Das Grünland

Es gibt viele unterschiedliche Formen, wie man Land nutzen kann. Wald, Acker, Grünland. Aber auch Haus, Industriehalle oder Autobahn. Dieses Thema braucht einen breiten Blick. Eines haben jedoch alle Landnutzungen gemeinsam. Der Boden ist die Grundlage. Er lässt Pflanzen wachsen, die uns als Nahrung zur Verfügung stehen und bildet das Fundament für Gebäude und Infrastruktur. Heute widmen wir uns dem Grünland. Warum erklären wir euch gleich.

Unterschiedliche Landnutzungen
Ein Blick über unsere Flächen zeigt unterschiedliche Formen, wie der Boden am Bauernhof genutzt werden kann.

Das Grünland als spezielle Form der Landnutzung.

Als Bauer und Bäuerin hat man einen ganz besonderen Bezug zu den eigenen Flächen. Schließlich sind sie doch die Grundlage für die Erzeugung der Lebensmittel und die Basis für das eigene Einkommen. Es ist also eine Ehre und Verantwortung zugleich, die eigenen Flächen zu bewirtschaften. So wie es auch schon viele Generationen vor uns gemacht haben.

Ein Blick über Österreich verrät, dass von der land- und forstwirtschaftlich genutzten Fläche rund 50 % mit Wald bedeckt sind, 28 % mit Grünland, 21 % mit Ackerland und 1 % mit Garten-, Obst- und Weinbaukulturen. Auf unserem Bauernhof bewirtschaften wir 5 Hektar Acker, 13 Hektar Wald und 18 Hektar Grünland. Eine Hofgeschichte haben wir bereits dem Wald gewidmet (Die Waldarbeit). Heute ist das Grünland an der Reihe. Nicht nur, weil es den Großteil unserer Fläche ausmacht und Lieferant des Futters für unsere Tiere ist (siehe Futter für die Tiere), sondern weil es uns einfach fasziniert. Das Grünland ist nämlich ein Multitalent. Futterproduzent, Nährstoff-, Wasser- und Kohlenstoffspeicher, Artenvielfalterhalter und Landschaftsschönheit sind nur einige Worte, die man dem Grünland geben könnte.

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Wiesen mit Bäumen und Sträuchern sorgen für ein schönes Landschaftsbild.

Was ist überhaupt Grünland?

Viele würden wahrscheinlich eher das Wort „Wiese“ statt dem Begriff des Grünlands, der in landwirtschaftlichen Fachkreisen verbreitet ist, verwenden. Tatsächlich ist Grünland die landwirtschaftlich genutzte Fläche, auf der Gräser, Leguminosen und Kräuter als Dauerkultur (zumindest 5 Jahre) wachsen. Im Gegensatz zum Acker wird das Grünland also nicht umgepflügt. Es gibt aber auch eine Zwischenform: nämlich die Wechselwiese (oder Feldfutter), wo der Grasbestand in eine Fruchtfolge eingegliedert ist und extra angesät wird. Die Kriterien für einen Acker sind also die Fruchtfolge und der Umbruch des Bodens. Während die Entwicklung vom Grünland zum Acker also einen menschlichen Eingriff benötigt, ist es von Grünland zu Wald genau umgekehrt. Wenn die Wiese nicht mehr gemäht wird, beginnen Bäume und Sträucher zu wachsen und die Wiese verwaldet. Neben der Mähwiese sind die Weide und die Alm Nutzungsformen des Grünlands.

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Mit Ende März kommen die Kühe auf die Weide. Und genießen bis November das schmackhafte Gras.

Gras ist nicht gleich Gras.

Wenn ihr an die eigene Gartenwiese denkt, fallen euch sicher die schönen Blumen, der Klee und das Gras ein. Habt ihr schon mal daran gedacht, dass es auch beim Gras unterschiedliche Arten gibt? „Gras ist Gras“ höre ich da immer wieder. Ich denke, diese Meinung ist deshalb verbreitet, da Gräser nicht so schön verschiedenfarbig blühen wie Blumen zum Beispiel. Tatsächlich gibt es viele unterschiedliche Gräserarten, die je nach Standort in unterschiedlicher Zusammensetzung vorkommen. Immer kombiniert mit Leguminosen, Kräutern und Blumen. Leguminose ist der Fachausdruck für die Hülsenfrüchte und umfasst im Grünland zum Großteil die Kleearten. Diese haben die tolle Fähigkeit, den Luftstickstoff über die Knöllchenbakterien (die an den Wurzeln anheften) in den Boden zu binden und der Pflanze als Dünger zur Verfügung zu stehen. Sehr häufig vorkommende Gräser sind das Knaulgras, das Wiesenrispengras, der Wiesenschwingel und das Englische Raygras. Letzteres ist der Hauptbestandteil von den „englischen Rasen“ in Gärten und auf Fußball- und Golfplätzen.

