen – seitdem wurde die Direktvermarktung stetig ausgebaut. Zuerst noch als Lieferung an einige Bioläden und in die umliegenden Orte. In den vergangenen Jahren nur noch über den Hofladen. Und seit einigen Monaten zusätzlich auch über den Selbstentnahmekühlschrank.

Brot und Gebäck sind nach wie vor die wichtigsten Vermarktungsprodukte auf unserem Hof.

Was wir sicher wissen: ohne die direkte Vermarktung unserer Lebensmittel würde unser Hof in dieser vielfältigen und kleinteiligen Form nicht mehr bestehen. Dabei schwingt immer auch der Dank an unsere Kundinnen und Kunden mit, die mit ihrem Einkauf unseren Hof unterstützen. Das ist das Schöne an der Direktvermarktung – es ergibt sich eine Win-Win-Situation.

Diesen Spruch haben wir unseren Kundinnen und Kunden zu Weihnachten gegeben – geschrieben hat ihn Martin.

Generell kann man sagen: Wenn man die Arbeit eines Betriebes, einer Region oder eines Landes schätzt, muss man diesen direkt unterstützen. Nur das sichert das Fortbestehen. Wenn man zum Beispiel weiterhin einen Bauernhof in der Gemeinde haben möchte. Oder gut findet, dass der Nachbar seine Tiere auf der Weide hält. Jedes gekaufte Produkt gibt dem Erzeuger den Auftrag, dieses Produkt wieder herzustellen. Und das hoffentlich zu einem Preis, von dem er langfristig im Einklang mit der Natur wirtschaften kann. Das gilt in der Landwirtschaft, aber auch generell in der Wirtschaft.

Nun ist es natürlich nicht allen Menschen möglich, direkt beim Bauern einzukaufen. Nur rund 5 % des Lebensmittelmarkts macht die Direktvermarktung aus. Aber auch im Supermarkt hat man die Möglichkeit, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen. Mit dem Kauf von regionalen Produkten. Im Supermarkt bedeutet das meist aus Österreich, außer Lebensmittel werden gezielt kleinräumiger bezogen. Dafür muss aber auch die Kennzeichnung besser werden – nicht immer fällt es ganz leicht, die Herkunft zu erkennen. Vor allem nicht bei verarbeiteten Produkten und in der Gastronomie. Hilfreich ist auch, weniger Produkte im Angebot zu kaufen. Diese sind zwar für KäuferInnen verlockend, führen aber meist bei den Produzenten zu höherem Preisdruck. Dieser wird auch durch Eigenmarken der Supermarktketten, vor allem im Niedrig-Preis-Bereich, gesteigert.

Eines noch zum Schluss: aufgrund der weltweiten Warenströme könnten wir wahrscheinlich auch den Großteil unserer Lebensmittel in Österreich importieren. Teilweise sogar zu günstigeren Preisen. Dass das für die Ernährungssicherheit den Tod bedeuten würde, ist klar. Dabei hat uns gerade Corona wieder die Wichtigkeit der heimischen Lebensmittelversorgung eindrucksvoll bewiesen. Und dafür braucht es Bäuerinnen und Bauern, die langfristig von ihrer Arbeit leben können. Dass wir Lebensmittel haben, die im wahrsten Sinne des Wortes Mittel zum Leben sind.

Die Hühnerhaltung im mobilen Stall.

Sophie und Martin haben vor einigen Jahren wieder Hühner auf den Höllpaulihof gebracht. Zuerst im kleinen Stil im alten Hühnerstall zur Selbstversorgung. Das Wissen und die Tipps dazu sind in unserer Anleitung zur Hobbyhühnerhaltung nachzulesen. Im letzten Jahr hat Martin dann ein neues Projekt gestartet und sich einen mobilen Hühnerstall zugelegt. Weil diese viele Vorteile bieten, im Trend liegen und einfach eine coole Sache sind. Warum das so ist, wie man zu sowas kommt und was es dazu sonst noch zu wissen gibt, erzählen wir euch jetzt.

Klein, aber fein – unsere mobile Hühnerhaltung.

Ein Konzept mit viel Geschichte.

Bei Hühnern bietet sich ein mobiler Stall wie bei keiner anderen Tierart an. Hühner sind recht klein und nutzen die wechselnden Standorte zum Ausleben ihrer natürlichen Verhaltensweisen wie Scharren, Picken und Sandbaden perfekt. Bei vielen Hühnerausläufen sieht man die Übernutzung sehr schnell, wenn offener Boden das Gras dauerhaft ablöst – vor allem wenn die Auslaufgröße nicht an den Tierbestand angepasst ist (oder umgekehrt). Bei einem mobilen Stall steht durch das regelmäßige Wechseln des Standorts immer ein frischer Aufwuchs zur Verfügung. Gut für die Wiese und gut für die Tiere.

