Die Waldarbeit

In den letzten Wochen haben wir viel im Wald gearbeitet. Bäume gefällt, durchforstet, zusammengeräumt. Wie die Landwirtschaft ist auch die Forstwirtschaft eine eigene Wissenschaft. Im wahrsten Sinne des Wortes nämlich. Uns liegt beides am Herzen. Das mit der Landwirtschaft wisst ihr. Das andere wollen wir euch jetzt zeigen.

Der Bauer als Forstwirt.

Unser Bauernhof ist ein typischer gemischter Betrieb. Von allem ein bisschen was. Da gehört auch der Wald dazu. 13 Hektar sind es bei uns. Das reicht für die Wärmeversorgung mit unserer Hackschnitzelheizung. Und immer wieder etwas zum Verkaufen. Dennoch ist es nur ein Bereich von Vielen. Die Arbeit in der Landwirtschaft macht den größten Teil des Arbeitsjahres aus. So wie das bei den meisten landwirtschaftlichen Betrieben der Fall ist. Der Wald ist eher die Nebensache. Und dennoch wird er für einige Wochen im Jahr zur Hauptsache. Und der Landwirt zum Forstwirt.

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Unsere nachhaltige und erneuerbare Wärmequelle aus dem eigenen Wald.

Der Ursprung der Nachhaltigkeit.

„Der Wald ist die Sparkasse des Bauern.“ Ein Satz, den man früher oft hörte. Und tatsächlich, der Wald wurde lange als Reserve gesehen, die bei großen Investitionen oder Bauten zur Verfügung stand. Heute ist das anders. Es geht vielmehr um eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes. Mit verschiedenen, standortangepassten Arten und einer sorgsamen Entnahme, um die Funktionen des Waldes zu erhalten. Überhaupt hat der Begriff der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft eine ganz besondere Bedeutung. Er kommt nämlich von ihr. Johann Carl von Carlowitz beschrieb 1713 erstmals, dass im Wald nur so viel entnommen werden dürfe, wie in der gleichen Zeit wieder nachwächst. Heute wurde der Begriff auf beinahe alle Bereiche umgelegt.

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Unterschiedliche Altersstufen und verschiedene Baumarten zeichnen einen nachhaltig bewirtschafteten Wald aus.

Eine Einführung in die Waldwirtschaft.

Früher wie heute gleich ist das Generationendenken. Es ist der Grundpfeiler, auf dem der Wald aufbaut. Und damit lässt sich  die Waldwirtschaft auch gut erklären. Das versuche ich jetzt. Stellt euch den Wald als Familie vor. Es gibt die Eltern, die auf ihre kleinen Kinder aufpassen. Die Kinder wachsen langsam heran und kämpfen um Aufmerksamkeit. Die ist bei den Bäumen das Licht. Manchen gelingt das besser, anderen weniger. Irgendwann kommt die Phase, wo die Eltern schwächer werden. Dann ist die Zeit für die Kinder gekommen, um Verantwortung zu übernehmen und die Lücken zu füllen. Und dann beginnt die Geschichte wieder von vorne. Eine Geschichte, die sich mit den Generationen beim Menschen vergleichen lässt. Benötigt ein Baum nämlich ca. 80 Jahre, bis er die Erntereife erreicht hat. Oder anders ausgedrückt. Ein gepflanzter Baum wird erst von der übernächsten Generation geerntet. Das nennt man dann Generationendenken.

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Die Generationenübergabe im Wald: Ein großer Baum ist gefällt, der Nächste wartet bereits.

Von Festmetern, Modeholzarten und der Wertholzversteigerung.

