Frühlingskräuter

Fragt ihr euch auch, wie schnell der Übergang zwischen Winter und Frühling bzw. Sommer heuer eigentlich über die Bühne gegangen ist? Hier stellen wir einige Frühlingskräuter von April und Mai vor.

Fragt ihr euch auch, wie schnell der Übergang zwischen Winter und Frühling bzw. Sommer heuer eigentlich über die Bühne gegangen ist?

Ruhten die Pflanzen Ende März teilweise noch im Schnee, sind sie ab Mitte April jedoch schon so richtig aus den Startlöchern geschossen und haben den zweiwöchigen Vegetationsrückstand bis Mitte Mai zu einem zweiwöchigen Vorsprung (!) ausgebaut.

Übergangsphasen waren früher.

Heuer ist die Überholspur angesagt!

Landschaften haben durch diese regelrechte „Explosion“ der Natur dadurch sehr rasch ihr Aussehen verändert, sind von einer kargen Winterlandschaft, zu saftigem Grün, zur üppig-blühenden Vielfalt bis teilweise zur frühen Fruchtreife gewechselt.

In dieser Phase hat Sophie versucht, ein Herbarium für ihren Kräuterpädagogikkurs anzulegen, was – zugegeben – manchmal zur Herausforderung wurde.

Nicht nur für diese – menschlichen – Bedürfnisse (Stichwort: Luxusproblem!) stellte der rasante Wechsel der Vegetation und die schnellen Vegetationsschritte also ein Problem dar, auch unsere fleißigen kleinen Bestäuberinnen, Bienen und Hummeln, waren sichtbar im Stress – mussten doch die Blüten in kürzester Zeit bestäubt und die wertvollen Trachten wieder heil in den Stock gebracht werden.

Gar nicht so einfach bei so vielen blühenden Pflanzen!

So war beispielsweise die Blüte unserer Obstbäume, wie Apfelbaum, Kirschbaum, Birnbaum und deren Freunden, nach jeweils einer Woche Vollblütezeit bereits wieder vorbei.

Kann man also nur hoffen, dass die lieben Bienen in dieser Zeit auch möglichst viele Blüten besucht und auch bestäubt haben.

Rote Kirschen, saftige Äpfel, mehlige Kastanien oder duftende Quitten, wird es ansonsten nämlich im Herbst nur in raren Mengen geben.

Ändern kann man an der Sache mit den schnellen Vegetationsschritten und dieser grünen Explosion natürlich nichts, die Natur macht ihre Sache und wir können uns ihren Zeitvorgaben nur anpassen, diese nicht – wie ansonsten so Vieles in unserer Umgebung oder unserem Umfeld – ändern, oder gar an uns anpassen.

Und das ist auch gut so.

Trotzdem – oder gerade deswegen – haben auch wir uns von der Natur in den letzten Wochen und an den letzten Wochenenden ein wenig stressen lassen.

Einige Arbeiten – neben der Erstellung des Herbariums, betrifft dies natürlich auch die Heuernte und die Verarbeitung der ersten Mahd zu Grassilage – können einfach nur im Einklang und im Rhythmus mit der Natur durchgeführt werden.

Reges Treiben auf unseren Wiesen, Weiden und Feldern war da natürlich die logische Folge. 🙂

Herbarium.

Um ein ansehnliches und gut sortiertes Herbarium zu erstellen braucht man 4 Dinge: alte Zeitungen, eine (selbstgebaute) Pflanzenpresse um die Pflanzen schön konservieren zu können, ein Pflanzenbestimmungsbuch und – das wichtigste Kriterium – Zeit. Gerade in Phasen, wo unsere Natur nahezu explodiert, ist es wirklich wichtig, regelmäßig auf die Wiesen, Weiden und Wälder zu gehen, die Pflanzen zu bestimmen und, wenn man möchte und die Pflanzen nicht geschützt sind, einzelne Pflanzen mitzunehmen und zu pressen. Sophie ist ca. alle zwei Wochen zum Sammeln unterwegs gewesen und hat jeweils ca. 20 neue Pflanzen mitgebracht. Und dabei waren das bei weitem noch nicht alle Wildkräuter, die neu zu bestimmen waren, sondern nur die jeweils auffälligsten!

Einige Pflanzen die auf und rund um unsere Weiden, Wiesen und Wälder wachsen, möchten wir euch hiermit vorstellen. Vielleicht habt ihr ja das Glück sie auf euren nächsten Spaziergängen zu entdecken… dann grüßt sie von uns und sagt ihnen Bescheid, dass sie jetzt kleine „Hofgeschichten-Stars“ sind. 😉

Die ersten beiden Aprilwochen.

Die „Frühblüher“ sind unterwegs.