Die mobilen Hühnerställe schießen sprichwörtlich wie die Schwammerl aus dem Boden – bei Hobbyhühnerhaltern, aber auch im kleinen wirtschaftlichen Bereich. Neu ist diese Idee aber nicht. Die Anfänge der Hühnermobilställe liegen bereits rund 100 Jahre zurück. Damals hatte man die Idee, die Körner der abgeernteten Getreidefelder von den Hühnern zusammenpicken zu lassen.

Nach der Getreideernte dürfen die Hühner die übrig gebliebenen Körner zusammenpicken – zurück zum Ursprung sozusagen.

Alles mobil.

Der Boom an mobilen Hühnerhaltern führte auch zu einem stattlichen Angebot an fertig kaufbaren mobilen Hühnerställen. Diese spielen zwar meist „alle Stückln“, aber man muss eben auch tiefer in die Tasche greifen. Im kleinen Bereich dominieren die Selbstbauvarianten. Als Grundkonstruktion werden meist bestehende Anhänger verwendet, aber auch alte Bauwägen sind beliebt. Ein Problem bei selbstgebauten Ställen aus Holz mit vielen Fugen kann die rote Vogelmilbe werden – das wissen wir aus eigener Erfahrung.

Martin hat seinen Stall gebraucht gekauft und etwas umgebaut. 24 Hennen und ein Hahn finden darin Platz – eine gute Größe zum Starten. Schließlich muss man erst Erfahrung sammeln – inklusive geeigneten Plätzen. Je größer der Stall, desto größer und ebener müssen auch die Standorte sein. Uns ist dabei sehr wichtig, dass den Hühnern Bäume oder Sträucher als Schattenspender zur Verfügung stehen – vor allem an heißen Sommertagen.

Die Hühner genießen den Schatten – am liebsten unter einem Baum, Strauch oder unter dem Stall.

Spätestens nach 3-4 Wochen bekommen unsere Hühner einen neuen Standort. Umgestellt wird in der Früh, wenn die Hühner noch im Stall sind. Neben dem Stall muss vor allem der mobile Zaun (den wir ohne Strom verwenden) versetzt werden.

Das Tolle an unserem mobilen Stall ist, dass alles von außen zu bedienen ist – die Eierentnahme, die Futtergabe und das Entmisten.

Eine Herausforderung bei mobilen Ställen ist die fehlende Wasser,- Futter- und Stromversorgung – diese müssen auch mobil gestaltet werden. Wir lösen das mit einem Futtertrog und einer großen Tränke, wo alle paar Tage nachgefüllt wird. Für die Hühnerklappe nutzen wir einen Solarbetrieb. Die höheren Anforderungen an den Stall führen zu höheren Stallplatzkosten im Vergleich zu einem fixen Stall. Zusammen mit der artgerechten Haltung der Hühner führt das meist zu etwas höheren Eier- und Fleischpreisen. Qualität hat eben seinen Preis. Der meist in der direkten Vermarktung an die Kunden zu erzielen ist. Und das ergibt eine Win-Win-Situation. Der Landwirt kann seine Hühner artgerecht halten und die Kunden freuen sich über ein gutes Lebensmittel. Wobei wir selbst natürlich die besten Kunden sind.

Unsere bunten Bio-Wieseneier verschiedener Größe von unseren Wanderhühnern gibt´s rund um die Uhr im Selbstbedienungskühlschrank und am Donnerstag im Hofladen.

Wir haben jedenfalls eine Freude mit unserem mobilen Hühnerstall. Es macht Spaß, sich immer wieder neue Standorte zu überlegen und den Hühnern zuzusehen, welche Freude sie damit haben. Denn: bevor das Gras weg ist, kommen sie schon wieder auf einen neuen Platz. Weil sie ja mobil sind.

Ein schönes Gefühl.

Die Energie-, Wasser- und Abwasserversorgung am Hof.

Sie sind die Dinge, ohne die am Bauernhof nichts geht. Energie, Wasser und Abwasser. Aber nicht nur am Bauernhof – sicher auch bei jedem von euch. Immer im Hintergrund, aber erst, wenn sie nicht funktionieren, merkt man, wie wichtig sie sind. Bei allen drei Punkten haben wir bei uns am Hof eine gewisse Autarkie. Warum das für uns wichtig ist und wie die drei Bereiche bei uns am Hof funktionieren, stellen wir euch jetzt vor.

