Auch bei uns am Hof gibt es solche Schätze. Und obwohl sie sich manchmal auf den ersten Blick nicht zeigen, sind sie doch da und können – von Argusaugen erspäht – gehoben werden. Und spannenderweise hat sich beim Heben eines dieser Schätze wieder einmal das Spannungsfeld, welches in unserer Beziehung so oft eine Rolle spielt, gezeigt. Das Spannungsfeld zwischen Stadt und Land, Bauernhof und Einfamilienhaus, Tradition und Moderne, das uns als Sophie und Martin sehr oft charakterisiert.
Aber fangen wir ganz am Anfang an: Eines Tages haben wir uns auf den Weg gemacht, die Schuppen und Dachböden des Höllpaulihofs zu erkunden. Denn dort gibt es richtig viel zu entdecken.
Martin hat in den alten Schuppen und Dachböden hauptsächlich die alten Apfelkisten gesehen. Alt. Staubig. Morsch. Kleine Apfelkisten eben. Apfelkisten, die zu jenen Dingen gehören, die früher auf Bauernhöfen größere Rollen gespielt haben, mittlerweile aber – aufgrund der veränderten Zeiten – nur mehr selten einen Auftritt auf der großen Bühne des Bauernhoflebens bekommen.
Man könnte sagen: Pragmatisch. Praktisch.
Sophie hingegen. Sophie sah von Anfang an Schätze. Schätze, die sie seid Kindheitstagen liebt: Alte Möbel, alte Werkzeuge, alte Geschichten, alte Kisten. Lauter Dinge, denen neues Leben eingehaucht werden könnte. Die Augen wurden größer und größer, das Herz begann lauter und lauter zu pochen, der Kopf ging über vor Ideen und, und, und…. Und leider fehlte bisher meistens die Zeit (und manchmal auch die praktische Erfahrung), alle Ideen umzusetzen.
Man könnte sagen: Verrückt. Überschwänglich.
Jedenfalls – und das haben wir schon öfter bemerkt – ergänzen sich unsere Eigenschaften glücklicherweise sehr gut. Und so hat es sich ergeben, dass wir während der Weihnachtsfeiertage Zeit fanden, unsere Kreativität und unser handwerkliches Talent zu verbinden und gemeinsam einen Schatz zu heben: ein neues Bücherregal.

Und weil das jetzt so toll aussieht, uns nichts gekostet hat und der Aufbau auch noch recht einfach funktioniert hat, gibt’s jetzt eine kurze Beschreibung zum Nachmachen:
- Schätze heben. Apfelkisten mit Bürsten grob reinigen
- Wir haben dafür ein recht grobes Schleifpapier verwendet. Wichtig ist, dass man sich nachher keinen Speil einzieht. Wer möchte kann zunächst noch mit Drahtbürsten die Patina abreiben, das führt dann dazu, dass die Kisten eine Optik bekommen, als hätte man sie geflämmt.
- Einräumen. Fertig. Wer möchte kann natürlich die Kisten auch an der Wand anschrauben, grundsätzlich sind sie aber aufgrund der schweren Bücher auch so recht stabil.
Mit einem solchen Bücherregal hat man eigentlich eine win – win – win – win – Situation geschaffen. Weil:
- Keine Kosten. Man verwendet Material, das bereits vorhanden ist, und Geräte zur Bearbeitung, die man sich ausborgt, oder die ohnehin schon zuhause vorhanden sind.
- Man verbraucht keine neuen Ressourcen, sondern verwendet bereits vorhandenes Material, das eine „höhere“ Funktion bekommt. Upcycling in Perfektion.
- Multifunktionalität und Flexibilität. Sollte man sich eines Tages am Bücherregal satt gesehen haben, gibt es viele verschiedene Rollen, die eine Holzkiste annehmen kann. Außerdem kann man das Bücherregal auch ganz einfach an einen neuen Platz siedeln.
- Last but not least ist es natürlich auch eine Stilfrage. Die Kombination von Alt und Neu, von Perfektion und Zufall und die Integration alter Geschichte(n) in neuen Wohnraum liegt gerade sehr im Trend. Und – ist es nicht gerade auf Familienbetrieben spannend, die vorherigen Generationen auch in unser heutiges Leben einzubauen? Wie viele Leute wohl schon die Apfelkisten in der Hand hatten um die Ernte der Streuobstwiesen in den Keller zu bringen?
Für manch einen mag es nur eine Apfelkiste sein, für jene Kreativen unter uns, die mit Innovationsgeist und als Querdenker an die Dinge herantreten, für diejenigen ist es ein Einkaufskorb, ein Beistelltischchen, ein Pflanzenkübel, ein Mülleimer oder eben… ein Bücherregal.
Am Anfang ist jedenfalls…
Die Idee.