Wie in allen Bereichen gibt es auch in der Forstwirtschaft eine eigene Fachsprache. Beispielsweise wären da die Festmeter. So nennt man das Raummaß, mit dem Holz gemessen wird. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter. Diesen erreicht man zum Beispiel mit einem Bloch (österreichischer Begriff für die Stammstücke der gefällten Bäume) mit 56 cm Durchmesser und vier Metern Länge. Wir haben heuer vor allem Fichte und Eiche gefällt. Die Fichte wird auch als „Brotbaum“ bezeichnet, weil sie die wirtschaftlich wichtigste Baumart ist. Und Eiche, weil diese gerade modern ist. Ob Böden oder Möbel, um die Eiche kommt man derzeit einfach nicht herum. Und das schlägt sich auch im Holzpreis nieder. Dieser hängt neben den Trends natürlich auch von der Qualität des Stamms ab. Geradheit, wenige Äste, keine Krankheiten und Beschädigungen – das sind nur einige Merkmale, nach denen das Holz bewertet wird. Drei besonders schöne Stämme haben wir heuer sogar zur Wertholzversteigerung gebracht, wo der Stamm an den Höchstbieter verkauft wird. Schöne Stämme sind das Eine, aber neben dem Stammholz fällt viel weiteres Holz an. Dieses wird zu Hackschnitzeln weiterverarbeitet.

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Diese schönen Stämme wurden bei der Wertholzversteigerung verkauft.

Vom Aufziehen bis zur Ernte.

Jetzt haben wir viel über die Holzernte gesprochen. Bis es soweit ist, bedarf es jedoch viel Arbeit. Vom Wachstumsstart des kleinen Baumes als Naturverjüngung (so wird ein selbst aufgegangener Baum bezeichnet) oder als Setzling bis zum Durchforsten (dem Ausdünnen des Waldbestands) bedarf es einiger Schritte, bis man einen Baum ernten kann. Dann kann man sich freuen. Und denkt dankbar an die Großeltern, die diesem Baum das Wachstum ermöglicht haben.

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Martin bei der Waldarbeit: eine entsprechende Schutzausrüstung gehört dazu.

 

Frühlingskräuter

Fragt ihr euch auch, wie schnell der Übergang zwischen Winter und Frühling bzw. Sommer heuer eigentlich über die Bühne gegangen ist? Hier stellen wir einige Frühlingskräuter von April und Mai vor.

Fragt ihr euch auch, wie schnell der Übergang zwischen Winter und Frühling bzw. Sommer heuer eigentlich über die Bühne gegangen ist?

Ruhten die Pflanzen Ende März teilweise noch im Schnee, sind sie ab Mitte April jedoch schon so richtig aus den Startlöchern geschossen und haben den zweiwöchigen Vegetationsrückstand bis Mitte Mai zu einem zweiwöchigen Vorsprung (!) ausgebaut.

Übergangsphasen waren früher.

Heuer ist die Überholspur angesagt!

Landschaften haben durch diese regelrechte „Explosion“ der Natur dadurch sehr rasch ihr Aussehen verändert, sind von einer kargen Winterlandschaft, zu saftigem Grün, zur üppig-blühenden Vielfalt bis teilweise zur frühen Fruchtreife gewechselt.

In dieser Phase hat Sophie versucht, ein Herbarium für ihren Kräuterpädagogikkurs anzulegen, was – zugegeben – manchmal zur Herausforderung wurde.

Nicht nur für diese – menschlichen – Bedürfnisse (Stichwort: Luxusproblem!) stellte der rasante Wechsel der Vegetation und die schnellen Vegetationsschritte also ein Problem dar, auch unsere fleißigen kleinen Bestäuberinnen, Bienen und Hummeln, waren sichtbar im Stress – mussten doch die Blüten in kürzester Zeit bestäubt und die wertvollen Trachten wieder heil in den Stock gebracht werden.

Gar nicht so einfach bei so vielen blühenden Pflanzen!

So war beispielsweise die Blüte unserer Obstbäume, wie Apfelbaum, Kirschbaum, Birnbaum und deren Freunden, nach jeweils einer Woche Vollblütezeit bereits wieder vorbei.

Kann man also nur hoffen, dass die lieben Bienen in dieser Zeit auch möglichst viele Blüten besucht und auch bestäubt haben.