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Unser Hof aus der Vogelperspektive – hier sind die Solar- und Fotovoltaikanlagen am besten zu erkennen.

Die Energie.

Mit der Energie meinen wir einerseits die Wärme und andererseits den Strom. Bei der Wärme können wir uns zu 100 % autark versorgen. In unseren 13 ha Wald fällt jedes Jahr genug Brennholz an, das wir in unserer Hackschnitzelheizung zu Wärme verwerten. Bis vor einigen Jahren hatten wir noch eine Scheitholzheizung. Da sind mehrere Schritte notwendig, bis das Holz für den Ofen gebrauchsfertig ist. Einen kleinen Teil an Scheitholz brauchen wir aber noch – für unseren Holzbackofen. Zur Unterstützung der Hackschnitzelheizung haben wir eine Solaranlage am Dach. Diese liefert uns das Warmwasser direkt aus der Sonnenenergie.

 

Beim Strom wird eine vollständig autarke Versorgung schon schwieriger. Man denke an die Stromversorgung auf einer Almhütte ohne Stromanschluss. Zusätzlich braucht ein Bauernhof wie wir erhebliche Strommengen. Die Melkmaschine, die Milchkühlung, die Heutrocknung, die Backöfen, die Kühlräume – da kommt schon einiges zusammen. Fast unsere gesamte Strommenge erzeugen wir mit den Photovoltaikanlagen auf unseren Dächern. Um die Überschüsse an Angebot und Nachfrage abdecken zu können, sind wir aber trotzdem ans Stromnetz angeschlossen. Auf keinen Fall zu vergessen bei den Stromverbrauchern ist unser Elektroauto. Dadurch ersparen wir uns aber auch einiges an Diesel. Von der Ökobilanz macht das mit erneuerbarem Strom auf jeden Fall Sinn. Bei den anderen Fahrzeugen am Hof (drei Traktore, ein Hoftrac, zwei Autos) fahren wir noch mit Diesel – mal schauen, wie lange noch. Übrigens haben wir, wie die meisten Bauernhöfe, eine Hoftankstelle. Bei uns ist das ein 1.000 l-Tank, um mit den Traktoren nicht jedes Mal zur Tankstelle fahren zu müssen.

E-Auto
Das Elektroauto wird großteils mit dem eigenen Sonnenstrom betrieben.

 

Das Wasser.

Das Wasser spielt am Bauernhof eine besondere Rolle. Einerseits braucht man genügend Wasser in Form von Regen, damit die Pflanzen wachsen. Ein Beispiel: ein Hektar Wiese (100 mal 100 m), die drei Mal gemäht wird, braucht rund 5 Millionen Liter Wasser pro Jahr. Unvorstellbar, oder? Jetzt versteht ihr wahrscheinlich, warum die Bewässerung in der Landwirtschaft fast nur im Gemüsebau eingesetzt wird. Neben den Pflanzen brauchen vor allem die Tiere viel Wasser. Eine Milchkuh trinkt im Schnitt rund 70 l Wasser. Am Tag. Bei unseren rund 30 Rindern kommt da auch so einiges zusammen. Für unsere Tiere und für uns haben wir zwei Brunnen am Hof, die jeweils von einigen Quellen versorgt werden. Zusätzlich sind wir aber auch an das öffentliche Wassernetz angeschlossen, um Trockenzeiten sicher überstehen zu können.

Brunnen
Die zwei Brunnen auf unserem Hof.

Das Abwasser.

Nach der Verwendung des Wassers muss es wieder gereinigt werden. Statt dem öffentlichen Kanalsystem erledigt das bei uns die eigene biologische Pflanzenkläranlage. Wir haben uns dafür entschieden, da das Abwasser mit Eigendruck von Becken zu Becken fließt, anstatt es mit elektrischer Energie zur Hauptstraße zu pumpen. Die Funktionsweise unserer Pflanzenkläranlage ist leicht erklärt: zuerst setzen sich die Feststoffe ab, danach wird der flüssige Anteil wie in einem Sieb getrennt und die Rest-Nährstoffe werden vom Schilf aufgenommen. Das Endprodukt ist reines Wasser, das über den Bach dem normalen Wasserkreislauf zugeführt wird. Übrig bleiben die Feststoffe, die einmal jährlich zur öffentlichen Kläranlage gebracht werden. Wenn man die Reinigung des Abwassers selbst in der Hand hat, gilt natürlich besondere Vorsicht, welche Stoffe über Toilette, Waschmaschine, Abfluss, etc. hineingelangen.