Lerchensporn – Lungenkraut – Seidelbast – Hundszahnlilie – Krokus – Schaumkraut – grüne Nieswurz

Dritte und vierte Aprilwoche.

Immergrün – Frühlings-Platterbse – Erdbeere – Gundelrebe – Hirtentäschel – große Sternmiere – Goldnessel – Beinwell

Mai.

Quitte – weißer Günzel – Beinwell – Pechnelke – Glockenblume – Holunder – Wicke – Luzerne – Steinklee – Rose – Baldrian

Holunderblütensirup.

Zu guter Letzt haben wir auch noch ein Rezept für euch. Wer schnell ist, kann jetzt nämlich noch einen eigenen Holundersirup herstellen:

  • 3kg Zucker
  • 2 Liter Wasser
  • 30 große Holunderblütendolden
  • 2 Zitronen
  • 4 Orangen
  • 50g Zitronensäure
Holunderblütensirup
Holunderblütensirup

Alles vermischen, Zucker und Säure auflösen und 3 Tage lang ziehen lassen. Dann die Blüten, Orangen und Zitronen abseihen, den Sirup auf 75°C erwärmen und durch ein feines Sieb oder einen Filter heiß in saubere Flaschen abfüllen. Die fertigen Flaschen kühl und dunkel lagern. Viel Spaß dabei!

Spitzwegerichsirup

Auch wenn die Zeit der grünen Wiesen und Weiden leider schon vorbei ist und der Winter mit seinen eisigen Winden und ruhigen Schneefallnächten mittlerweile ins Land gezogen ist, möchten wir euch diesmal ein ganz besonderes Rezept vorstellen. Ein Rezept, das die sommerliche Frische in die rauen Winternächte bringen soll und nebenbei auch noch eine volksmedizinische Verwendung findet.

Spitzwegerich („Das Lungenkraut“) findet man am Höllpaulihof auf jeder Weide und Wiese. Meist landet es direkt, oder als Heu und Silage verarbeitet im Magen unserer glücklichen Kühe. Im September haben wir aber die Gunst der Stunde genutzt, und kurz vor dem beginnenden Herbst noch Spitzwegerichblätter auf einer Wiese gesammelt.

Auf der Wiese verhält sich Spitzwegerich eher unauffällig. So unauffällig, dass wir ihn für euch leider nicht einmal fotografiert haben. Das werden wir im nächsten Frühjahr nachholen. Versprochen.

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Auch auf Kleewiesen kann sich Spitzwegerich verstecken.

Damit ihr euch zumindest vorstellen könnt, wie der nette Kollege aussieht, werde ich ihn euch kurz beschreiben: Seine dünnen, spitzen Blätter sind rosettenartig angeordnet und meist aufgerichtet, wie ein Grasbüschel. Das macht sie für den ungeschulten Blick auch nicht sofort erkennbar. Typisch sind jedoch die auffälligen, hervorstehenden und parallelen Blattnerven. Auch die Blüte des Spitzwegerich ist unauffällig. Die braunen Knöpfchen sitzen an der Spitze eines etwa 15-30 cm langen Stängels. Ich bin mir aber sicher, dass euch diese Blüte schon einmal aufgefallen ist. Bei Spaziergängen durch Wiesen oder auf Wegen sind es oft diese Blüten, die am höchsten aus der Wiese hervorragen und eure Beine kitzeln.

Volksmedizinisch wird Spitzwegerich bereits seit vielen Jahrhunderten verwendet. So soll er Erkältungen und Husten lindern, Blutungen schneller stillen und auch Verwendung als Haarpflegemittel finden.

Wir wollten aus dem Allzweckkraut einen Hustensirup herstellen. Und nachdem das auch sehr gut geklappt hat – Martin ist gerade dabei eine Erkältung damit zu kurieren – gibt’s hier das Rezept.

Zutaten:

  • Spitzwegerichblätter
  • Ungefähr 0,5kg Honig
  • Saft einer Zitrone
  • Marmeladeglas

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1. Spitzwegerichblätter sammeln – vorzugsweise junge Blätter zwischen Mai und August gepflückt
2. Spitzwegerichblätter grob schneiden
3. Spitzwegerichblätter und Honig abwechselnd in ein großes Marmeladeglas schichten

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4. Glas gut verschließen und 2-3 Monate dunkel und kühl lagern – wir haben unseren Sirup im Erdkeller gelagert
5. Nach 2-3 Monaten Lagerung die Mischung im Wasserbad auf 70°C erwärmen

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6. Zitronensaft hinzufügen und durch ein Sieb in ein zweites, sterilisiertes, Marmeladeglas füllen
7. Marmeladeglas gut verschließen und im Kühlschrank lagern
8. Fertig!

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