Rote Kirschen, saftige Äpfel, mehlige Kastanien oder duftende Quitten, wird es ansonsten nämlich im Herbst nur in raren Mengen geben.

Ändern kann man an der Sache mit den schnellen Vegetationsschritten und dieser grünen Explosion natürlich nichts, die Natur macht ihre Sache und wir können uns ihren Zeitvorgaben nur anpassen, diese nicht – wie ansonsten so Vieles in unserer Umgebung oder unserem Umfeld – ändern, oder gar an uns anpassen.

Und das ist auch gut so.

Trotzdem – oder gerade deswegen – haben auch wir uns von der Natur in den letzten Wochen und an den letzten Wochenenden ein wenig stressen lassen.

Einige Arbeiten – neben der Erstellung des Herbariums, betrifft dies natürlich auch die Heuernte und die Verarbeitung der ersten Mahd zu Grassilage – können einfach nur im Einklang und im Rhythmus mit der Natur durchgeführt werden.

Reges Treiben auf unseren Wiesen, Weiden und Feldern war da natürlich die logische Folge. 🙂

Herbarium.

Um ein ansehnliches und gut sortiertes Herbarium zu erstellen braucht man 4 Dinge: alte Zeitungen, eine (selbstgebaute) Pflanzenpresse um die Pflanzen schön konservieren zu können, ein Pflanzenbestimmungsbuch und – das wichtigste Kriterium – Zeit. Gerade in Phasen, wo unsere Natur nahezu explodiert, ist es wirklich wichtig, regelmäßig auf die Wiesen, Weiden und Wälder zu gehen, die Pflanzen zu bestimmen und, wenn man möchte und die Pflanzen nicht geschützt sind, einzelne Pflanzen mitzunehmen und zu pressen. Sophie ist ca. alle zwei Wochen zum Sammeln unterwegs gewesen und hat jeweils ca. 20 neue Pflanzen mitgebracht. Und dabei waren das bei weitem noch nicht alle Wildkräuter, die neu zu bestimmen waren, sondern nur die jeweils auffälligsten!

Einige Pflanzen die auf und rund um unsere Weiden, Wiesen und Wälder wachsen, möchten wir euch hiermit vorstellen. Vielleicht habt ihr ja das Glück sie auf euren nächsten Spaziergängen zu entdecken… dann grüßt sie von uns und sagt ihnen Bescheid, dass sie jetzt kleine „Hofgeschichten-Stars“ sind. 😉

Die ersten beiden Aprilwochen.

Die „Frühblüher“ sind unterwegs.

Lerchensporn – Lungenkraut – Seidelbast – Hundszahnlilie – Krokus – Schaumkraut – grüne Nieswurz

Dritte und vierte Aprilwoche.

Immergrün – Frühlings-Platterbse – Erdbeere – Gundelrebe – Hirtentäschel – große Sternmiere – Goldnessel – Beinwell

Mai.

Quitte – weißer Günzel – Beinwell – Pechnelke – Glockenblume – Holunder – Wicke – Luzerne – Steinklee – Rose – Baldrian

Holunderblütensirup.

Zu guter Letzt haben wir auch noch ein Rezept für euch. Wer schnell ist, kann jetzt nämlich noch einen eigenen Holundersirup herstellen:

  • 3kg Zucker
  • 2 Liter Wasser
  • 30 große Holunderblütendolden
  • 2 Zitronen
  • 4 Orangen
  • 50g Zitronensäure

Holunderblütensirup
Holunderblütensirup

Alles vermischen, Zucker und Säure auflösen und 3 Tage lang ziehen lassen. Dann die Blüten, Orangen und Zitronen abseihen, den Sirup auf 75°C erwärmen und durch ein feines Sieb oder einen Filter heiß in saubere Flaschen abfüllen. Die fertigen Flaschen kühl und dunkel lagern. Viel Spaß dabei!