Pflanzenkläranlage
Das Schilf der Pflanzenkläranlage wird im Frühjahr abgemäht und wächst dann aufgrund der guten Nährstoffversorgung prächtig.

Jetzt haben wir euch einen Einblick in diese drei Bereiche bei uns gegeben. Wichtig ist uns, dass wir die bei uns vorhandenen Ressourcen bestmöglich einsetzen. Und dass diese soweit wie möglich erneuerbar sind. Im Sinne des Klimaschutzes und der nachfolgenden Generationen. Das gehört für uns dazu, wenn wir „aufs Ganze schauen“.

Ein Hoch auf die Weide.

Die Weide spielt auf unserem Hof eine sehr wichtige Rolle. All unsere Rinder, von den Kälbern bis zu den Milchkühen, aber auch unsere Hühner  und unser Esel dürfen auf die Weide. Dass die Weide das artgerechte Verhalten verschiedener Tierarten am besten ermöglicht, ist unbestritten. Und sie hat noch viele weitere Vorteile. Dennoch darf der Großteil der Nutztiere nicht auf die Weide. Auch das hat seine Gründe. Beidem wollen wir nachgehen.

Hühner und Kalbinnen auf der Weide
Unsere Hühner und Kalbinnen auf der Weide.

Das Weideverhalten verschiedener Tierarten.

Verschiedene Tierarten nutzen die Weide sehr unterschiedlich. Während Rinder das Gras mit ihrer Zunge abreißen und große Mengen davon fressen, nutzen Hühner die Weide vorrangig zum Scharren und Picken – das Fressen macht nur einen kleineren Teil aus. Gleich wie bei den Schweinen, die gerne suhlen und wühlen – schließlich sind sie ja Allesfresser und kommen mit Gras alleine nicht aus. Das bleibt den Wiederkäuern vorbehalten. Schafe beißen das Gras tiefer ab als Rinder. Ziegen mögen´s gerne gröber – und beißen zum Beispiel auch Sträucher ab. Oder auch den Zaun. Ein Vorteil von Schafen und Ziegen ist, dass sie geringere Trittschäden als Rinder verursachen. Dafür sind sie anfälliger für Parasiten.

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Unsere Kuh Rebe genießt sichtlich die Zeit auf der Weide.

 

Die Vorteile der Weide.

Für die Tiere: Das mit dem artgerechten Verhalten steht an oberster Stelle der Vorteile. Kein noch so luxuriöser Stall kann den natürlichen Gegebenheiten einer Weide das Wasser reichen. Die natürliche Nahrungsaufnahme und die persönliche Auswahl von Gräsern, Klee und Kräutern. Das Reiben an Bäumen und Sträuchern. Und der Wechsel zwischen Sonne und Schatten. Und wenn es regnet? Kein Problem. Der Regen macht den Tieren nichts aus. Eher zu starke Hitze ohne Schatten und Abkühlungsmöglichkeit.

Weidende Kühe unter Apfelbaum
Unter unseren Streuobstbäumen fühlen sich unsere Milchkühe besonders wohl.

Für den Boden: Neben den Tieren profitiert auch der Boden. Die fruchtbarsten Böden der Welt haben sich dort entwickelt, wo über lange Zeit Weideland war und das Gras durch den regelmäßigen Biss der Tiere reguliert wurde. Durch diese Umstände konnte sich eine robuste Humusschicht entwickeln, die den Boden fruchtbar macht.

Für die Umwelt: Weiden sind meist Dauergrünland oder zumindest mehrjährige Wiesen. Durch den höheren Humusgehalt im Vergleich zu Äckern wird mehr Kohlenstoff gespeichert. Aber daneben spielt auch der Dünger eine Rolle. Auf der Weide kommt der Dünger direkt vom Tier in den Boden. Im Stall muss er längere Zeit bis zur Ausbringung gelagert werden. Dabei gehen verschiedene Gase wie Methan, Lachgas oder Ammoniak verloren, die eine Auswirkung auf die Umwelt haben. Und nicht zu vergessen: die Landschaftspflege. Ohne die Weide würden viele Wiesen und Almen verwalden. Was das für den Tourismus bedeuten würde, kann man sich ungefähr ausmalen. Das bringt uns zum nächsten Punkt.