Kleewiese (1)
Eine vielfältige Wiese besteht aus Blumen, Gräsern, Klee und Kräutern.

Umfassende Ökosystemleistungen.

Das Grünland hat in den letzten Jahren in der öffentlichen Bedeutung an Wert gewonnen. Grund dafür sind die umfassenden Leistungen für Natur und Gesellschaft. Da wäre einerseits die Funktion als Kohlenstoffspeicher. Grünland enthält im Schnitt 10 % Humus (so nennt man die belebte oberste Bodenschicht). Wenn man weiß, dass Humus zu mehr als der Hälfte aus Kohlenstoff besteht und Ackerland im Schnitt 3 % Humus hat, kann man sich denken, dass das Grünland in Zeiten des Klimawandels eine wichtige Rolle spielt. Diese wichtige Rolle nimmt es auch bei der Wasserspeicherung ein. Durch den dichten Bewuchs und die gute Durchwurzelung kann es sehr gut Regenwasser aufnehmen und Überschwemmungen vorbeugen. Ein weiteres Ziel der Grünlandbewirtschaftung ist der Erhalt der Artenvielfalt. „Abgestufter Wiesenbau“ lautet das Konzept dafür, das wir auch auf unserem Bauernhof anwenden. Das bedeutet, dass Flächen am Betrieb zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemäht werden und unterschiedlich intensiv bewirtschaftet werden. Bei uns werden die Wiesen ein bis vier Mal gemäht und angepasst gedüngt. Der abgestufte Wiesenbau soll Wiesen mit einer vielfältigen Fauna und Flora gewährleisten. Diese würde auch vielen Gärten gut tun. Ist die Artenvielfalt schließlich kein Einzelthema der Landwirtschaft. Und der berühmte „englische Rasen“ der Alptraum für alle Bienen. Womit wir schon wieder bei einem anderen Thema wären.

Abgestufter Wiesenbau
Intensiver genutzte Wiesen sorgen für eine gute Futtermenge und -qualität, extensive Wiesen gewährleisten die Artenvielfalt.

Ihr seht schon, in der Landwirtschaft und der Natur hängt alles mit allem zusammen. Das seht ihr auch bei unseren Hofgeschichten. Wenn ein Thema beendet ist, warten schon einige Weitere, über die es viel zu erzählen gibt. Seid ihr auch schon gespannt, welches Thema als Nächstes kommt?

Frühlingskräuter

Fragt ihr euch auch, wie schnell der Übergang zwischen Winter und Frühling bzw. Sommer heuer eigentlich über die Bühne gegangen ist? Hier stellen wir einige Frühlingskräuter von April und Mai vor.

Fragt ihr euch auch, wie schnell der Übergang zwischen Winter und Frühling bzw. Sommer heuer eigentlich über die Bühne gegangen ist?

Ruhten die Pflanzen Ende März teilweise noch im Schnee, sind sie ab Mitte April jedoch schon so richtig aus den Startlöchern geschossen und haben den zweiwöchigen Vegetationsrückstand bis Mitte Mai zu einem zweiwöchigen Vorsprung (!) ausgebaut.

Übergangsphasen waren früher.

Heuer ist die Überholspur angesagt!

Landschaften haben durch diese regelrechte „Explosion“ der Natur dadurch sehr rasch ihr Aussehen verändert, sind von einer kargen Winterlandschaft, zu saftigem Grün, zur üppig-blühenden Vielfalt bis teilweise zur frühen Fruchtreife gewechselt.

In dieser Phase hat Sophie versucht, ein Herbarium für ihren Kräuterpädagogikkurs anzulegen, was – zugegeben – manchmal zur Herausforderung wurde.

Nicht nur für diese – menschlichen – Bedürfnisse (Stichwort: Luxusproblem!) stellte der rasante Wechsel der Vegetation und die schnellen Vegetationsschritte also ein Problem dar, auch unsere fleißigen kleinen Bestäuberinnen, Bienen und Hummeln, waren sichtbar im Stress – mussten doch die Blüten in kürzester Zeit bestäubt und die wertvollen Trachten wieder heil in den Stock gebracht werden.