Für den Menschen: Zuerst einmal hat die Weide einen ästhetischen Wert. Wer freut sich nicht, wenn man Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Hühner oder andere Tiere auf der Weide sieht? Im Stall bleiben sie meist dem Blick verborgen. Wer könnte sich zum Beispiel eine Werbung ohne weidende Rinder vorstellen? Die Weide hat aber auch für Bäuerinnen und Bauern einen wesentlichen Vorteil. Das Futter auf der Weide ist das günstigste Futter. Jedes konservierte Futter, egal ob Heu oder Silage, muss zuerst gemäht und dann mit einigen Arbeitsschritten lagerfähig zu den Tieren gebracht werden. Das kostet entsprechend Geld und Arbeitszeit. Neben den Kosten ist die hohe Qualität des Weidefutters zu erwähnen. Je jünger das Gras geerntet wird, desto mehr Energie und Eiweiß enthält es. Im besten Fall wächst das Gras also heute auf der Wiese, wird gefressen und ist morgen schon in Milch oder Fleisch umgewandelt. Und wenn wir schon bei den Inhaltsstoffen sind: Milch von geweideten Kühen enthält mehr Omega-3-Fettsäuren. Dieser Umstand bedingt zum Beispiel die bessere Streichbarkeit von Sommerbutter.

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Die Weide hat positive Auswirkungen auf die Tiere und deren Lebensmittel.

Bei so vielen Vorteilen fragt man sich natürlich, warum nicht alle Tiere auf der Weide stehen.

Die Nachteile der Weide.

Das hat mit den Nachteilen der Weide zu tun. Oder die zumindest von Betrieben ohne Weide als solche gesehen werden.

Auf der Weide sind hohe Leistungen schwieriger zu erreichen. Im Stall kann das vorgelegte Futter genau abgestimmt werden. Auf der Weide ist das schwieriger – da frisst jedes Tier so viel wie und was es gerne möchte. Zudem kann im Stall leichter Kraftfutter gegeben werden, das hohe Leistungen möglich macht.

Im Stall ist eine höhere Tieranzahl möglich. So komisch das klingen mag. Die Weide ist meist ein Größenbegrenzungsfaktor. Eine zu große Herde hat auf der Weide schnell zu wenig Futter oder macht zu viele Schäden. Im Stall können durch die baulichen und technischen Möglichkeiten höhere Tierzahlen gehalten werden.

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Eine Übernutzung der Weide durch zu hohe Tierbestände ist bei den Hühnern besonders schnell zu erkennen.  Mit unserem Mobilstall kann das nicht passieren.

Die Stallhaltung ist leichter automatisierbar. Dank moderner Technik kann der Betrieb im Stall gut automatisiert werden. Wenn Tiere auf der Weide sind, sind laufende Anpassungen notwendig. Ist noch genug Futter da? Wie sieht es mit der Witterung und den Trittschäden aus? Den Zaun im Frühjahr auf- und Herbst wieder abbauen. Das alles gilt es bei der Weide zu beachten.

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Die Kälber müssen erst an die Weide und vor allem den Weidezaun gewöhnt werden.

Tiere können auch auskommen. Bei uns am Hof ist das auch mehrmals im Jahr der Fall. Ein Zauntor offen gelassen, den Strom vergessen einzustecken oder das Futter in der Nachbarwiese ist einfach besser. Dann kann man schon seine Familie zusammentrommeln und die Herde wieder einfangen.

Kühe grasen außerhalb des Zauns
Außerhalb des Zauns ist das Gras scheinbar immer besser.

Alles in allem ein Für und Wider, das jeder Betrieb selbst abwägen muss. In Punkto Weide nichts zu entscheiden gibt´s in der Bio-Landwirtschaft. Dabei ist die Weidehaltung für Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen) und Hühner verpflichtend. Für Mensch, Umwelt, Boden und Tiere.

Zaunstecken

Landwirtschaftliche Fachbegriffe einfach erklärt

Geht es euch auch manchmal so, dass ihr bei landwirtschaftlichen Fachdiskussionen einzelne Begriffe nicht versteht? Manche Begriffe hat man schon oft gehört, weiß dann aber doch nicht genau, was sie bedeuten. Um manche Unwissenheit auszuräumen, klären wir mit einigen Begriffen aus der Welt der Landwirtschaft auf.

Brunst.

Brunst ist abgewandelt von Brunft und bezeichnet die Paarungszeit bei Tieren. Die umgangssprachlichen Begriffe bei den Tierarten unterscheiden sich: bei den Rindern nennt man es „stieren“, Schweine „rauschen“ und Katzen sind „rollig“. Für das Herdenmanagement bei Nutztieren werden Brunstkalender verwendet, wo man den Überblick über die Brunst- und Geburtstermine behält.

Brunstkalender
Unser Brunstkalender.

Feldfutter.

Feldfutter, auch Wechselwiese genannt, ist eine Wiese, die in eine Fruchtfolge eingegliedert ist und extra angesät wird. Feldfutter besteht meist zum großen Teil aus Klee und wird an die Wiederkäuer verfüttert oder als Dünger verwendet. In der Fruchtfolge erfüllt es wichtige Funktionen für den Boden.

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Unsere Rinder weiden auf dem Feldfutter. Der Unterschied zum Dauergrünland ist für einen Laien fast nicht erkennbar.

Geilstelle.

Unter diesem Begriff bezeichnet man in der Landwirtschaft die Stellen auf Weiden, wo der Kot der Tiere hingefallen ist. Dieser Bereich wächst zwar besonders gut, wird von den Tieren aber eine Zeit lang nicht gefressen.

Geilstelle
Eine sogenannte „Geilstelle“.

Grundfutter und Kraftfutter.

Diese Begriffe werden vor allem bei Wiederkäuern verwendet. Als Grundfutter wird das Gras in allen möglichen Konservierungsformen (frisches Gras, Silage, Heu) bezeichnet. Es stellt die Grundnahrung für das Überleben und die natürliche Leistung (Milch und Fleisch) dar. Als Kraftfutter wird das Futter zur Steigerung der Leistung bezeichnet. Dazu zählen Getreide, Mais, Acker- und Sojabohne, Körnererbse und noch viele mehr. Kraftfutter wird oft als Mischung verschiedener Komponenten verwendet.

Heuernte
Heu ist durch den geringen Wassergehalt ein lange haltbares Grundfutter.

Hektar.

Der Hektar (ha) ist das gängige Größenmaß in der Landwirtschaft. Ein Hektar entspricht der Fläche von 100 mal 100 Meter – also 10.000 m2. Zum Vergleich: ein Hektar sind 100 Ar, 0,01 km2, 58 Joch (eine alte Flächeneinheit in der Landwirtschaft)  oder ein großes Fußballfeld.

Humus.

Als Humus wird die tote organische Substanz im Boden bezeichnet. Das bedeutet, alle abgestorbenen Pflanzenwurzeln und Pflanzenrückstände und abgestorbenen Bodenlebewesen. Der Humus ist für den Boden enorm wichtig. Er speichert Wasser und Nährstoffe, besteht zu einem großen Teil aus Kohlenstoff, sorgt für eine gute Bodenstruktur und macht die dunkle Farbe im Boden aus. Nicht zu verwechseln ist er mit dem Hummus zum Essen (Kichererbsenpürree). Neben dem Humus besteht Boden aus den mineralischen Bestandteilen Sand, Schluff und Ton.

Tag des Bodens
Der Humus stellt die oberste Schicht im Boden dar.

Laktation.

Laktation nennt man die Zeit zwischen Abkalben und Trockenstellen, in der Kühe, Schafe und Ziegen gemolken werden. Bei Milchkühen ist die Zeit einheitlich mit 305 Tagen festgelegt, dauert aber je nach Kuh unterschiedlich lange. Abhängig ist die Zeit wesentlich davon, wann die Kuh trächtig wird und ab wann sie vor der Geburt nicht mehr gemolken wird („Trockenstellen“).

Laufstall und Anbindestall.

Rinder in einem Laufstall können sich im Gegensatz zu Anbindeställen frei bewegen. Im Gegensatz zu anderen Nutztieren dürfen Rinder nämlich angebunden werden – meist passiert das jedoch in Kombination mit Auslauf oder Weide. Heute steht ca. noch ein Drittel der Kühe in Österreich in Anbindeställen – bis vor ca. 30 Jahren wurden Rinder fast ausschließlich angebunden gehalten. Die Liegefläche in einem Laufstall kann als Liegebox für eine Kuh oder als Liegefläche ausgeführt sein. Wir haben einen Tretmistlaufstall, wo die Liegeflächen leicht schräg gebaut sind und es so zu einem langsamen Abtreten des Mistes kommt.

Mineraldünger.

Darunter versteht man künstlich hergestellte oder aus dem Bergbau abgebaute Dünger. Meist sind diese sehr energieaufwändig aus fossilen Ausgangsstoffen hergestellt. Sie werden auf konventionellen Betrieben eingesetzt, um die Erträge zu steigern und sind meist an weißen Körnern erkennbar, die auf Äcker und Wiesen ausgebracht werden.