Gar nicht so einfach bei so vielen blühenden Pflanzen!

So war beispielsweise die Blüte unserer Obstbäume, wie Apfelbaum, Kirschbaum, Birnbaum und deren Freunden, nach jeweils einer Woche Vollblütezeit bereits wieder vorbei.

Kann man also nur hoffen, dass die lieben Bienen in dieser Zeit auch möglichst viele Blüten besucht und auch bestäubt haben.

Rote Kirschen, saftige Äpfel, mehlige Kastanien oder duftende Quitten, wird es ansonsten nämlich im Herbst nur in raren Mengen geben.

Ändern kann man an der Sache mit den schnellen Vegetationsschritten und dieser grünen Explosion natürlich nichts, die Natur macht ihre Sache und wir können uns ihren Zeitvorgaben nur anpassen, diese nicht – wie ansonsten so Vieles in unserer Umgebung oder unserem Umfeld – ändern, oder gar an uns anpassen.

Und das ist auch gut so.

Trotzdem – oder gerade deswegen – haben auch wir uns von der Natur in den letzten Wochen und an den letzten Wochenenden ein wenig stressen lassen.

Einige Arbeiten – neben der Erstellung des Herbariums, betrifft dies natürlich auch die Heuernte und die Verarbeitung der ersten Mahd zu Grassilage – können einfach nur im Einklang und im Rhythmus mit der Natur durchgeführt werden.

Reges Treiben auf unseren Wiesen, Weiden und Feldern war da natürlich die logische Folge. 🙂

Herbarium.

Um ein ansehnliches und gut sortiertes Herbarium zu erstellen braucht man 4 Dinge: alte Zeitungen, eine (selbstgebaute) Pflanzenpresse um die Pflanzen schön konservieren zu können, ein Pflanzenbestimmungsbuch und – das wichtigste Kriterium – Zeit. Gerade in Phasen, wo unsere Natur nahezu explodiert, ist es wirklich wichtig, regelmäßig auf die Wiesen, Weiden und Wälder zu gehen, die Pflanzen zu bestimmen und, wenn man möchte und die Pflanzen nicht geschützt sind, einzelne Pflanzen mitzunehmen und zu pressen. Sophie ist ca. alle zwei Wochen zum Sammeln unterwegs gewesen und hat jeweils ca. 20 neue Pflanzen mitgebracht. Und dabei waren das bei weitem noch nicht alle Wildkräuter, die neu zu bestimmen waren, sondern nur die jeweils auffälligsten!

Einige Pflanzen die auf und rund um unsere Weiden, Wiesen und Wälder wachsen, möchten wir euch hiermit vorstellen. Vielleicht habt ihr ja das Glück sie auf euren nächsten Spaziergängen zu entdecken… dann grüßt sie von uns und sagt ihnen Bescheid, dass sie jetzt kleine „Hofgeschichten-Stars“ sind. 😉

Die ersten beiden Aprilwochen.

Die „Frühblüher“ sind unterwegs.

Lerchensporn – Lungenkraut – Seidelbast – Hundszahnlilie – Krokus – Schaumkraut – grüne Nieswurz

Dritte und vierte Aprilwoche.

Immergrün – Frühlings-Platterbse – Erdbeere – Gundelrebe – Hirtentäschel – große Sternmiere – Goldnessel – Beinwell

Mai.

Quitte – weißer Günzel – Beinwell – Pechnelke – Glockenblume – Holunder – Wicke – Luzerne – Steinklee – Rose – Baldrian

Holunderblütensirup.

Zu guter Letzt haben wir auch noch ein Rezept für euch. Wer schnell ist, kann jetzt nämlich noch einen eigenen Holundersirup herstellen:

  • 3kg Zucker
  • 2 Liter Wasser
  • 30 große Holunderblütendolden
  • 2 Zitronen
  • 4 Orangen
  • 50g Zitronensäure
Holunderblütensirup
Holunderblütensirup

Alles vermischen, Zucker und Säure auflösen und 3 Tage lang ziehen lassen. Dann die Blüten, Orangen und Zitronen abseihen, den Sirup auf 75°C erwärmen und durch ein feines Sieb oder einen Filter heiß in saubere Flaschen abfüllen. Die fertigen Flaschen kühl und dunkel lagern. Viel Spaß dabei!