Monokultur und Fruchtfolge.

Wird über mehrere Jahre auf einer Fläche die gleiche Pflanzenart angebaut, spricht man von Monokultur. Eine Ausnahme ist das Dauergrünland, wo sowieso viele verschiedene Arten als Mischkultur wachsen. Eine Monokultur (z.B. Mais) wird in der Praxis angelegt, weil eine Frucht besonders viel Ertrag bringt. Da Monokulturen in der Natur nicht vorkommen, muss man dabei meist mit chemischen Mitteln die Unkräuter oder Schädlinge eindämmen. Das Gegenteil von Monokultur ist die Fruchtfolge, wo zwei bis viele Arten abgewechselt werden.

Pestizide.

Landwirtschaft bedeutet immer einen Eingriff in die Natur. Man fördert Pflanzen und Tiere, die man haben will und drängt jene zurück, die dabei hinderlich sind. Wenn mechanische Maßnahmen (mit Geräten) nicht helfen, kann es biologische oder chemische Mittel erfordern. Diese nennt man dann Pestizide oder Pflanzenschutzmittel. Die Wortwahl hängt stark vom Standpunkt ab – Gegner sprechen meist von Pestiziden, Befürworter lieber von Pflanzenschutzmitteln. Beispiele daraus sind Insektizide (gegen Schadinsekten), Fungizide (gegen Schadpilze) oder Herbizide (gegen Schadpflanzen).

Wiederkäuer.

Als Wiederkäuer wird eine Tiergruppe bezeichnet, die dank ihrer vier Mägen Pflanzen (vor allem Gras) sehr gut verdauen kann. Die Namensgebung kommt daher, dass bei Wiederkäuern der vorverdaute Nahrungsbrei in Ruhephasen des Tieres in Paketen hochgewürgt und nochmals zerkaut wird. Zu den Wiederkäuern zählen unter anderem Rinder, Schafe, Ziegen, Hirsche und Giraffen. Pferde und Hasen zum Beispiel zählen nicht dazu, obwohl sie Pflanzenfresser sind – diese verdauen das Gras in einem vergrößerten Dickdarm.

Wiederkäuer
Unsere Kühe beim Wiederkauen. Das geschieht meist beim Liegen in einer Ruhephase.

Wirtschaftsdünger.

So nennt man den Dünger der Tiere. Er wird organischer Dünger genannt, weil er im Gegensatz zum mineralischen Dünger von Lebewesen kommt. Die häufigsten Wirtschaftsdünger sind Gülle, Jauche, Mist und Kompost. Gülle ist eine Vermengung von Harn und Kot und wird in einer gemeinsamen Grubbe gesammelt. Ausgeführt wird sie mit dem Güllefass. Das trifft auch auf die Jauche zu. So nennt man den getrennt gesammelten Harn. Dieser fällt zum Beispiel bei einer mit Stroh eingestreuten Liegefläche der Kühe an. Von hier kommt auch der Mist. So nennt man das feste Gemenge von Kot und Stroh. Der Mist wird auf einer Lagerfläche gelagert und mit dem Miststreuer ausgebracht. Wenn der Mist während der Lagerung regelmäßig gewendet wird, spricht man von Kompost.

Festmist
Unser Festmist als wertvoller Dünger.

Warum wir tierische Lebensmittel erzeugen und essen.

Diesmal widmen wir uns einem spannenden Thema unserer Zeit. Es geht um die Frage, warum wir am Hof tierische Lebensmittel erzeugen und sie auch selbst essen. Eine Frage, die seit einigen Jahren Veganer und Fleischtiger entzweit, wie kaum ein anderes Thema. Und doch braucht es unserer Meinung nach einen anderen Blick darauf. Wie dieser aus unserer Sicht aussieht, wollen wir euch jetzt zeigen.

Tierische Lebensmittel sind wertvoll. Von der Nährstoffzusammensetzung her und aus ethischer Sicht. Da sind wir uns einig, oder? Schließlich lebt dafür ein Nutztier und stellt uns seine Leistungen zur Verfügung. Milchprodukte, Eier, Fleisch. Ein Überblick an tierischen Lebensmitteln, die heute weltweit in mehr oder weniger großer Dimension vom Menschen gegessen werden. Beim Fleisch muss ein Nutztier sogar geschlachtet werden, was das Wertvolle unterstreicht.

Milchflasche
Tierische Produkte werden vor allem wegen der Nährstoffzusammensetzung und dem Geschmack vom Menschen geschätzt.

Wir selbst sind für einen maßvolleren Genuss von tierischen Lebensmitteln, vor allem von Fleisch. Wie passt das zusammen, schließlich erzielen wir einen Teil unseres Einkommens mit der Nutztierhaltung? Ganz einfach: weniger davon konsumieren, aber wenn, dann mit entsprechender Qualität. Und die versuchen wir unseren Kundinnen und Kunden (und uns selbst natürlich auch) bereitzustellen. Womit wir bei der Art der Erzeugung wären.

Vor allem die Kuh wird in der öffentlichen Diskussion immer wieder als Klimakiller dargestellt. Stößt sie doch in der Verdauung das Treibhausgas Methan aus. Dabei vergisst man gern, dass die Kuh (und die anderen Wiederkäuer wie Schaf und Ziege) das Gras, das bei uns wächst, in für den Menschen wertvolle Nahrung umwandeln. Ohne diese Tiere wären für uns die ganzen Wiesen nicht nutzbar (bis auf einige Kräuter) und sie würden auch verwalden. Über Jahrmillionen der Erdgeschichte hat sich diese Symbiose zwischen Grünland und Wiederkäuer erfolgreich entwickelt. Und weil eine Symbiose stets zwei Gewinner hat, gewinnt die Kuh durch die Energie der Gräser und das Grünland durch den Schutz vor Verwaldung, die höhere Bodenfruchtbarkeit durch den Dünger der Tiere und die Speicherung von Kohlenstoff. Was auch den Menschen freut. Zwecks Weltklima und so.

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Das Grünland ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Um es mit dem Wald anschaulich zu vergleichen, muss man den Wiesenaufwachs eines Jahres auf die Wachstumszeit eines Waldes (ca. 60-80 Jahre) hochrechnen.

Jetzt stellen wir mal eine Annahme an: Würden alle Ackerflächen dieser Welt direkt für den Lebensmittelanbau verwendet werden, hätten wir immer noch die Milch und das Fleisch der Wiederkäuer, die für uns das Grünland verwerten. Und das macht weltweit doch rund 70 % der landwirtschaftlichen Fläche aus. Wir überlassen der Kuh sozusagen das, was sie am besten kann – nämlich Gras in Fleisch und Milch zu verwandeln. Der positive Nebeneffekt: Dann ist die Kuh auch kein Klimakiller! Und damit tritt sie auch in keine direkte Nahrungskonkurrenz mit der menschlichen Ernährung. Im Gegensatz zu Huhn und Schwein zum Beispiel. Die aber als Allesfresser andere Vorzüge haben. Und zum Beispiel Getreide wesentlich effizienter verwerten können als die Wiederkäuer.

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„It´s not the cow, it´s the how“. Die Rinder stoßen zwar das Treibhausgas Methan aus – da die Grünlandböden den Kohlenstoff wieder speichern, bleibt das aber im natürlichen Kreislauf.

Jetzt haben wir euch einiges über die Vorzüge der Fütterung der Kuh mit Gras erzählt. Diese Vorzüge versuchen wir bei uns am Hof einzuhalten. Fütterung mit Gras. Und wann immer es möglich ist, auf der Weide. Dazu möglichst wenig Getreide als Kraftfutter. Dieses ist nämlich als direktes Lebensmittel für den Menschen wesentlich effizienter eingesetzt. Leider werden diese Prinzipien vielfach umgedreht. Und die Kuh wird sprichwörtlich „wie ein Schwein“ gefüttert. Mit Getreideanteilen bis zu 50 %. Wodurch leider viele Vorzüge der Wiederkäuer verloren gehen. Und die Tierhaltung in ein schlechtes Licht gerückt wird.

Kalbinnen
Unsere neugierigen Kalbinnen, wenn sie fotografiert werden.

Einmal im Jahr schlachten wir eine Kalbin von uns. Die wächst bei uns, mit Futter von uns und wird im Ort geschlachtet. 100 % bio, 100 % regional. Und die Kalbin hatte einen Namen. Für manche mag das paradox klingen. Wir essen Fleisch von unserer Kalbin, die wir beim Namen nennen und die wir gut betreut haben. Das ist unser Zugang.

Zwei Punkte und ein Grundsatz bleiben also über: „Weniger, dafür besser!“ Ein maßvoller Genuss und die Herkunft und Fütterung des Nutztieres sind entscheidend. Wenn wir uns hier wieder für einen maßvolleren Umgang entscheiden, geht es vielen besser. Unseren gesellschaftlichen Grabenkämpfen, den Tieren und der Umwelt.